Das diesjährige arbeitsrechtliche Doktorandenseminar des Lehrstuhls von Professor Dr. Matthias Jacobs fand am 19. September auf freundliche Einladung der beiden renommierten Arbeitsrechter Dr. Martin Diller und Professor Dr. Jobst-Hubertus Bauer im Stuttgarter Büro der Kanzlei Gleiss Lutz statt. Als Ehrengast und Mitdiskutant nahm der ehemalige Bundesarbeitsrichter Axel Breinlinger am Seminar teil.
Zunächst referierte Luisa Sandforth über Sicherungsmöglichkeiten einer dynamischen Geltung von Tarifverträgen nach einem Betriebsübergang und stellte die Herausforderungen der „Alemo-Herron“-Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für die arbeitsrechtliche Praxis dar. Bastian Schuster folgte mit einem Vortrag über die Auswirkungen der Errichtung von Gemeinschaftsbetrieben auf betriebsverfassungsrechtliche Gremien und Vereinbarungen. Er setzte sich dabei unter anderem mit der Frage auseinander, wie ein gemeinsamer Betrieb für die Bildung von Gesamtbetriebsräten bei den an ihm beteiligten Unternehmen zu berücksichtigen ist. Schließlich folgte Lea Smeyers mit einem Einblick in ihre Doktorarbeit zum Thema Freizeitarbeit. Sie widmete ihren Vortrag insbesondere dem Spannungsfeld zwischen modernen Formen der (Freizeit-)Arbeit – insbesondere dem E-Mail-Empfang via Smartphone – und den restriktiven Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes. Allen drei Vorträgen folgte eine lebhafte Diskussion, in der deutlich wurde, dass die drei Doktorarbeitsthemen keineswegs einen rein akademischen Wert haben, sondern auch für die Arbeitsrechtspraxis von großer Bedeutung sind.
Der Nachmittag bei Gleiss Lutz endete mit einer kurzen Kanzleivorstellung durch Dr. Martin Diller und Dr. Marco König. Während Dr. Marco König über die Karrieremöglichkeiten bei Gleiss Lutz sprach, gab Dr. Martin Diller einen interessanten Einblick in den Alltag der arbeitsrechtlichen Beratung und stellte anschaulich die Herausforderungen von Verhandlungen mit Gewerkschaften und Betriebsräten und die Bedeutung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem eigenen Mandanten dar. Der Abend klang im Stuttgarter Nachtleben gesellig aus.
Am folgenden Tag hieß Dr. Volker Ströbele, Personalleiter des Bosch-Werkes in Stuttgart-Feuerbach, die Seminarteilnehmer herzlich willkommen. Eine kurzweilige Führung durch das Werk zeigte, dass Bosch nicht nur als Automobilzulieferer und Werkzeughersteller erfolgreich ist, sondern auch im Bereich der Industrie 4.0, also der Verzahnung von industrieller Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik, zu den weltweit führenden Unternehmen gehört. Diese zunehmende Verzahnung stellt Bosch als Arbeitgeber aber gleichzeitig vor neue Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Arbeitnehmervertretern. Dr. Volker Ströbele lud deshalb zu einem Think Tank ein, der sich der Frage widmete, wie auch in Zeiten fortschreitender Vernetzung künftig eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat gewährleistet werden kann; viele interessante Ansätze wurden erarbeitet und angeregt zwischen den Seminarteilnehmern diskutiert.