Auf nach Lëtzebuerg!

Studierende besuchen EuGH, Arbeitsminister und CES

Der Schwerpunkt Arbeitsrecht von Professor Dr. Matthias Jacobs ist an der Hochschule als unternehmungslustig bekannt. Für die letzte Exkursion vor den Prüfungen im Dezember stand nochmal ein echtes Highlight an: Gemeinsam mit einer Gruppe Studierender des Steuerrechtsschwerpunkts machte man sich am Montag, den 10. Oktober 2016, auf in das Großherzogtum Luxemburg. Kaum angekommen stand schon der erste Programmpunkt auf dem Plan. Am frühen Abend hatten die Exkursionsteilnehmer die Möglichkeit, den Conseil Economique et Social zu besuchen. Dort gab ihnen der Generalsekretär des CES Daniel Becker eine spannende Einführung in die sozioökonomischen Umstände Luxemburgs und die Besonderheiten eines Landes, in dem knapp 180.000 Grenzgänger arbeiten, ehe der Vizepräsident Marco Wagener eine im vergangenen Jahr erhobene Studie zu den luxemburgischen Steuerdaten vorstellte. Nach vielen interessierten und kontroversen Fragen der Studierenden hierzu übernahm der luxemburgische Minister für Arbeit, Beschäftigung, Sozial- und Solidarwirtschaft Nicolas Schmit mit einem spannenden Vortrag zu dem hochaktuellen Thema Arbeit 4.0. Die durch die Vortragenden angeregten Diskussionen über Steuerpolitik, Artificial Intelligence, Digitalisierung und entgrenzte Arbeitszeit konnten zum Abschluss der Veranstaltung noch bei einem kleinen Empfang fortgesetzt werden.

Im Anschluss wurde dann das seriöse Outfit gegen die Abendgarderobe getauscht, um das Großherzogtum auch bei Nacht kennenzulernen. Für die meisten Exkursionsteilnehmer war es indes neu, um kurz nach Mitternacht auf die Sperrstunde der Bars und Kneipen hingewiesen und kurz darauf vor die Tür gebeten zu werden. Was zunächst bei einigen für enttäuschte Gesichter gesorgt hatte, sollte sich am nächsten Morgen aber als sinnvoll erweisen, denn da stand ein Besuch bei dem Gerichtshof an, den jeder (angehende) Jurist unweigerlich mit Luxemburg verbindet. Dass dieser Besuch kein gewöhnlicher war, konnte man den Studierenden schon vor Betreten des Eingangs anmerken. So mancher ließ es sich nicht nehmen, ein Erinnerungsphoto mit dem Schriftzug „Cour de justice de l'Union européenne“ schießen zu lassen. Nach Passieren der Sicherheitsschleuse konnten die Exkursionsteilnehmer an einer Verhandlung des Großen Senats zu einer Rechtssache, die die Frage der Anwendbarkeit des Unionsrechts auf Verträge zwischen der EU und einzelnen Mitgliedstaaten zum Gegenstand hatte, beiwohnen. Neben dem beeindruckenden Anblick von fünfzehn rotgewandeten Richterinnern und Richtern war es vor allen Dingen interessant, den Justizapparat der Union mit seinen vielen Übersetzern zu erleben. Das Vorabentscheidungsgesuch stammte von einem rumänischen Gericht, sodass die Verfahrenssprache ebenfalls rumänisch war. Übersetzt wurde aber auch in viele andere Sprachen, so dass während der Verhandlung auch teilweise Holländisch, Schwedisch, Spanisch oder Französisch u.a. gelauscht wurde.

Im Anschluss an die Verhandlung erhielt die Gruppe eine Führung durch das Gerichtsgebäude bevor sie das Vergnügen hatte, die deutsche Generalanwältin Professor Dr. Juliane Kokott treffen zu können. Die Mutter eines Alumnus der Bucerius Law School und ehemaliges Kuratoriumsmitglied der Zeit-Stiftung schilderte den Studierenden nicht nur ihren beeindruckenden Werdegang, sondern gab auch Einblick in ihre spannende Tätigkeit am Gerichtshof. Besonders interessant war hierbei, dass den von ihr und den übrigen Generalanwälten entworfenen Schlussanträgen in 85 Prozent der Fälle gefolgt wird, sie also großen Einfluss auf die Auslegung und Durchsetzung des Unionsrechts haben. Bei einem leckeren Mittagessen in den Räumlichkeiten des EuGH hatten die Studierenden dann die Möglichkeit, Professor Kokott weitere Fragen zu stellen.

Danach machten sich die meisten Exkursionsteilnehmer auf eigene Faust an die Erkundung der sehr schönen Altstadt Luxemburgs bevor die ersten Eindrücke am Mittwochvormittag noch bei einer Stadtführung mit historischen Details unterfüttert wurden.

Erfüllt von den vielen spannenden Eindrücken, aber auch ein wenig traurig, dass dies die letzte Exkursion in der Schwerpunktszeit gewesen war, machte sich die Reisegruppe im Anschluss an die Führung zurück auf den Weg nach Hamburg. Noch im Bus wurde in Gesprächen an die vielen interessanten Begegnungen angeknüpft und der Trip Revue passieren lassen. Ein besonderer Dank gilt hierbei abermals der Kanzlei Ruge Krömer, die das Arbeitsrecht an der Bucerius Law School auch bei dieser Exkursion überaus großzügig unterstützt hatte und deren gesponserte Pullover den Studierenden auf der Exkursion stete Begleiter waren. 

Autor*in

Text: Philipp Schulte, Student; Fotos: Prof. Matthias Jacobs

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