O que é importante?

Als Richter in Brasilien – Professor Sarlet im Salongespräch

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Die Studium-generale-Veranstaltungsreihe „Was ist wichtig?“ an der Bucerius Law School findet nicht ohne Grund im Rechtsfreien Raum statt: In den, bei den Studierenden sehr beliebten Salongesprächen unterhalten sich die eingeladenen Gäste mit Professor Dr. Wolfgang Hoffmann-Riem unter Moderation eines/einer Studierenden der Hochschule über Themen, die das Leben außerhalb der Juristerei so bietet.

Am 22. Februar 2017 war Professor Dr. Ingo Wolfgang Sarlet zu Gast. Das Gespräch führte Baro Gabbert, Studentin des Jahrgangs 2015, Herr Hoffmann-Riem wurde von Professor Dr. Herrmann Pünder vertreten.

Sarlet ist Richter am Landgericht und Professor für Staatsrecht in der brasilianischen Stadt Porto Alegre. Als Sohn einer deutschen Mutter und eines brasilianischen Vaters wuchs er in einer von deutschen Emigranten geprägten Region Brasiliens auf. Er promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Die Gesprächsrunde kam schnell auf die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Brasilien sowie die aktuellen Probleme zu sprechen, mit denen Brasilien gegenwärtig zu kämpfen hat. Als Beispiel nannte Sarlet die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen, aber auch zwischen Schwarzen und Weißen, die in gewissen Teilen der Gesellschaft immer noch sehr stark ausgeprägt seien. Auch die aktuelle Situation in den brasilianischen Gefängnissen wurde diskutiert.

Sarlet betonte indes, dass die deutsche Presse die Zustände in Brasilien häufig falsch oder überspitzt darstelle. Brasilien sei ein sehr vielfältiges Land mit großen regionalen Unterschieden. Seine noch junge Verfassung von 1988 erlaube es, insbesondere als Jurist, noch viel zu bewegen und zu verändern. Dies sei in Deutschland in dem Maße nicht möglich. Nichtsdestotrotz bearbeite ein brasilianischer Anwalt, so Sarlet, 10-20 Mal mehr Fälle als sein deutscher Kollege. Das Justizsystem Brasiliens sei bemüht, jedem ein Gerichtsverfahren zu ermöglichen, auch wenn die betreffende Person nicht die Mittel dazu hat. Für kritikwürdig befand Sarlet die Steuerungerechtigkeit in Brasilien und das Unvermögen der Regierung, Sozialversicherungsbeiträge umfassend einzuziehen.

Im Anschluss bot sich den Studierenden die Möglichkeit, Professor Sarlet bei Brezeln und Wein noch weiter auszufragen.

Text

Pablo Cardenal, Student

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