"Wir sind wie eine große Familie" - Der Alumni Verein und die Alumni Relations an der Bucerius Law School

Ein Mittwochmorgen im Oktober. Jan Wildhirth, Präsident des Alumni-Vereins, und Dr. Annette Bärwinkel, Leiterin der Abteilung Alumni Relations an der Bucerius Law School, sind in die Faculty Lounge gekommen. Wir sprechen über ihre Absolventenarbeit.

Was war der Antrieb, einen Verein für ehemalige Studierende zu gründen?

Jan Wildhirth: Die Hochschule und alle Studierenden hier sind wie ein große Familie. Jeder kennt sich, auch über die Jahrgänge hinweg. Diesen Bucerius-Spirit wollten wir erhalten, und daher wurde schon vom ersten Jahrgang an 2004 der Alumni-Verein gegründet. Wie gut dies weiterhin funktioniert, haben wir letztes Jahr bei unserem zehnjährigen Jubiläum erlebt. Wir haben es mit einem großen Sommerfest gefeiert. Von den damaligen knapp 1.000 Mitgliedern kamen rund 450 Alumni. Neben diesem Netzwerkgedanken war und ist uns besonders wichtig, unsere Talente zur Förderung der Hochschule, ihrer Studierenden und der Rechtswissenschaft im Allgemeinen zu nutzen. So fördern wir verschiedene Projekte an der Bucerius Law School durch unseren tatkräftigen und finanziellen Einsatz, richten regelmäßig Veranstaltungen für die aktuellen Studenten aus und beraten diese, zum Beispiel im Rahmen des Mentoring-Programms. Auch für eine Reform der Juristenausbildung setzen wir uns ein – nicht nur in Hamburg.

Annette Bärwinkel: Unser Alumni-Bereich ist die Verlängerung der Hochschularbeit in die Praxis hinein. Junge Studierende können sich mit älteren Kommilitonen bzw. Absolventen austauschen und von diesen beraten lassen.

Wie wird man Mitglied im Alumni-Verein und was kostet es?

Jan Wildhirth: Alle, die einen akademischen Abschluss an der Hochschule erlangen, können Mitglied werden. Für den Großteil der Studierenden ist dies der Bachelor. Wir nehmen aber auch (ehemalige) Doktoranden, Masterstudierende und verdiente wissenschaftliche Mitarbeiter auf. Die ersten sechs Jahre zahlen die Neu-Alumni jährlich 30 Euro, danach 90 Euro. Die meisten Studierenden können es kaum erwarten, dem Verein beizutreten. Und so wachsen wir jedes Jahr um circa 100 Mitglieder. Besonders freuen wir uns, dass jeder Jahrgang zu rund 95 Prozent beitritt.

Beachtlich, wie kommt das?

Jan Wildhirth: Zum einen, da alle das Studium an der Bucerius Law School so genossen haben und diesen Bucerius-Spirit erhalten wollen. Zum anderen ist das Studium an dieser Hochschule trotz der Studiengebühren zu zwei Dritteln ein Geschenk der Zeit-Stiftung und weiterer Förderer. Viele möchten gerne im Anschluss etwas zurückgeben.

Hört sich an, als sprächen Sie aus Erfahrung?

Jan Wildhirth: Ich habe selber 2004 mein Studium an der Bucerius Law School begonnen, 2009 mein erstes Examen gemacht. Dann habe ich zwei Jahre am Lehrstuhl und an meiner Doktorarbeit gearbeitet. 2014 folgte mein zweites Examen. Ich habe wahnsinnig gern hier studiert, bin beizeiten dem Alumni-Verein beigetreten, zum Vorstand gewählt worden und nun seit drei Jahren Präsident. Die Arbeit im Alumni-Verein ist mein „Nachtjob“. Hauptberuflich bin ich Anwalt in der Rechtsanwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer in Hamburg.

Welche Rolle spielt die Hochschule bei der Vereinsarbeit?

