Was ist wichtig? Mit Johannes Eitner

"Wir müssen das System den Kindern anpassen und nicht die Kinder dem System"

Am 3. Juli 2019 fand im Rahmen des Studium generale der Bucerius Law School ein offenes Gespräch mit Studierenden statt, in dem Johannes Eitner, ehemaliger Schulleiter der inklusiven Elbschule in Hamburg-Othmarschen, von seinem Lebensweg und seinem beeindruckenden Einsatz für eine inklusive und bilinguale Ausbildung gehörloser, schwerhöriger und hörender Kinder erzählte.

Eitner berichtete zunächst von seiner Zeit als junger Lehrer in einer Schule für schwerhörige Kinder. In den 90ern sei es noch üblich gewesen, schwerhörige Kinder – also Kinder mit einem Resthörvermögen – nur in der gesprochenen Lautsprache zu unterrichten, mit dem Ziel, sie auf ein Leben in der Welt der Hörenden vorzubereiten und sie nicht durch das Lernen der Gebärdensprache "abzulenken". Eitner eckte schon dort bei der Schulleitung und der Elternschaft an, indem er in seinem Unterricht unterstützende Gebärden verwendete, um es den Schülern zu ermöglichen, ihn besser zu verstehen.

Dies war der Beginn eines lang andauernden Kampfes von Eitner, in dem er sich den Behörden gegenüber im ersten Schritt dafür einsetzte, schwerhörige und gehörlose Kinder in einer Schule zu unterrichten. Im zweiten Schritt sollten auch hörende Kinder dazukommen. Die gemeinsame Kommunikationsplattform aller Kinder sollte bilingual sein, also Lautsprache und Gebärdensprache. 2016 gelang der Durchbruch, seitdem sind auch hörende Kinder für die Schule zugelassen. Mittlerweile gibt es in fast jedem Jahrgang der Elbschule eine solche inklusive Klasse.

Besonders auffällig an der Person des Referenten war die Art, wie er auf Fragen der Studierenden einging. Er wendete sich stets der Person zu, die gerade mit ihm sprach und vermittelte ihr so den Eindruck höchster Aufmerksamkeit und großem Interesses. Diese Haltung wurde auch im Gespräch noch Thema, als Eitner gefragt wurde, wie man als Hörender möglichst gut mit einem Hörgeschädigten umgehen kann. Darauf sagte er, dass es keinen pauschalen Rat gäbe, da jede Situation unterschiedlich sei. Das wichtigste sei aber eine Haltung, die der anderen Person signalisiert, dass man sie gerne verstehen möchte und bereit ist, sich auf die Situation einzustellen.

Im Anschluss an das Gespräch gab es die Möglichkeit, sich bei Häppchen über den Vortrag auszutauschen und dem Referenten weitere Fragen zu stellen.

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Martina Block (Studentin)

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