Das Auslandstrimester 2021: Ganz anders als geplant!

Mit viel Geduld konnte ein Großteil des Jahrgangs 2018 den Auslandsaufenthalt antreten, während der übrige Teil derzeit ein Alternativtrimester absolviert.

Aufgrund der Pandemie musste erstmalig in der Geschichte der Law School der Ablauf des Curriculums gravierend angepasst werden, da der studentische Austausch weltweit ausgesetzt wurde. Auch der Plan im Jahr 2021 zwei Jahrgänge parallel ins Ausland zu schicken, konnte pandemiebedingt nicht umgesetzt werden.

Umso glücklicher ist die Hochschule, dass es möglich war für einen Großteil des Jahrgangs 2018 die letzte Chance auf das Auslandsstudium zu verwirklichen: 86 von 101 Studierende studieren derzeit an unseren Partneruniversitäten in Nordamerika, Europa, Vorderasien und Afrika. Für die in Deutschland verbleibenden 15 Studierenden wurde ein Alternativprogramm entwickelt. Sie absolvieren entweder im Herbsttrimester ein Praktikum oder belegen Kurse an der Bucerius Law School.

Hongkong – Neustart unter erschwerten Bedingungen

Stella Westenhoff studiert derzeit an der University of Hongkong. Sie hatte sich an der Partnerhochschule bereits für Herbst 2020 beworben und ein Jahr später das Glück, erneut an ihre Wunschuni nominiert zu werden:

„Hongkong als Schnittstelle zwischen Asien und dem Westen, zwischen autoritärem Staatskapitalismus und Neoliberalismus, schien mir sowohl in rechtlicher als auch in kultureller Hinsicht ein spannender Ort zum Studieren und Leben. Und das in – wie ich finde – sehr spannenden Zeiten des Umbruchs und der Ungewissheit. Die Proteste waren bereits während meiner ersten Nominierung akut. Statt zu zweifeln, hat mich die politische Lage aber eher in meiner Wahl, ein Auslandstrimester in Hongkong zu verbringen, bestärkt.“

Pandemiebedingte Herausforderungen zu Anfang

Auch von kurzfristigen Visumserteilungen und strikten Einreisebedingungen mit wochenlanger Quarantäne in einem dafür eingerichteten Hotel ließ sich die Studentin nicht abschrecken, sondern sah es als Herausforderung. „Tatsächlich war mein Aufenthalt auch nach Zusage der Universität längst nicht in trockenen Tüchern. Endgültig verschwunden waren meine Zweifel daher erst, als ich schließlich 4 Flugumbuchungen später und mit einem Ordner voller abgesegneter Einreisedokumente in meinem Quarantänehotel ankam“, so Stella Westenhoff.

Die Quarantäne war eine Erfahrung, die die Studentin nicht wiederholen möchte: „So durfte man etwa keine Fenster öffnen und das Essen, das einem drei Mal am Tag vor die Tür gestellt wurde, war sehr gewöhnungsbedürftig. Glücklicherweise konnte ich in meiner freien Zeit jedoch bereits aus der Quarantäne an ersten Online-Kursen teilnehmen.“

Hongkong überzeugt

Bisher hat Stella Westenhoff Hongkong als pulsierende, multikulturelle Stadt voller Überraschungen und Kontraste wahrgenommen und ist von der University of Hong Kong mit ihren rund 30.000 Studierenden begeistert. In akademischer Hinsicht hat sich das Corona-bedingte einjährige Warten gelohnt: „Durch die im Schwerpunkt erworbenen Vorkenntnisse konnte ich gezielt Kurse u.a. aus dem LL.M. Programm belegen und habe so die Möglichkeit, den Stoff aus einem asiatischen Blickwinkel zu betrachten“, sagt die Studentin.

Sao Paulo, Paris, Sheffield…

Für Wesley Kruin war es leider in diesem Herbst nicht möglich, sein Auslandstrimester an der Wunschuniversität in Brasilien anzutreten. „Als mein Studium in Brasilien zum zweiten Mal abgesagt wurde, war ich natürlich schon enttäuscht. Mich hätte sehr interessiert, wie sich das Spannungsverhältnis zwischen der vielfältigen, bunten Kultur und der extrem konservativen politischen Führung Brasiliens auf das tägliche Leben und die Einstellung der Menschen vor Ort auswirkt. Außerdem wollte ich meine erworbenen Portugiesischkenntnisse anwenden“, so der Student.

