Spektakuläre Kunstskandale beschäftigen die Öffentlichkeit immer wieder – zuletzt der Fall Giacometti, von dem ca. 1.300 Skulpturen gefälscht und verkauft wurden. Das Center for Transnational IP, Media and Technology Law and Policy der Bucerius Law School lud in Kooperation mit seinem Gründungspartner DLA Piper am 29. Oktober 2015 Experten ein, um über die verschiedenen Dimensionen des Kunsthandels zu sprechen.
Zunächst stellte Claudia Andrieu, Leiterin der Picasso Administration in Paris, ihre Arbeit gegen Fälschungen des Künstlers Picasso vor. Anschaulich erklärte sie die Schwierigkeiten, die ihr beim Kampf gegen Kunstfälschungen immer wieder begegneten– insbesondere aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen Kampf gegen ein sich ständig veränderndes und kreatives Netzwerk handelte. Unterstützung von der Justiz erführe sie wenig, sodass für Andrieu das Motto "Wir müssen kämpfen" vorherrscht.
Daraufhin erklärte Alexander Pechstein sein Vorgehen zum Schutz der Werke seines Großvaters, des Künstlers Max Pechstein. Die Max-Pechstein-Urheberrechtsgemeinschaft legte nach dessen Tod ein Archiv von den Werken Pechsteins an, um heute begutachten zu können, ob ein Werk gefälscht oder echt ist. Anschaulich zeigte er, wie er mit Computerprogrammen Original und zu prüfendes Werk vergleicht, um so Fälschungen zu entdecken. Die Tatsache, dass viele von Pechsteins Werken gestohlen wurden und – noch unentdeckt und undokumentiert – auf dem Kunstmarkt sind, erschwert seine Arbeit erheblich. Heutzutage werden bis zu 20 Fälschungen von Pechsteins Werken pro Jahr entdeckt.
Zuletzt erklärte Prof. Dr. Heimo Schack von der Universität Kiel den Rechtsrahmen zur Bekämpfung von Kunstfälschungen. Er zeigte die Schwierigkeiten auf, Kunstfälschungen als Urkundenfälschungen oder Betrug zu bestrafen – zum Beispiel sei der Vorsatz zum Betrug schwer nachzuweisen, da es nicht verboten ist, Stilfiguren bestimmter Künstler zu benutzen und ein Werk dann als eigenes zu verkaufen. Dann erklärte er die urheberrechtlichen Aspekte von Kunstfälschungen. So sei beispielsweise die Abgrenzung zwischen zulässiger Stilimitation und unzulässiger Vervielfältigung oft schwierig. Insgesamt herrsche eine große Dunkelziffer von Kunstfälschungen, da es Museen und Kunstkennern oft peinlich sei, eine Fälschung anzuzeigen.
Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer über eine möglichst effektive Bekämpfung von Kunstfälschungen, wozu auch die Zuschauer kreative Beiträge leisteten.