Schon seit der Antike ist diese Kunstform sehr verbreitet und selbst Goethe hat sich mal darin erprobt: Die Rede ist nicht etwa vom Portraitzeichnen, sondern von Graffiti. Von vielen mit illegalen Kritzeleien an Hausauswänden verbunden, sind einige der bunten Tags tatsächliche Kunstwerke und eine Unterkategorie der sogenannten Street Art. Hamburg ist neben Berlin und Dortmund (!) einer der Hotspots der deutschen Graffiti-Szene und zieht Künstler von nah und fern an. Einige ihrer verblüffenden Ergebnisse konnten Studierende der Bucerius Law School auf Einladung von Maja Stadler-Euler, Partnerin bei Taylor Wessing, und dem Studium generale bei einem künstlerischen Stadtspaziergang an so manchen Hauswänden bewundern.
Bei der Tour durch das Karolinenviertel erzählt René Gabriel von der Hochphase des Graffitis im New York der 1970er und 80er Jahre. Damals war diese Form der Street Art Ausdruck einer neuen Jugendkultur, in der gerade der Reiz des Verbotenen und die Angst davor, erwischt zu werden, Graffiti zu solcher Beliebtheit verhalf.
Seitdem entwickelt sich diese Kunstrichtung immer weiter: Besonders beliebt sind momentan 3D Paste-Ups, also dreidimensionale Objekte, die reliefartig aus der Wand treten und sich nahtlos in ihre Umgebung einfügen. Laut Gabriel ist dies ein gutes Beispiel für den aktuellsten Trend unter den Künstlern: Street Art versteckt sich mehr und wird eins mit der Stadt, dadurch muss man aktiv danach auf die Suche gehen. In Zukunft wird auch Street Art wohl noch interaktiver werden, um den Zuschauer selbst Teil des Kunstwerks werden zu lassen.
Nachdem die Studierenden während des Rundgangs erste Eindrücke und Inspirationen sammeln konnten, wurden sie bei einem Workshop in der Fabrique, einem Kulturzentrumim Gängeviertel selbst zu Künstlern. In dem riesigen Atelier im besetzten und selbstverwalteten Gebäude begab man sich auf die Spuren des berühmten englischen Graffiti- Künstlers Banksy, schnitt sogenannte stencils, also Schablonen aus, die dann aber nicht auf Hauswände, sondern völlig legal auf Leinwände, Holzstücke und Buchseiten gesprayt wurden.
Mitnehmen konnten die Studierende schließlich nicht nur ihr eigenes Kunstwerk, sondern auch einen vollkommen neuen Blick auf ihre Stadt und deren reichhaltige Street Art Szene.