Was ist wichtig?

Vom Spielfeld in die Chefetage: Katja Kraus im Gespräch

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Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Was ist wichtig?“ des Studium generale hatten die Studierenden am 27. April 2022 die Gelegenheit, sich mit Katja Kraus über ihren Werdegang zu unterhalten. Moderiert wurde das Gespräch von Klara Lübbers, Studentin der Bucerius Law School, Jahrgang 2018. 

Die ehemalige Torhüterin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gewann mit ihrem Team internationale Turniere. Auch mit ihrem Verein, dem FSV Frankfurt, war Katja Kraus sehr erfolgreich. Sie wurde zwischen 1986 und 1998 dreimal deutsche Meisterin und zwischen 1990 und 1996 viermal deutsche Pokalsiegerin. 

Nach ihrer Zeit als Profifußballerin wurde sie Pressesprecherin bei Eintracht Frankfurt. 2003 wurde Katja Kraus als erste Frau Vorstandsmitglied eines Bundesligavereins, dem HSV. Mittlerweile ist die Mutter dreier Kinder Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Sportmarketingagentur Jung von Matt / SPORTS. Zudem hat sie 2019 ihr drittes Sachbuch veröffentlicht. 2021 gründete sie die Frauen-Initiative „Fußball kann mehr“, die unter anderem die bestehenden Machtstrukturen des DFB kritisiert.

Wie man erfolgreich wird

Für Katja Kraus liegt der Schlüssel zum Erfolg in positiver Resonanz. Bekommen wir für eine Leistung Zuspruch und Anerkennung, streben wir automatisch danach, davon noch mehr zu erhalten. Dieses Streben ist das, was uns zum Erfolg verhilft. So ist sie nicht nur Profifußballerin geworden, sondern hat auch ihren Weg als Autorin gefunden.

Ihr erstes Buch hat sie noch ohne Gedanken an eine spätere Veröffentlichung geschrieben. Erst als das Buch ein Erfolg wurde, hatte sie den Mut und den Willen weiterzuschreiben und weitere Bücher zu veröffentlichen. Ohne das positive Feedback wäre es wohl bei einem Buch geblieben.

Als Frau in einer Männerwelt

Katja Kraus war die erste Frau im Vorstand eines Bundesligavereins. Auch heute ist Fußball immer noch eine Männerwelt. So sind nur etwa fünf Prozent aller Führungspositionen im Fußball weiblich besetzt. Auf ihrem Weg bis in den Vorstand des HSV hatte sie immer wieder mit Widerständen zu kämpfen. Auch als Vorstandsmitglied waren die Vorbehalte ihr gegenüber nicht gänzlich verschwunden, wurden aber wegen ihrer Funktion nicht mehr in ihrer Gegenwart geäußert. 

Veränderungen im Fußball

Für Katja Kraus ist klar, dass sich Fußball verändern muss, um sich der heutigen Gesellschaft in zwei Dimensionen anzupassen: Haltung, die Identifikation ermöglicht und ein zeitgemäßes Angebot. Zum Beispiel mache Training an einem Freitagnachmittag keinen Sinn mehr, weil sich Familienmodelle und Lebensformen geändert haben und möglicherweise Kinder freitags von einem Elternteil zum nächsten ziehen. 

Auch das Ehrenamt, ohne das Fußball im Hobby-Bereich nicht möglich ist, müsse wieder gestärkt werden. Zu den alten Strukturen zurückzuwollen, ist laut Katja Kraus aber der falsche Ansatz. Vielmehr sollte überlegt werden, wie man ehrenamtliche Tätigkeiten für die jüngeren Generationen reizvoller gestalten kann. 

Veränderungen im Fußball sind jedoch nicht einfach umzusetzen. Zu sehr wird an den bisher bestehenden Machtverhältnissen festgehalten. Eine Quotenregelung oder sogar eine Frau als DFB-Präsidentin könnte für den dringend benötigten frischen Wind in der Führungsebene des Fußballs sorgen.

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ZSP

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