Gemeinsam mit Kommiliton*innen, deren ursprüngliche Gastuniversität den Austausch absagen musste, durchlief Wesley Kruin einen Umnominierungsprozess und konnte sich aus dem Pool verbleibender Plätze ein neues Zielland aussuchen. Es sollte die Sciences Po in Paris werden…jedoch nicht bleiben, da kurze Zeit später auch hier der Austausch abgesagt wurde.

Endlich ein Ziel…

Zum dritten Mal hieß es für Wesley Kruin ein neues Ziel wählen und Bewerbungsunterlagen vorbereiten: „Als ich dann die Zusage für die University of Sheffield in Großbritannien erhalten habe, konnte ich mich zunächst nicht wirklich freuen. Zum einen war da nach wie vor die Ungewissheit, ob es diesmal wirklich stattfinden würde, zum anderen wäre ich unter normalen Umständen niemals auf die Idee gekommen in Sheffield zu studieren. Doch dann kam die Neugierde zurück und der Wunsch Unbekanntes zu entdecken und neue Freundschaften zu schließen. Nach knapp 1,5 Jahren Online-Uni und Home-Office brauchte ich dringend diese Abwechslung.“

Statt US-Metropole jetzt Bundeshauptstadt

Lilli Hilscher erging es ähnlich wie Wesley Kruin. Ursprünglich für die Seattle University School of Law nominiert, führte eine kurzfristige Absage aus den USA zum Wechsel an die Jagiellonian University in Krakau. Doch auch hier war ein Austausch letzten Endes nicht möglich und die Enttäuschung sehr groß: „Ich habe mich unter anderem auch dazu entschieden, an der BLS zu studieren, weil mir das Auslandsstudium als integraler Bestandteil sehr zugesagt hat. Dementsprechend war das Auslandstrimester auch das, worauf ich mich am allermeisten im Studium gefreut habe“, berichtet Lilli Hilscher. „Als ich mich dann mit dem Alternativprogramm auseinandersetzen musste, war mir sofort klar, dass ich die Praktikumsoption wähle. Es gibt so viele spannende Bereiche, die ich noch kennenlernen möchte!“ Neben Praktikumsbewerbungen an die Vereinten Nationen in Genf und Human Rights Watch in Berlin stand auch das Auswärtige Amt auf der Wunschliste der Studentin – und dieses Mal wurde sie nicht enttäuscht:

Völkerrecht hautnah miterleben

„Ich habe mich riesig über die Zusage aus dem Auswärtigen Amt gefreut und arbeite seit Anfang Oktober im Referat 504 für besondere Völkerrechtsgebiete. Schwerpunktmäßig beschäftige ich mich hier mit der Antarktis und dem Antarktisvertrag. Vom 23. Mai bis 2. Juni 2022 wird Deutschland das 44. Antarctic Treaty Consultative Meeting ausrichten. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen bereite ich diese Konferenz vor. Aller Voraussicht nach werde ich auch an ihr teilnehmen können und freue mich schon, das fertige „Projekt“ mitzuerleben“, erzählt Frau Hilscher aus ihrem spannenden Praktikumsalltag. Auch wenn das Ausland nach wie vor ihr Hauptwunsch gewesen ist, kann sie dem Praktikum sehr viel abgewinnen. „Ich nutze meine Zeit hier, um herauszufinden, ob ich mir auch eine spätere Laufbahn im Auswärtigen Amt vorstellen kann. Und als Tipp für nachfolgende Studierende: Oft sind die unerwarteten Wendungen und Pläne die, die einen am meisten voranbringen. Ich trauere dem Ausland nicht mehr hinterher und bin sicher, dass sich zukünftig die Gelegenheit ergibt, Zeit im Ausland zu verbringen – vielleicht durch eine Stelle im Auswärtigen Amt.“

Erfahrungen, die weiterbringen

Ganz anders als geplant – so ist das Auslandstrimester für den Jahrgang 2018 gelaufen. Doch egal ob im Ausland oder in Deutschland, beim Studium oder Praktikum: die individuell gesammelten Erfahrungen und die persönliche Blickerweiterung werden die Studierenden einen weiteren Schritt nach vorn bringen.

Text

Lena Johannes

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