Lunchtime Lecture

Professor Dr. Matthias Jacobs erklärt Hintergründe des Bahnstreiks

Forschung & Fakultät |

Der Bahnstreik erhitzte im Herbst die Gemüter. Bloßer Machtkampf von GDL-Chef Claus Weselsky oder gutes Recht der Gewerkschaft? Zu den rechtlichen Hintergründen sprach am 11. November 2014 Professor Dr. Matthias Jacobs in einer neuen Auflage der studentisch organisierten Lunchtime Lecture. Dabei warb Jacobs vor allem um Verständnis für die Lokführer im Arbeitskampf. Die Möglichkeit des Streiks, so Jacobs, sei elementar für das Tarifvertragssystem. Dass es auf der Schiene zu Verspätungen komme, sei zwar bedauerlich, dennoch bewege sich die Arbeitsniederlegung im Bereich des Erlaubten.

Jacobs warnte davor, den Bahnstreik zum Anlass für Kritik am deutschen System zu nehmen, bei dem der Inhalt von Arbeitsverhältnissen maßgeblich durch Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften ausgehandelt werden: „Ich kenne kein Modell, das besser geeignet ist, um die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer zu regeln, als unsere Tarifautonomie.“ Insbesondere kritisierte Jacobs das Vorhaben des Gesetzgebers, durch ein Tarifeinheitsgesetz zum Grundsatz „Ein Betrieb, eine Gewerkschaft, ein Tarifvertrag“ zurückzukehren. „Das Gesetz wird nicht konfliktschlichtend, sondern konfliktverschärfend wirken“, prognostizierte Jacobs, „denn es beginnt dann ein Kampf um die Mehrheit im Betrieb. Was das bedeutet, kann man schon jetzt bei der GDL sehen: Sie versucht mit dem Streik, für das Zugpersonal attraktiv zu werden, um so Leute zum Gewerkschaftseintritt zu bewegen.“ Der Vortrag im bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal endete nach zahlreichen Fragen mit viel Applaus.

Text

Christoph Fuchs, Student, Fotograf: Samir Buhl

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