BERUFSBILD Jurist*in im Energiesektor

Alumni der Hochschule berichten von der Tätigkeit im Energierecht

Im Rahmen des Studium professionale gab die Bucerius Law School am 11. März 2021 einen weiteren spannenden Einblick in „Berufsbilder“. Erfahrene Praktiker*innen – viele sind Alumni der Bucerius Law School – berichten hier von ihrem abwechslungsreichen Arbeitsalltag. Die Studierenden erhalten so einen Eindruck, wie vielfältig das Berufsbild von Jurist*innen ist und in welchen Bereichen juristische Expertise gefragt ist.

In dieser Ausgabe ging es um die Tätigkeit im Energiesektor. Dabei handelt es sich um einen Bereich mit vielen verschiedenen Akteuren, welche jeweils unterschiedliche Interessen haben. Diese Vielfalt an Perspektiven spiegelte sich auch in den Teilnehmer*innen wieder. Das Panel bestand aus:

  • Axel Binder, Senior Legal Counsel bei der Deutsche Bahn AG
  • Dr. Urs Engels, Referent beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
  • Dr. Johannes Franke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Unabhängigen Institut für Umweltfragen
  • Dr. Moritz Meister, Rechtsanwalt bei Allen & Overy
  • Henning Oberbeck, Legal Counsel bei Siemens Gamesa
  • Claire Pröbstle, Partnerin bei Köchling & Kranefeld

Durch die Veranstaltung führte Robert Büchner aus dem Bachelorjahrgang 2007 der Bucerius Law School. Er ist als Rechtsanwalt und Counsel bei der Kanzlei Becker Büttner Held in Berlin tätig.

Energierecht: Komplex, aber enorm wichtig

Von Beginn an waren sich alle Teilnehmer*innen darin einig, dass es sich beim Energierecht um ein besonders zukunftsrelevantes Thema handelt. Dies liege an der Herausforderung durch den Klimawandel, der eine Wende bei der Energieversorgung notwendig mache. 

Falls aber diese Einsicht zu viel Enthusiasmus bei den anwesenden Studierenden geweckt haben sollte, hatte der Moderator direkt ein „Gegenmittel“ parat: Er präsentierte ein Schaubild des Bundeswirtschaftsministeriums, das alle relevanten Gesetze und Verordnungen für das Energierecht enthielt. Die Botschaft: Aufgrund der Fülle an Rechtsquellen auf verschiedenen Ebenen (Bundesländer, Bund, EU) ist das Energierecht nicht einfach zu durchschauen.

Dennoch zeichnete sich im Laufe der Diskussion ab, dass alle Beteiligten eine gewisse Leidenschaft für das Energierecht haben. Die meisten hatten bereits früh einen entsprechenden Fokus gesetzt, entweder im Studium durch die Wahl des universitären Schwerpunktbereichs „Markt und Staat“ oder durch einschlägige Stationen im Referendariat. Auch eine Dissertation eignet sich dafür, sich bereits vor dem Berufseinstieg vertieft mit dem Energierecht auseinanderzusetzen.

Klassisch juristische Tätigkeiten im Energierecht

Im weiteren Verlauf des Abends stellten die Teilnehmer*innen ihre genauen Tätigkeiten vor.

Claire Pröbstle und Moritz Meister arbeiten beide für Anwaltskanzleien und betreuen große Infrastrukturprojekte im Energiebereich. Dennoch unterscheidet sich ihre Tätigkeit: Pröbstle kümmert sich um verwaltungsrechtliche Verfahren, insbesondere um staatliche Genehmigungen. Meister hingegen, der in der Abteilung Gesellschaftsrecht arbeitet, ermöglicht Investitionen in solche Projekte. Windparks zum Beispiel seien sehr teuer und benötigen dafür Startkapital. „Beteiligungsverhältnisse sorgfältig zu prüfen oder einzurichten, das ist mein Job“, sagt er.

Johannes Franke bearbeitet das Energierecht aus akademischer Perspektive, er schreibt vor allem Stellungnahmen zu Gesetzen. Ein besonderer Fokus liegt dabei darauf, die Rechte der Bürger zu wahren. Diese bestehen aus Information, Teilhabe und angemessenem Rechtsschutz.

Tätigkeit in der freien Wirtschaft oder für den Staat

Axel Binder und Henning Oberbeck sind in der Wirtschaft tätig. Beide berichten, dass das Thema Nachhaltigkeit dort ernst genommen werde. Die Deutsche Bahn wolle bis 2050 CO2-neutral sein, sagt Binder. Und Oberbeck, der früher für Shell gearbeitet hat, erzählt: „Während Shell am Anfang meiner Zeit dort noch ein klassischer Öl- und Gaskonzern war, ist jetzt die Einsicht eingekehrt: Wer in 100 Jahren noch existieren möchte, muss auf andere Technologien setzen“.

Die Vielfalt der Tätigkeiten im Energierecht zeigt aber niemand besser als Urs Engels. Der Jurist war im Wirtschaftsministerium insbesondere mit der Organisation einer großen Werbekampagne beschäftigt: „Wir haben einen Film gedreht, einen Drehbuchschreiber engagiert und Schauspieler*innen gecastet. Der Werbespot lief sogar im Kino!“

Der Abend schloss mit vielen Fragen der anwesenden Studierenden. Dabei ging es unter anderem darum, in welcher Rolle man als Berufseinsteiger am meisten erreichen könne. Die Antwort des Panels: In einer NGO.

Text

Arne Lemke

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