Der menschliche Lügendetektor

Geheimagent Leo Martin zu Gast beim 15. CFO Circle

Big data, cloud computing oder internet of things – in der modernen Unternehmenswelt wird immer mehr auf diese digitalen Errungenschaften mit den ausgefallenen englischen Namen gesetzt. Doch das die Digitalisierung für eine erfolgreiche Unternehmensführung nicht nur Fortschritt, sondern sogar einen Rückschritt in der betrieblichen Kommunikation bedeutet – darüber hatten die meisten der Unternehmensrepräsentanten des 15. CFO Circle am 8. November 2017 möglicherweise noch nicht so intensiv nachgedacht.

Wieviel effizienter face-to-face Kommunikation im Vergleich zu digitalem Informationsaustausch ist, zeigte Ex-Geheimagent Leo Martin bei der von Ernst & Young in Kooperation mit der Bucerius Law School organisierten Veranstaltung. Mithilfe einiger psychologischer Mitmachexperimente demonstrierte der Vernehmungsexperte, der zehn Jahre lang für einen deutschen Geheimdienst tätig war, welche Superkräfte zwischenmenschliche Kommunikation hat. Denn insbesondere Lügen und kleine Unwahrheiten lassen sich eigentlich nur Auge in Auge aufdecken: So bat Martin z.B. einige Teilnehmer, eine schwarze oder weiße Kugel aus einem Sack zu ziehen, und dann über die Farbe ihrer Kugel zu lügen. Dann setzte er den Experimentteilnehmer durch unerwartete oder suggestive Fragen unter Druck. Nach nur ungefähr einer Minute ließ sich durch Beobachtung von Abweichungen vom Normalverhalten, z.B. ausweichende Blicke, ein schiefes Grinsen oder zögerliche Antworten, die Lüge mit 100% Erfolgsquote aufdecken.

Durch dieses eindrucksvolle Experiment wurde vor allem deutlich, wie viele Informationen selbst untrainierte Menschen aus der Verhaltensweise ihres Gegenübers ableiten können. Laut einer Studie hängt die Glaubwürdigkeit einer Aussage nämlich zu 50% von der Körpersprache, zu 40% vom Klang unserer Stimme und nur zu 10% vom Inhalt ab. Steigen wir aber auf digitale Kommunikation um, legen wir somit unsere eigenen menschlichen Lügendetektorfähigkeiten weitgehend lahm, denn sowohl die Auswertung der Körpersprache als auch der Intonation ist über Email nicht mehr möglich. Dadurch gehen allerdings wertvolle Informationen verloren, weil wir die hinter dem Text liegenden Botschaften nur noch anhand ihres Inhalts interpretieren können. Zwischenmenschliche Nuancen dagegen kann weder das E-Mail Programm noch die Videokonferenz problemlos übertragen. Dadurch geschehen Missverständnisse, Unklarheiten kommen nicht ans Licht und tiefere Bedeutungen bleiben unentschlüsselt. Wieviel Effektivität und Zeitersparnis bringt digitale Kommunikation also wirklich? Bis Computer zwischen den Zeilen lesen können, bleibt jedenfalls der Mensch die größte Geheimwaffe der Unternehmenskommunikation.

Autor*in

Charlotte von Fallois, Studentin

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