Die goldene Nase der Gräfin: Jahresrückblick 2009

Das Jahr 2009 an der Bucerius Law School aus der Perspektive der Marion Gräfin Dönhoff-Büste: Ein Artikel aus dem Re.vision-Archiv

Lehre & Studium |

Noch bis zum 15. Mai 2022 können sich Studieninteressiere an der Bucerius Law School für ein Studium der Rechtswissenschaft bewerben. Um einen besseren Einblick in die Institution und die Arbeit auf dem Campus zu bekommen, haben wir für Euch in den Archiven gekramt und in der Re.vision-Ausgabe des Jahres 2009 einen fiktiven Bericht aus der Perspektive der Statue von Marion Gräfin Dönhoff gefunden, eine wichtige Person aus dem Leben Gerd Bucerius‘.

 

Marion Gräfin Dönhoff

Marion Gräfin Dönhoff war als Herausgeberin der Wochenzeitung „Die Zeit“ eng mit Verleger Gerd Bucerius verbunden. In Bronze gegossen hat sie in der Bucerius Law School ihren Ehrenplatz, und glücksuchende Studenten streichen ihr vor Prüfungen über die Nase. Aber was hätte wohl ihr kritischer Geist zum vergangenen Jahr 2009 gesagt?

Man könnte es ja als Affront verstehen, wenn man jeden Tag einige Dutzend Mal in die Nase gekniffen wird. Und ehrlich gesagt, finde ich eine gold glänzende Nase nicht gerade schmeichelhaft. Aber es freut mich sehr, dass ich für die Studenten Teil eines Rituals geworden bin. Offenbar brauchen sie für ihr Jurastudium ein wenig „übersinnlichen“ Beistand. Und welche Statue wünscht sich nicht, dass man ihr Zauberkräfte zuschreibt?

Ganz am Anfang stand ich ja mitten in der – wie heißt sie noch? Ach ja: Hengeler Mueller-Bibliothek. Das war auch nicht schlecht, aber die vielen Bücher haben mich ein bisschen wehmütig gemacht. Nun bekomme ich den Flurfunk der Law School mit, weil alle Studenten auf dem Weg zur Bibliothek und zur Mensa an mir vorbeikommen.

Manchmal juckt es mich im Sockel, ihnen zuzuraunen, dass sie den Kapitalismus zähmen sollen. Aber dann sind sie schon, den Namen kann ich mir wenigstens merken, in die Deutsche Bank Hall enteilt. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht wie Gerd in der Rotunde repräsentieren muss, sondern die Welt aus meiner Nische betrachten kann.

Neugierig geworden?

Interesse an einem Jurastudium? Noch bis zum 15. Mai 2022 kannst Du Dich an der Bucerius Law School für ein Studium der Rechtswissenschaft bewerben. Alle Informationen zum Bewerbungsprozess, was Du beim Auswahlverfahren beachten solltest und was Du darüber hinaus noch wissen musst, erfährst Du hier.

Mehr Infos

Highlight: Die Vergabe der Auslandsplätze

Der spannendste Moment des Jahres ist für mich, wenn sich gegenüber vor dem – wer hat sich eigentlich diese Namen ausgedacht? – Clifford Chance International Office ein aufgeregter Schwarm versammelt, weil die Liste mit den Auslandsstudienplätzen an die Tür gehängt wird: Singapur, Sydney, Buenos Aires... Oder wie wundervoll wäre es, nach Reykjavik zu gehen: die Pferde! Ich würde genauso aufgeregt nachschauen, wohin es mich und meine Freunde verschlägt...

Nur manchmal frage ich mich, ob die Law School die jungen Leute nicht zu sehr verwöhnt. Dann denke ich, es hat durchaus sein Gutes, wenn man als Student auch mal gegen Behörden kämpfen, Widerstand leisten muss. Andererseits sage ich mir: Marion, die Zeiten haben sich geändert – und das sei dieser Generation doch auch gegönnt!

 

Erste Erfolge bei Absolvent*innen

Über ihre Zukunft muss ich mir jedenfalls keine Sorgen machen: Die ersten Absolventen stehen bereits mitten im Berufsleben, die erste Ehrendoktorwürde wurde verliehen, der erste Habilitand hat einen Ruf erhalten – während die eigene Professorenschaft wiederholt gegen andere Universitäten verteidigt werden konnte. Die Law School wächst allmählich aus ihren Kinderschuhen heraus.

Auch neu: Die Bucerius-Kita…

Apropos Kinderschuhe: Es werden sogar schon wieder neue Experimente auf dem Campus gewagt. Die Bucerius Kita zieht bereits die Kleinsten mit zwei Sprachen, naturwissenschaftlicher Förderung und Biokost groß. So ganz weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Wenn die Kinder abgeholt werden, höre ich nur diese neumodischen Geländewagen auf den Campus fahren. Was hätten wir die auf unserem Gutshof in Preußen gut gebrauchen können!

 

Autos und die US-Wahlparty

Überhaupt die Autos: Der Präsident kommt im Golf, während die Studenten im neuen, der Hochschule geschenkten Audi zum Fußballtraining fahren. Und seitdem auch recht fleißig Pfandflaschen wegbringen, wie ich gehört habe. Aber solche Spritztouren seien erlaubt, da die jungen Leute ja sonst so diszipliniert lernen, dass sie sich sogar die Nachtwächter zu ihren Freunden machen.

In diesem schönen Sommer ließen sie sich tagsüber allerdings auch gerne im Liegestuhl die Sonne ins Gesicht scheinen. Sie meinen, ich sehe das nicht, aber ich habe einen guten Riecher! Mir sind auch die Whisky-Fahnen nicht entgangen, am Tag nach der US-Wahlparty. Ich freue mich ja: Endlich hat es wieder ein Mann mit Visionen ins Weiße Haus geschafft. Aber dieser Rummel!

 

Der Höhepunkt: Helmut Schmidts 90. Geburtstag

Und das war nicht einmal der Höhepunkt des Jahres: Helmut Schmidts 90. Geburtstag hat selbst noch Obama die Show gestohlen. Die Feier im Auditorium wurde live vom NDR übertragen, mit Kissinger, von Weizsäcker, Giscard d’Estaing... Ich wäre so gerne kurz mit rübergekommen! Am 2. Dezember werde ich ja selbst hundert. Wie ich meine Studenten kenne, werden sie sich etwas einfallen lassen. Eine Fernsehgala für eine Büste – das wäre doch was!

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