Warum wolltest Du ausgerechnet zu McDermott?
Mir war bei meiner Praktikumswahl von Anfang an bewusst, dass ich mein erstes Praktikum nicht in Hamburg, sondern in einer anderen deutschen Großstadt verbringen möchte, da ich „mal was neues“ sehen wollte. Da ich Freunde in Frankfurt habe, die für mich direkt einen WG-Platz organisiert haben, ist die Wahl schnell auf Frankfurt gefallen. Nach Durchforsten der Liste der Praktikumsangebote in Frankfurt von der Law School bin ich dann an McDermott hängen geblieben, weil diese Kanzlei besonders für den Nischenbereich „Healthcare & Life Sciences“ bekannt ist. Ich konnte anfangs mit dem Begriff nicht viel anfangen, die Verlinkung zwischen Jura und Naturwissenschaften hat mich aber dennoch sofort gecatcht.
Außerdem habe ich mir für meine Praktika im Rahmen des Studiums überlegt, dass ich gerne möglichst viele Facetten juristischer Berufe erkunden möchte. McDermott hat ein integriertes Praktikantenprogramm und das war für den Anfang ideal, da ich neben der alltäglichen Arbeit viel mit anderen Praktikanten zu tun hatte und einen Einblick in alle Teams der Kanzlei bekommen durfte.
Was hat Dir während Deines Praktikums besonders gefallen?
Mir hat die typische „alltägliche“ Arbeit besonders gefallen. Ich habe es genossen, meiner Patin Lea bei ihren Aufgaben zu helfen, mich mit den Besonderheiten des Arzneimittelrechts auseinanderzusetzen und bei diversen Mandantengesprächen des Teams zuhören zu dürfen. Einen Tag durfte ich mit einer anderen Praktikantin mit ins Arbeitsgericht und bei einer Güteverhandlung, sowie einem Zeugengespräch zuhören.
Zudem hatten wir mehrmals in der Woche „Lunch-Talks“, in denen sich die diversen Teams aus den vier Standorten (Frankfurt, Düsseldorf, München und Köln) vorgestellt haben. So hat man einen guten Überblick über die Tätigkeitsbereiche einer Großkanzlei erhaschen können. Diese Vorstellungen haben je nach Standort direkt oder via Zoom stattgefunden, sodass alle Praktikant:innen aus allen Standorten teilnehmen konnten. So ist man untereinander gut in Kontakt geblieben.
Was war die größte Herausforderung, mit der Du zu lernen musstest, umzugehen?
Meine Herausforderung war es zunächst, mich neben dem Praktikum mit all den neuen Leuten in einer völlig fremden Stadt und in einer völlig fremden WG zurechtzufinden und wohlzufühlen. Im Praktikum selbst ist es mir schwer gefallen, als Studentin, die nicht einmal ein Jahr studiert, den Überblick zu behalten. All die anderen Praktikanten waren im Schnitt im siebten Semester oder bereits in der Examensvorbereitung. Das war entsprechend auch kompliziert bei dem von McDermott organisierten Mootcourt, der in einem Rechtsgebiet spielte, das ich zu dem Zeitpunkt noch nicht behandelt habe.
Selbstverständlich wissen in der Kanzlei alle Bescheid, dass man „Jura-Anfänger“ ist, das wurde auch in der Vorbereitung auf den Mootcourt berücksichtigt, war für mich aber eine große Herausforderung.
Inwiefern hat Dich das Praktikum in Deinem Berufswunsch beeinflusst?
Ich kann nicht zwingend sagen, dass dieses Praktikum meinen Berufswunsch extrem beeinflusst hat. Ich komme nicht aus einer Juristenfamilie und hatte auch vor dem Studium keine Ahnung, wie viele Berufsmöglichkeiten Jura zu bieten hat. Deswegen habe ich mir vorgenommen, in den diversen Praktika dieses Studiums so viele verschiedene Berufe wie möglich kennenzulernen. Ich werde meine nächsten Praktika beispielsweise bei einer Bank, einem Strafverteidiger und einer weiteren Kanzlei verbringen.
Nichtsdestotrotz kann ich sagen, dass ich von dem Beruf einer Wirtschaftsanwältin sehr positiv überrascht war. Die Horror-Szenarien, die einem über die Arbeit in Großkanzleien erzählt werden, stimmen jedenfalls im Falle von McDermott definitiv nicht überein. Es war ein unglaublich angenehmes Arbeitsklima und man hat mit den Associates und Partner:innen auch neben der alltäglichen Arbeit viel Zeit verbracht und ist beispielsweise beim gemeinsamen Lunch gut ins Gespräch gekommen. Insbesondere positiv beeinflusst hat mich die Erkenntnis, dass Großkanzleien eben nicht nur aus den großen Bereichen, wie M&A oder Real Estate bestehen, sondern es eben auch unglaublich viele interessante Nischenbereiche gibt, die sich wie in meinem Fall mit anderen persönlichen Interessen decken.
Was würdest Du Studienanfänger:innen bei der Praktikumswahl raten?
Ich rate euch bei eurer Praktikumswahl, vollkommen auf euch selbst zu hören und genau das zu machen, worauf ihr gerade Lust habt. Insbesondere dieses erste Praktikum dient der reinen Orientierung. Ihr müsst nicht taktisch überlegen, was ihr später machen wollt und welches Praktikum da perfekt drauf zugeschnitten ist. Ich dachte beispielsweise, dass ich niemals in einer Großkanzlei arbeiten möchte, wollte es mir im Rahmen des Praktikums aber trotzdem einmal anschauen. Wie gesagt, ich war positiv überrascht und ausgeschlossen ist der Beruf definitiv nicht mehr.
Gerade im ersten Praktikum rate ich euch, dass wenn ihr euch für eine Großkanzlei entscheidet, gerne eine mit Praktikantenprogramm auszuwählen. Dann ist garantiert, dass ihr neben eurem gewählten Bereich einen größtmöglichen Einblick in die Arbeitsweise der gesamten Kanzlei bekommt und gleichzeitig viele andere Studenten aus verschiedensten Unis kennenlernen könnt. Praktikantenprogramm heißt dabei nicht, dass ihr nicht richtig arbeitet und keinen echten Einblick in die Kanzlei bekommt. Vielmehr hat man neben der reinen Arbeit ein paar mal in der Woche für ca. eine halbe Stunde die Möglichkeit, andere Bereiche kennenzulernen und sich mit den dortigen Associates und Partnern auseinanderzusetzen.
Nina, vielen Dank für das Interview!