Am 11. Mai 2016 lud das Studium generale in Kooperation mit der ZEIT-Stiftung zum dritten Teil der Freiheits-Reihe ein. Im Auditorium der Bucerius Law School war Dr. Lisa Herzog, Philosophin und Sozialwissenschaftlerin, zu Gast, die mit Dr. Dr. Kai-Michael Hingst, Partner bei White & Case LLP, und Sven Murmann, Verleger und Gesellschafter der Murmann Verlagsgruppe, angeregt über Freiheit und Gleichheit diskutierte.
Nach dem grundsätzlichen Verhältnis von Freiheit und Gleichheit befragt, betonte Herzog, dass Menschen im Naturzustand ungleich seien, Gleichheit daher erst institutionell erworben und durch den Rechtsstaat garantiert werden müsse. Gleichheit sei immer etwas Herzustellendes, dass mit anderen Werten, insbesondere der Freiheit, zu verbinden sei. Neben der negativen und der positiven Freiheit komme hier insbesondere der republikanischen Freiheit eine wichtige Rolle zu, da sich durch die Ausübung von Bürgerrechten Freiheit und Gleichheit in besonderem Maße verwirklichen ließen.
Die rechtlich-formale Zuerkennung republikanischer Freiheitsrechte, bedeute jedoch nicht, dass damit für alle Menschen die gleichen Möglichkeiten bestünden, diese auch faktisch zu verwirklichen; hierfür brauche es Macht, Einfluss und Ressourcen, so Herzog. Dies zeige sich insbesondere im Hinblick auf Märkte und Ökonomie. Herzog kritisierte insofern ausdrücklich das klassische Modell des homo oeconomicus und forderte, der Staat müsse den Markt durch rechtliche Rahmenbedingungen so gestalten, dass nicht nur die Konsumenten über echte Wahlfreiheit verfügten, sondern auch alle an der Produktion Beteiligten.
In der Diskussion mit Murmann und Hingst plädierte Herzog für einen Sozialvertrag zwischen allen Menschen, die sich auf gemeinsame grundlegende Werte und Normen im Sinne eines „überlappenden Konsens“ (John Rawls) verständigen sollten, um Freiheit und Gleichheit sowohl im rechtlichen und politischen, als auch im ökonomischen System zu garantieren.