Wo sonst Studierende beim Vortrag ihrer juristischen Argumente auch mal lauter werden können, ertönten am 28. Februar 2018 bei der Veranstaltung „What´s next… in der Oper?“ ganz neue Töne im Moot Court der Bucerius Law School. Denn bei der Abschlussveranstaltung der „What´s-next – wohin steuert die Kunst der Gegenwart?“-Reihe, die von der Claussen-Simon-Stiftung, dem Studiengang „Kulturmanagement“ der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und dem Studium generale der Bucerius Law School organisiert wurde, wurde die Zukunft der Oper nicht nur abstrakt diskutiert, sondern auch gleich ein Hörbeispiel dafür gegeben, was die Hamburger ab April 2018 in der Staatsoper Hamburg zu hören bekommen werden.
Dr. Regina Back, der geschäftsführenden Vorstand der Claussen-Simon-Stiftung, moderierte zunächst die Podiumsdiskussion mit Georges Delnon, Intendant der Hamburger Staatsoper, und Samuel Penderbayne, der im Rahmen des Opernstipendiums der Claussen-Simon-Stiftung einen Kompositionsauftrag an der Staatsoper erhalten hat. Die von ihm komponierte Kammeroper, I.th.Ak.A spiegelt sowohl musikalisch als auch inhaltlich den neuen Zeitgeist wieder, der die deutsche Opernlandschaft erfasst hat: Das Stück erzählt die Geschichte von Juli (abgeleitet von Ulysses), die eingesperrt in einem Hochsicherheitssanatorium durch das Internet reist und dabei mit einem Überwachungssystem, einer Porno-Website, und dem Darknet konfrontiert wird. Musikalisch dargestellt werden die verschiedenen Figuren durch Zitate von Musikgenres, die zu einer neuen Musiksprache zusammenschmelzen. Über die Symbiose von Musikstilen schreibt Penderbayne auch seine Doktorarbeit. Als Kostprobe vor der eigentlichen Uraufführung im April trug Renate Spingler in der Rolle der Circe, der Betreiberin der Porno-Website, ein Lied vor.
Dass solch moderne Stücke auf der Bühne der Staatsoper inszeniert werden, liegt auch Georges Delnon am Herzen. Repertoire und Moderne – beides soll die Staatsoper dem Hamburger Publikum bieten. Über seine Rolle als Intendant in Hamburg sagt Delnon dabei: „Wenn ein neuer Intendant kommt, verändert er die Stadt, aber auch die Stadt verändert den Intendanten.“ Auch wenn viele Menschen die Oper lediglich mit bekannten Repertoire-Stücken verbänden, führe doch gerade auch das Angebot von neuer und moderner Musik zu einer subtilen Veränderung in der Wahrnehmung der Kunst. Doch was ist das überhaupt, diese neue Musik? Laut Delnon und Penderbayne handle es sich dabei vor allem um eine Frage der Ästhetik, schließlich ist Arnold Schönberg schon seit über 60 Jahren tot, dennoch klinge seine Musik auch heute noch modern.
Wer der Schönberg der neuen Generation sein wird, steht wohl noch in den Sternen; für die BesucherInnen der letzten „What´s-next“- Veranstaltung schien neue Musik wie die von Samuel Penderbayne aber auf jeden Fall eine willkommene Abwechselung zu Mozart, Wagner und Co. gewesen zu sein.