Die Faculty Reading List 2020

Rechtzeitig zur Adventszeit und das zweite Jahr in Folge empfehlen Professor*innen der Bucerius Law School ihre Lieblingslektüre des Jahres.

Viel Freude beim Lesen!

Auch in diesem Jahr haben wir unsere Professorinnen und Professoren nach einer persönlichen Buchempfehlung gefragt. Das Ergebnis darf ich Ihnen in unserer Faculty Reading List 2020 vorstellen. Sie enthält ein spannendes und breit gefächertes Angebot an Themen und Genre. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Stöbern und vielleicht ist ja auch die eine oder andere Anregung für die Weihnachtstage dabei.
 
Herzliche Grüße
Ihre Katharina Boele-Woelki

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The Hundred Years’ War, Band I: Trial by Battle, 1990

von Jonathan Sumption


Worum geht's?
Dieses Buch führt den Leser in die ferne Welt des 14. Jahrhunderts und beschreibt die Geschichte des 100-jährigen Krieges zwischen Frankreich und England von seiner Vorgeschichte und den Anfängen bis zur Schlacht von Crécy und der Belagerung von Calais. Inzwischen sind drei weitere Bände erschienen; Band II: Trial by Fire (1999) (hier bin ich erst bis S. 250 gediehen); Band III: Divided Houses (2009); Band IV: Cursed Kings (2015); Band V ist in Vorbereitung.

Warum empfehle ich dieses Buch? Oder wem?
Bemerkenswert: Der Autor ist professioneller Historiker (Fellow of Magdalen College, Oxford), aber auch – inzwischen pensionierter – Höchstrichter am Supreme Court of the United Kingdom. Band I ist hervorragend recherchiert und geschrieben, sehr detailliert (aber die Details machen Geschichte häufig so interessant), aber gut zu lesen; und voll von interessanten Hintergrundinformationen auch in juristischer Hinsicht.

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Dieses Buch empfiehlt Ihnen:

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Reinhard Zimmermann

Professor Zimmermann lehrt als Affiliate Professor an der Bucerius Law School und ist seit 2002 Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht.

The New Jim Crow: Mass Incarceration in the Age of Colorblindness, 10th Anniversary Edition, 2020

von Michelle Alexander


Worum geht's?
Dieses in den USA als bahnbrechend gehandelte und vielfach ausgezeichnete Buch zur Auswirkung des „war on drugs“ auf die Benachteiligung schwarzer Menschen in den USA zeigt anhand einer Fülle von Daten in luzider Analyse, wie mit Hilfe des Rechtssystems eine Unterklasse entstanden ist, deren Angehörige als felons lebenslang ihr Wahlrecht, Zugang zu public housing sowie weiten Teilen des staatlichen Wohlfahrtssystems und so einen Großteil ihrer Möglichkeiten zur Teilhabe an der Gesellschaft verlieren.

Warum empfehle ich dieses Buch? Oder wem?
Auch wenn man nicht alle ihre Schlussfolgerungen teilen muss und einige Daten anders interpretieren mag, erschüttert Michelle Alexanders Buch als nach wie vor aktueller Beitrag zum Verständnis von „black lives matter“.

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Dieses Buch empfiehlt Ihnen:

Prof. Dr. Thilo Kuntz

Professor Kuntz ist Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht und Rechtstheorie. Er ist außerdem Geschäftsführender Direktor des Instituts für Unternehmens- und Kapitalmarktrecht (IUKR).

Früchte des Zorns

von John Steinbeck


Worum geht's?
John Steinbeck beleuchtet in diesem epochalen Werk am Beispiel der Familie Joad das Schicksal der Farmer in Oklahoma und Arkansas in den 1930er Jahren, die durch die „Große Depression“, zahlreiche Dürrejahre und verheerende Staubstürme hochverschuldet waren, von den Grundbesitzern vertrieben wurden und zu Hunderttausenden über die Route 66 nach Kalifornien zogen. Sie erwartete dort nicht die versprochene gut bezahlte Arbeit. Stattdessen stießen sie auf Ausbeutung, Hunger und Anfeindung.

Warum empfehle ich dieses Buch? Oder wem?
Der sozialkritische Roman wirkte in viele Richtungen, bis in die heutige Zeit hinein. Er ist wunderbar zu lesen und berührt sehr. Obgleich er vor über achtzig Jahren erschienen ist, ist er unverändert aktuell und eine Mahnung, sich weiterhin gegen ungerechte soziale Verhältnisse zu engagieren, insbesondere von geflüchteten Menschen in unser Gesellschaft.

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Dieses Buch empfiehlt Ihnen:

Prof. Dr. Matthias Jacobs

Professor Jacobs ist Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Arbeitsrecht und Zivilprozessrecht an der Bucerius Law School. Seit Oktober 2020 ist er außerdem Vizepräsident des Deutscher Arbeitsgerichtsverband e.V.

