Podiumsdiskussion zur Gleichberechtigung: „Sind wir endlich am Ziel?“

Anlässlich des Weltfrauentags veranstalteten der Zonta-Club Hamburg Elbufer e.V. und das Studium personale der Bucerius Law School am 2. März 2017 eine Podiumsdiskussion mit Teilnehmerinnen aus Medien, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.

Ausgehend von der grundsätzlichen Frage, ob neben der formalen Chancengleichheit auch eine faktische Gleichstellung der Geschlechter erreicht sei, spannten sich unter der Moderation von Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin „Die Zeit“, die Themenstränge vom Privaten zum Politischen, von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie bis hin zu aktuellen politischen Entwicklungen. 

Katharina Fegebank, zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, berichtete von der Stabsstelle Gleichstellung und geschlechtliche Vielfalt, deren Ziel es ist, dass Geschlechtergerechtigkeit in jeder Lebenssituation als normal empfunden und wahrgenommen wird. Sie gab zu bedenken, dass individuelle Anstrengungen, die es auf dem Weg zur materiellen Gleichberechtigung noch bedürfe, nicht (vollständig) durch Ordnungspolitik ersetzt werden könnten.

Prof. Dr. Andrea D. Bührmann, Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung, Georg-August-Universität Göttingen, illustrierte den Status Quo mit ein paar Zahlen: Neben dem wohl bekannten Gender Pay Gap von 21% führte sie zum Gender Pension Gap aus, dass Frauen lediglich 59% der Alterseinkünfte von Männern erreichten. Und obgleich Männer mittlerweile 19 Stunden pro Woche unbezahlte Haus- und Sorgearbeit leisteten, sei auch an dieser Stelle noch nicht von Gleichheit zu sprechen: Frauen investieren 29 Stunden. 

Dies brachte die Frage auf, warum in der gesamtgesellschaftlichen Erwartung nach wie vor Frauen zuständig für die Kinderbetreuung seien. Anders sieht es beispielsweise in der Familie von Stefanie Lohaus aus. Die Mitherausgeberin des Missy Magazines beschreibt als Co-Autorin von „Papa kann auch stillen“ wie sie und ihr Partner Haushalt, Lohnarbeit und Freizeit genau hälftig aufteilen. Große Zustimmung erntete sie in diesem Zusammenhang für die These, dass der in Deutschlands Arbeitskultur vorherrschende Präsentismus eine entscheidende Hürde für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei.

Dass diese Vereinbarkeit ohnehin einen sehr anspruchsvollen Spagat darstelle, der nur als Teamsport mit dem Partner zu bewältigen sei, berichtete Martina Palte, die seit 2012 Vorstandsmitglied der comdirect Bank ist. Doch nicht nur sei der Frauenanteil auf der ersten Führungsebene mittlerweile auf 30% angestiegen, auch die Elternzeit, gerade auch für Männer, habe dort Einzug gehalten.

Im Anschluss konnte die Diskussion bei einem Umtrunk im Foyer des Auditoriums vertieft und weitergeführt werden.

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