Rekordnoten im Staatsexamen: dreimal „sehr gut“

Mats Leverenz, Leonie Schwannecke und Dávid Takács, alle aus dem Jahrgang 2017, erreichen „gleichzeitig“ die Note sehr gut im Staatsexamen

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„Das gab es noch nie!“

So kommentierte unsere Präsidentin Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Boele-Woelki die Examensergebnisse des Februar-Klausurdurchgangs. Nicht nur ist bundesweit in den juristischen Examina die Note sehr gut eine absolute Rarität (Größenordnung: lediglich gut einer von Tausend). Auch an der Bucerius Law School (BLS) blieb ungeachtet aller Prädikatsexamina diese Notenstufe einige Jahre unerreicht.

Und nun gleich drei in einer „Kampagne“: Mats Leverenz, Leonie Schwannecke und Dávid Takács sind im Februar als erste des Jahrgangs 2017 angetreten und haben die Erste Juristische Prüfung dann mit ihrer mündlichen Prüfung im Juli absolviert. Alle drei haben im Staatsteil die Note sehr gut erreicht, Mats Leverenz und Leonie Schwannecke noch zusätzlich im Gesamtergebnis, das den hochschuleigenen Wahlschwerpunkt mitumfasst. Laut Platzziffer des Justizprüfungsamts (JPA) Hamburg stehen sie damit auf den Plätzen eins bis drei ihres Examensdurchgangs.

Dieses außergewöhnliche Ereignis bewog die Hochschulleitung, das Trio mit einem kleinen Empfang am Montag, den 12.09.2022 zu ehren. Dabei stellte sich heraus: Die drei Geehrten waren selbst ein wenig überrascht über das Ausmaß ihres Examenserfolgs. In den Examens-Übungsklausuren (ExÜ) hatten alle drei noch einen Schnitt, der mindestens 4 Punkte (!) unter dem Schnitt in den Examensklausuren beim JPA lag. Und auch im BLS-Wahlschwerpunkt hatten alle drei ein (etwas) niedrigeres Ergebnis erzielt als im Staatsteil, was eher selten vorkommt.  

 

Die drei im Interview

Im Interview mit den dreien (geführt von Dr. Volker Steffahn und Katrin Walle, ZJL) ging es vor allem um das Thema Frühschreiben und mit welchen Methoden sie sich auf ihr Examen vorbereitet haben. Vieles sahen alle drei, die über einen längeren Zeitraum auch zusammen als Lerngruppe gearbeitet haben, ähnlich.

 

Auffällig ist ja zunächst, dass Ihr so früh ins Examen gegangen seid.

Gemeinsamer Tenor: „Wir hatten aus dem Grundstudium noch ein solides Vorwissen und haben das hochschuleigene Examensvorbereitungs­programm (EVP) von Anfang an ernst genommen. Zudem sollte man sich eins klar machen: Die Examensvorbereitung ist nicht gerade die schönste Zeit des Lebens. Es erschien uns daher eine gute Idee, einen möglichst frühen Termin anzupeilen. Je später der Gang ins Examen, desto eher wird die Motivation abnehmen und der Erfolgsdruck größer werden.

Natürlich war die Vorbereitungszeit dann aber auch sehr fordernd, jurafreie Wochenenden waren eher die Ausnahme. Wichtig war uns auch, jeden Tag früh mit dem Lernen anzufangen. Dann ist bereits am Mittag viel geschafft. Das nimmt Druck aus dem Tag.“

Mit welchen Methoden habt Ihr Euch auf das Examen vorbereitet?

Alle drei haben die Vorlesungen, Kleingruppen, Materialien und anderen Angebote im EVP zu einem großen Teil genutzt. Im zweiten Halbjahr kam es schon wegen des frühen Examenstermins auch zu individuellen Anpassungen des Vorbereitungsprogramms.

Mats Leverenz: „Unser Examenserfolg ist natürlich in erster Linie das Ergebnis von harter Arbeit und viel Durchhaltevermögen – während der Examensvorbereitung und auch davor. Wichtig war mir ein hoher Durchlauf an realistischen Fällen, ab September jeden Tag wenigstens eine Lösungsskizze zu einer examensnahen Klausur. Das hatte auch einen erheblichen Wiederholungseffekt; ansonsten habe ich die EVP-Skripten anhand meiner Hervorhebungen wiederholt.“

Leonie Schwannecke: „Um immer den Stoff aus früheren EVP-Veranstaltungen präsent zu haben, habe ich im 2. Halbjahr täglich mit digitalen Karteikarten über „Anki“ wiederholt. Den Falldurchlauf habe ich in den letzten zwei Monaten vorm Examen nochmal deutlich gesteigert, v.a. mittels Durchlösen von je einem Examensklausuren-Buch pro Fachsäule.

Zudem fand ich die Unterstützung durch das ZJL in Klausurenkliniken und Methodenveranstaltungen sehr hilfreich, um meine Argumentation und Maßstabsbildung zu verbessern. Besonders wichtig war für mich schließlich meine alte Lerngruppe aus dem Schwerpunktstudium, in der wir uns zusätzlich 1-2 mal wöchentlich gegenseitig Fälle gestellt und besprochen haben: aus der JuS, dem digitalen Fallbuch (später auch gut für die mündliche Prüfungsvorbereitung nutzbar) bzw. der aktuellen Rechtsprechung.“

Dávid Takács: „Auch ich halte die Wiederholung „am Fall“ für besonders wichtig. So helfen die Fälle aus der JuS oder anderen Ausbildungszeitschriften sehr, mit fünfstündigen Klausuren zu üben. Daneben habe ich viel mit meinen Skripten und mit Karteikarten über „Repetico“ gelernt. Allerdings begrenzt auf die wichtigsten Aspekte. Einmal die Woche habe ich auch während des EVP in der Kanzlei „nbs partners“ gearbeitet. Die Freude an der Praxis hat mich zusätzlich motiviert, im „Vorbereitungs-Marathon“ kontinuierlich dranzubleiben.“

Letzte Tipps für zukünftige EVP’ler?

„Im EVP von Anfang an intensiv lernen und den Examenstermin möglichst frühzeitig festlegen, damit die Zeitplanung darauf abgestimmt werden kann. Aber auch genügend Pausen und Ausgleich mit jurafernen Tätigkeiten einplanen. Rechtzeitig für Wiederholungseinheiten sorgen und den Falldurchlauf nach und nach erhöhen.

Eine Lerngruppe mit Gleichgesinnten bilden, ein gutes Team hilft enorm für die gelungene Vorbereitung. Frühzeitig und unabhängig von der Note die individuelle Beratung in der Klausurenklinik nutzen.

Das regelmäßige ExÜ-Schreiben nicht unnötig aufschieben und jede ExÜ sorgfältig anhand der analogen oder Videokorrektur nacharbeiten („Lernen aus Fehlern“). Schaut dabei aber nicht zu sehr auf die Noten, die nicht immer ein verlässlicher Indikator für das Ergebnis im Examen sind – und macht schon gar nicht den Examenstermin von einem bestimmten ExÜ-Schnitt abhängig!“

 

P.S.:

Gleichsam als Postskriptum darf freudig und noch mehr jenseits jeder erwartbaren jahrgangsstatistischen Wahrscheinlichkeit vermeldet werden, dass auch „der nächste“ 2017er (April-Klausurentermin mit früher mündlicher Prüfung schon in der ersten Septemberhälfte), Sebastian Schwarz, gerade die Note sehr gut im Staatsteil erzielt hat. Herzlichen Glückwunsch!

Text

Autor: Dr. Volker Steffahn

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