Der Elefant im Zimmer – über Machtmissbrauch und Widerstand. Ein Essay.

von Petra Morsbach


Worum geht's?
Schon den preisgekrönten Roman „Justizpalast“ von Petra Morsbach habe ich buchstäblich verschlungen. In ihrem neuesten Buch „Der Elefant im Zimmer“ dekonstruiert sie mit ihrer unnachahmlich präzise geschliffenen Sprache drei wahre Fälle von Machtmissbrauch und die dahinterstehenden Mechanismen, die ihn erst möglich machen: Kritikunfähigkeit und Verblendung, aber auch Gehorsam, Feigheit und Opportunismus in der Umwelt der Täter*innen. Was mir besonders gut gefällt: Petra  Morsbach inventarisiert nicht nur die Misere, sondern sie zeigt auch auf, was man dagegen tun kann – als Beobachter, aber auch als Opfer. Widerstand lässt sich eben doch lernen, das ist die gute Nachricht.

Warum empfehle ich dieses Buch? Oder wem?
Das Buch ist eine spannende Lektüre für alle, die den „elephant in the room“, den jeder kennt, den aber niemand zu benennen wagt, besser durchschauen möchten: Die verborgenen Strukturen der „Psychochemie der Macht“ (S. 295), die das soziale Miteinander unerträglich machen können, wenn man sich ihnen nicht wirksam entgegensetzt.

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Prof. Dr. Barbara Weißenberger

Professor Weißenberger lehrt als Affiliate Professorin an der Bucerius Law School, ist Expertin für Betriebswirtschaftslehre am Bucerius Center for Legal Profession (CLP) und Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Accounting, an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Hamster im hinteren Stromgebiet

von Joachim Meyerhoff


Worum geht's?
Meyerhoff beschreibt seinen plötzlichen Schlaganfall mit 50 und die folgenden Tage auf der Stroke Unit eines Wiener Krankenhauses (mit Hamstern auf dem Gelände) und vertreibt sich die schlaflosen Nächte mit der Betrachtung seiner erfolgreichen Zeit als Schauspieler am Burgtheater und seines komplizierten (Liebes-)Leben mit zwei Patchwork-Familien.

Warum empfehle ich dieses Buch? Oder wem?
Wie in den vorangegangenen Büchern der Reihe „Alle Toten fliegen hoch“ erzählt Meyerhoff völlig offen, intelligent reflektierend und mit einem wahnsinnigen Gespür für komische Situationen im Glück und im Unglück aus seinem Leben. Beginnend mit der bizarren Kindheit als einer der Söhne des Direktors der Landesheilanstalt in Schleswig, über ein nicht minder bizarres Austauschjahr in den USA bis zu der zunächst eher zufällig gewählten (Zivildienst oder Schauspielschule? Egal, Hauptsache ein Zimmer im Schwesternwohnheim…) Karriere als Schauspieler. Wer Norddeutschland liebt und schon immer wissen wollte, wie die Männer dort denken und fühlen, der wird nicht enttäuscht sein. Alle anderen auch nicht!

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Prof. Dr. Birgit Weitemeyer

Professor Weitemeyer ist Inhaberin des Lehrstuhls für Steurrecht und Direktorin des Instituts für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen an der Bucerius Law School.

Entlang den Gräben – Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan

von Navid Kermani


Worum geht's?
Es geht in diesem Reisetagebuch um die (fast) vergessenen Regionen im Osten Europas über Russland bis zum Orient, in denen auch heute noch Geschichte gemacht wird.

Warum empfehle ich dieses Buch? Oder wem?
Wir wissen viel zu wenig über diese Länder und Kulturen. Navid Kermani versteht sich als politischer Schriftsteller und Reiseberichterstatter. Er schreibt einfühlsam, informativ, originell und sehr gut lesbar. Wer politisch-historisch interessiert ist und/oder heutige Auseinandersetzungen, z.B. im Bergkarabach, (kriegerisch, politisch, religiös) verstehen will, muss dieses Buch lesen.

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Dieses Buch empfiehlt Ihnen:

Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann-Riem

Professor Hoffmann-Riem ist Affiliate Professor für Recht und Innovation an der Bucerius Law School und Richter des Bundesverfassungsgerichts a.D.

Das Schöne, Schäbige, Schwankende

von Brigitte Kronauer


Worum geht's?
Kein Roman aus einem Guss, sondern „Romangeschichten“ über Menschen, die sich aufplustern oder scheu wegfliegen, die stolze Räder drehen oder auf der Jagd sind, über schöne und schräge Vögel, die alle die Fäden der Welt nicht in der Hand haben, sondern zumeist schwanken, mitunter schön sind und den Blick auf viel Schäbiges freilegen.

