Was haben Sie in Singapur gemacht, Frau Lasthaus?

Von Januar bis März 2020 reiste Caroline Lasthaus zur Forschung im Zivilverfahrensrecht nach Singapur – Forschungsheft 2020/21: Artikel #14

Forschung & Fakultät |

Im Rahmen meiner Dissertationbeschäftige ich mich mit der Frage, wie Zivilverfahren vor deutschen staatlichen Gerichten für Parteien internationaler Wirtschaftsstreitigkeiten vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Wettbewerbs um juristische Dienstleistungen attraktiver gestaltet werden können. In diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren weltweit viel getan.

 

Der Singapore International Commercial Court

Der Schwerpunkt meines Dissertationsvorhabens besteht aus einem Verfahrensrechtsvergleich, der unter anderem den in Singapur 2015 neu eröffneten Singapore International Commercial Court untersucht. Der SICC ist für den Rechtsvergleich dabei besonders interessant, weil es sich einerseits um einen im Common Law angesiedelten Spruchkörper handelt, der starke Parallelen zum beliebten London Commercial Court aufweist. Zugleich geht er aber über das Londoner Modell hinaus und sieht ein innovatives Verfahren vor, das sich stark an den Parteiinteressen und der gängigen Praxis im Schiedsverfahren orientiert.

 

Visiting Resarcher an der National University of Singapore

Um meine Recherche zu vertiefen und mit Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen vor Ort sprechen zu können, bewarb ich mich für das Visiting Researcher Programme der National University of Singapore, die mich vom 13. Januar bis zum 13. März 2020 als Gast bei sich aufnahm. Ich hatte großes Glück, dass dieser Forschungsaufenthalt noch wie geplant stattfinden konnte. Nicht nur, weil die Hochschule ihn mir sehr kurzfristig ermöglichte, sondern auch vor dem Hintergrund der Pandemie.

 

Singapur, Forschung und die Pandemie

In Singapur angekommen erlebte ich eine Woche ohne Corona, dann wurden bereits Ende Januar die ersten Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Als ich den im Supreme Court angesiedelten SICC etwa zum ersten Mal besuchte, war das Gebäude noch frei zugänglich. Beim zweiten Mal war es bereits in zwei Teile geteilt und wer in Teil A arbeitete, durfte Teil B nicht mehr betreten. Wieder hatte ich Glück: Beide Personen, die ich treffen wollte, arbeiteten im gleichen Gebäudeteil.

 

Kontakte bereichern den Aufenthalt

Für meine Arbeit war es sehr bereichernd, mit den Personen zu sprechen, die am Aufbau des Gerichts selbst mitgewirkt haben. Auch an der Universität traf ich auf sehr offene und freundliche Professor*innen und Doktorand*innen. Die Atmosphäre an der juristischen Fakultät der NUS habe ich als sehr anregend empfunden. Es gab einen regelmäßigen gemeinsamen Lunch, bei dem jedes Mal ein/eine Doktorand*in oder Professor*in sein/ihr Forschungsprojekt vorstellte und die anderen dazu Fragen stellen konnten. Auch das Chinesische Neujahrsfest feierten wir kurz nach meiner Ankunft noch gemeinsam. So konnte ich auch informellen Kontakt aufbauen und Dinge erfahren, die ich nicht allein durch die Recherche in der Bibliothek oder vor Gericht erfahren hätte.

Später traf ich vor Ort eine Doktorandin aus den Niederlanden, die zum gleichen Thema forscht – so ist ein weiterer sehr guter Kontakt entstanden. Dann kam es auch in Singapur zu einer Angst vor einem Shutdown. Die Leute kauften – wie später bei uns – die Supermärkte leer. Doch die Lage beruhigte sich wieder und blieb aufgrund der anfangs noch möglichen Kontaktverfolgung bis zu meiner Abreise stabil. Ein großes Symposium des SICC musste leider aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Doch die Veranstaltung wurde vor kurzem digital nachgeholt – so konnte ich dann doch teilnehmen.

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Zur Person

Caroline Lasthausist Doktorandin an der Bucerius Law School. Ihre Dissertation befasst sich unter anderem mit dem Vergleich verfahrensrechtlicher Aspekte dreier verschiedener internationaler Handelsgerichte – einschließlich des Internationalen Handelsgerichts in Singapur – und wird von Prof. Karsten Thorn betreut.

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