Annette Bärwinkel: Der Alumni-Verein arbeitet autark, Alumni Relations wiederum ist der Hochschule angeschlossen. Ich arbeite seit 14 Jahren an der  Bucerius Law School und verantworte den Career-Bereich für die Absolventen. Daher bin ich fast automatisch in die Alumni-Schiene hineingerutscht und leite auch Alumni Relations. Zwischen diesem und dem Alumni-Verein fungiere ich als Bindeglied und werde als „beste Freundin des Vereins“ zur Vereinssitzung eingeladen.

Jan Wildhirth: Annette hat ein unglaubliches Wissen, was die juristische Karriere betrifft. Darin ist sie Profi und hilft Studierenden und Absolventen weiter.

In welcher Form?

Annette Bärwinkel: Alumni Relations unterstützt seitens der Hochschule die Vereinsmitglieder bei der Suche nach einer geeigneten Stelle fürs Referendariat, als Trainee oder für den Berufseinstieg. Alle ein bis zwei Wochen erstelle ich den Career-Newsletter mit aktuellen Jobangeboten und verschicke diesen an Vereinsmitglieder. In Einzelberatung helfe ich zudem persönlich bei Karrierefragen.

Jan Wildhirth: Ich saß damals auch vor Annette und habe mich beruflich beraten lassen, insbesondere was mein Referendariat betraf. Die Stationen in internationalen und nationalen Großkanzleien habe ich über die hochschulinterne Absolventenmesse organisiert.

Was genau ist die Absolventenmesse?

Annette Bärwinkel: Seit 2006 organisieren das Career Office und der Alumni-Verein diese an der Bucerius Law School. Studierenden und Absolventen haben hier im Haus die Möglichkeit, rund 30 Kanzleien, Unternehmen und andere potenzielle Arbeitgeber kennenzulernen. Darunter finden sich auch viele „Ehemalige“ von uns, dieses Jahr waren es 45, die ihren Arbeitsplatz den jetzigen Studierenden vorstellen. 440 Bewerbungsgespräche hatten wir auf der letzten Messe im September.

Wie tauschen sich Alumni-Vereinsmitglieder im Alltag aus?

Jan Wildhirth: Konstant im Gespräch bleiben alle miteinander über unser Intranet. Zudem treffen sich Mitglieder beispielsweise regelmäßig in spezialisierten Fachgruppen. Es gibt Gruppen für Gesellschafts-, Kartell-, Arbeits- oder Wirtschaftsstrafrecht. Jüngere profitieren dabei von den Erfahrungen der älteren Absolventen, die schon im Berufsleben stehen. Auf dem sozialen Kontakt wiederum liegt bei unseren Regionalgruppen der Fokus. Absolventen, die jetzt in anderen Städten arbeiten, treffen sich zum Stammtisch oder um auf Konzerte und ins Ballett zu gehen. Solcherlei Gruppen existieren in Berlin, München, Frankfurt/Main, New York, Hamburg und im Rheinland. Zurzeit gründet sich eine weitere in China, die nächsten Monat sogleich von der neuen Präsidentin der Hochschule besucht wird.

Treffen auch mal alle Mitglieder aufeinander?

Jan Wildhirth: Ja, zur jährlichen Mitgliederversammlung und zu festlichen Anlässen, zu denen alle eingeladen sind. Alle zwei Jahre veranstalten wir ein Sommerfest und jeden November ein Alumni-Dinner. Das nächste findet in zwei Wochen statt und war nach drei Tagen ausgebucht. Dort werden sich 180 Alumni wiedersehen oder erstmals kennenlernen.

Was gefällt Ihnen an ihrer Alumni-Arbeit und was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Annette Bärwinkel: Was Spaß macht, ist, die Entwicklung der jungen Menschen zu sehen. Auch Studierende, die während der Praktikumswahl etwas schwierig waren, nehmen jetzt, da sie im Berufsleben stehen, Kontakt auf, um als Ratgeber, Dozent zu unterstützen.

Jan Wildhirth: Mich freut, dass die Alumni weiterhin intensiv untereinander und mit der Hochschule samt ihren Studierenden verbunden sind. Wenn unsere Anmeldequote bleibt, wie sie jetzt ist, macht mich das glücklich. Es zeigt, dass wir uns den Bucerius-Spirit bewahren. Wir sind wie eine Familie und wollen eine bleiben.

Text

Interview: Anja Reinbothe-Occhipinti, freie Journalistin

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