Warum empfehle ich dieses Buch? Oder wem?
Ein Buch für sinnentwöhnte und sprachverwöhnte Vielleser*innen (knapp 600 Seiten) – und für alle, die „Teufelsbrück“ von Brigitte Kronauer schon mehrfach angefangen und genauso häufig wieder entnervt weggelegt haben. „Das Schöne, Schäbige, Schwankende“ ist anders!

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Dieses Buch empfiehlt Ihnen:

Prof. Dr. Anne Röthel

Professor Röthel ist Inhaberin des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Europäisches und Internationales Privatrecht und Direktorin des Notarrechtlichen Zentrums Familienunternehmen an der Bucerius Law School.

Das Leben auf dem Lande

von Fritz Reuter


Worum geht's?
Hier mal wieder – nach dem Candide von Voltaire im letzten Jahr – eine Leseempfehlung für Feinschmecker. Fritz Reuter – einer der ganz großen Beobachter und Humoristen seiner Zeit – entführt uns in das Mecklenburgische im 19. Jahrhundert, in das Leben zwischen Stadt und Land, zwischen Herrenhaus, Verwalterhaus und Büdnerkate. Ursprünglich unter dem Titel „Ut mine Stromtid“ auf Plattdeutsch verfasst, wurde das Werk kürzlich ins Hochdeutsche übersetzt.

Warum empfehle ich dieses Buch? Oder wem?
Ein Lesegenuss! Aber – wie gesagt – nur für Feinschmecker. Wer es weltläufiger – und deftiger – mag, der sei auf meine Empfehlung im Weihnachtsheft des Magazins GERD unseres Alumni-Vereins verwiesen. Dort geht es um die Lebenserinnerungen von Giacomo Casanova, auch ein Meisterwerk, aber auf eine ganz andere Art!

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Dieses Buch empfiehlt Ihnen:

Prof. Dr. Hermann Pünder, LL.M.

Professor Pünder ist Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Verwaltungswissenschaft und Rechtsvergleichung an der Bucerius Law School.

 

Nachgetragene Liebe

von Peter Härtling


Worum geht's?
Das Buch ist der Versuch einer Annäherung des erwachsenen Autors an seinen Vater, der 1945 in russischer Gefangenschaft starb, als Peter Härtling zwölf Jahre alt war. Wegen dieses frühen Todes konnten die Konflikte zwischen Vater und Sohn zu Lebzeiten nicht aufgearbeitet werden – Konflikte, die sich unter anderem um den Nationalsozialismus drehten, dem der Sohn – ob aus Überzeugung oder in Revolte gegen die Eltern, ist ihm selbst wohl nicht klar – begeistert anhing.

Warum empfehle ich dieses Buch? Oder wem?
Der Roman vereint ein präzises Zeitbild mit dem überzeitlichen Motiv einer Vater-Sohn-Beziehung. Er ist deshalb nicht nur historisch Interessierten zu empfehlen.

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Dieses Buch empfiehlt Ihnen:

Prof. Dr. Florian Faust

Professor Faust ist Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung und Leiter des Zentrums für Juristisches Lernen an der Bucerius Law School.

Stern 111

von Lutz Seiler

 

Worum geht's?
Ein junger Mann aus Gera im Wendejahr 89/90, dessen Eltern kurz zuvor in den Westen geflohen waren. Carl, Anfang 20, ein Dichter, von den Eltern verlassen, unbehaust. Wohnt erst in seinem Auto, dann in der „Assel“ in Berlin. Meine Generation. Deutscher Buchpreis 2020.

Warum empfehle ich dieses Buch? Oder wem?
Nein, „Stern 111“ von Lutz Seiler ist nicht mein Buch des Jahres. Hätte es werden können. Ein paar schöne Sätze, zum Beispiel über die Eltern: „War das die eigentliche Richtung ihrer Wanderschaft? Zurück in der Zeit, zurück ins Unbehauste? Um sich darauf zu besinnen, wer sie einmal gewesen waren und was sie gewollt hatten, damals? Vor meiner Geburt, dachte Carl. Der Gedanke berührte ihn seltsam: seine Eltern ohne ihn, ohne Elternschaft. Er formulierte es so (und nur für sich): Stern 111 ist etwas, das gut und richtig war im alten, vorigen Leben. Eine Erinnerung für unterwegs. Ein Leitstern für die Reise." Aber nein, es ist kein Lesetipp: Stern 111 ist ein harter Knochen. Lang (obwohl nur 500 Seiten), grau (auch wenn Lutz Seiler viele Schattierungen von grau malt, zumal für Carl; die Eltern bleiben gänzlich farblos). Ich habe mich durch dieses Buch kämpfen müssen.

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Dieses Buch empfiehlt Ihnen:

Prof. Götz T. Wiese

Professor Wiese ist Honorarprofessor an der Bucerius Law School und Partner bei Wiese Lukas.

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