Im Rahmen des Studium professionale gab die Bucerius Law School am 10. Juni 2021 einen weiteren spannenden Einblick in „Berufsbilder“. Erfahrene Praktiker*innen berichten hier von ihrem abwechslungsreichen Arbeitsalltag. Die Studierenden erhalten so einen Eindruck, wie vielfältig das Berufsbild von Jurist*innen ist und in welchen Bereichen juristische Expertise gefragt ist.
Panel mit Diplomat*innen aus verschiedensten Bereichen
In der neuesten Ausgabe ging es um die Tätigkeit beim Auswärtigen Amt. Die Veranstaltung wurde moderiert von Maximilian Müller aus dem Bachelorjahrgang 2007 der Bucerius Law School. Er arbeitet als Referent im Grundsatzreferat beim Auswärtigen Amt in Berlin.
Als berichterstattende Alumni nahmen teil:
- Dr. Lars-Uwe Kettner, Jg. 2003, Leiter der Rechts- und Konsularabteilung an der Deutschen Botschaft Tel Aviv
- Tore Neumann, Jg. 2004, Referent im Völkerrechts-Referat 500, Berlin
- Dr. Anna Faure, Jg. 2007, Referentin im Referat für Menschenrechte, Genderfragen, Internationale Ordnung, sowie Vereine Nationen und Rüstungskontrolle, Berlin
- Friedrich Birgelen, Jg. 2006, Referent im Personalreferat, Berlin
- Dr. Christoph Essert, Jg. 2002, Politischer Referent bei Ständigen Vertretung bei der OSZE, Wien
Werdegänge beim Auswärtigen Amt: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Zu Beginn sprachen die Teilnehmer*innen über ihren Werdegang. Dabei wurde schnell eine Gemeinsamkeit klar: Meist hatten die Diplomatinnen und Diplomaten vor ihrem Eintritt in den Höheren Dienst etwas ganz anderes gemacht.
Lars Kettner beispielsweise war vor der einjährigen Ausbildung in Berlin-Tegel drei Jahre bei der Unternehmensberatung BCG tätig. Und Friedrich Birgelen arbeitete vor seiner Ausbildung zum Diplomaten einige Zeit beim Öl- und Gaskonzern Shell.
Spannend war auch, dass der Einstieg beim Auswärtigen Amt mal mehr, mal weniger geplant war: Kettner zum Beispiel wollte von vornherein Diplomat werden. Anna Faure hingegen sagt, sie habe die Möglichkeit einer Diplomatinnenkarriere anfangs gar nicht „auf dem Schirm gehabt“. Erst im Referendariat kam sie durch eine Station in New York mit dem Auswärtigen Amt in Berührung.
Grundlegende Prinzipien der diplomatischen Arbeit
Spannend zu erfahren war, wie abwechslungsreich die Tätigkeit beim Auswärtigen Amt ist. Denn durch das „Rotationsprinzip“ haben Diplomat*innen alle drei Jahre einen neuen Posten. Gut illustrieren lässt sich dies am beruflichen Werdegang von Friedrich Birgelen: Nach einem ersten Posten in Abuja, Nigeria, ist er nun seit einiger Zeit in Berlin beim Personalreferat – und demnächst geht es für ihn nach Bangalore, Indien.
Dieses Beispiel zeigt auch das zweite dominierende Prinzip beim Auswärtigen Amt. Nach dem „Generalistenprinzip“ bekommen alle Diplomat*innen dieselbe Ausbildung und müssen jeden Posten bekleiden können. So kommt es, dass Birgelen nach dem Personalreferat in Berlin nun für Wirtschaftsfragen in Bangalore zuständig ist.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf – bei Diplomat*innen (erst recht) ein Thema
Daraus ergeben sich aber auch Herausforderungen, die meistens mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zusammenhängen. Bei manchen Stationen zum Beispiel sei es nicht möglich, eine Familie mitzunehmen, da die Station so gefährlich sei. Und für die jeweiligen Partner und Partnerinnen ergäben sich oft Brüche im Lebenslauf, erzählt Essert.
Als weniger herausfordernd empfanden die Teilnehmer*innen die regelmäßigen Umzüge. Diese seien zwar nervig, es sei aber eben auch ein großer Vorteil, alle drei Jahre an einem anderen Ort zu sein. „Man muss es wollen, aber dann ist es nicht mehr als eine kleine Nebenbelastung“, meint Birgelen.
Die Veranstaltung, die aufgrund der noch immer anhaltenden Coronavirus-Pandemie über Zoom stattfand, schloss mit Fragen der Studierenden. Themen waren beispielsweise die nötigen Fremdsprachenkenntnisse für das Auswahlverfahren sowie die Karriereaussichten beim Auswärtigen Amt.