Einen schwungvollen Vortrag – gespickt mit Anekdoten aus seiner langjährigen Tätigkeit als DFB-Schiedsrichter – hielt Guido Kleve, Rechtsanwalt bei DLA Piper, am 18. November an der Bucerius Law School. Schon seit zehn Jahren füllt er eine ambivalente Rolle aus: Er ist Rechtsanwalt und DFB-Schiedsrichter in Personalunion. Dass diese beiden Arbeitsbereiche einige ungeahnte Gemeinsamkeiten vorweisen, arbeitete er im Laufe der Veranstaltung immer wieder heraus. Eine wichtige Kernkompetenz in Unternehmensführung und Mandantenberatung ist die schnelle und sichere Entscheidungsfindung. Anhand von zahlreichen Videoausschnitten mit kniffligen Szenen von der diesjährigen FIFA-Fußballweltmeisterschaft bewies Kleve, dass kaum eine Berufsgruppe so häufig mit dieser Herausforderung konfrontiert wird wie die der Schiedsrichter.
Außerdem nahm Kleve zum Einsatz von technischen Hilfsmitteln im Profifußball Stellung. Zusätzliche Tor- und Strafraumschiedsrichter seien nicht die optimale Lösung, da auch ihre Einschätzung fehlerhaft sein könne. Kleve wünsche sich vielmehr eine Torlinientechnologie, wie sie bei der Fußballweltmeisterschaft bereits eingesetzt wurde. Von zusätzlichen Videobeweisen rät er allerdings ab, da zum Beispiel die Entscheidung über Zweikämpfe weiterhin im Ermessen des Schiedsrichters liegen solle.
Im Anschluss an seinen Vortrag über Soft-Skill-Kompetenzen stand Kleve dem Publikum für Fragen zur Verfügung. Er äußerte sich ausführlich zu aktuellen sportrechtlichen Themen und debattierte mit den Studierenden bei Brezeln und Wein über die schwierigsten Schiedsrichterentscheidungen der vergangenen Fußballweltmeisterschaft.