XING oder LinkedIn?

Kartellrechtlicher Workshop bei Taylor Wessing

Am 15. Juni 2017 hat Taylor Wessing im Rahmen des Studium professionale und in Kooperation mit der Fachgruppe Kartellrecht des Bucerius Alumni e. V. zu einem kartellrechtlichen Workshop in den 20. Stock des Columbus-Hauses in der Hafencity eingeladen. Die Studierenden hatten die Chance, das Freigabeverfahren der Übernahme von LinkedIn durch Microsoft vor der Europäischen Kommission unter Anleitung des Kartellrechtsteams von Taylor Wessing, das daran aktiv beteiligt war, selbst nachzuspielen. Das Team, bestehend aus Dr. Marco Hartmann-Rüppel, Konstantin Schrader und Alumnus Dr. Stefan Horn, hat die dabei erworbenen einzigartigen Einblicke in die konkrete Übernahme, aber auch seine Erfahrungen mit der komplexen Welt des europäischen Kartellrechts im Allgemeinen an die Studierenden weitergeben können. 

Zu Beginn haben die Anwälte die Regelungsziele und -konzepte des europäischen Kartellrechts kurz zusammengefasst und die Vielseitigkeit des Rechtsgebiets – straf- und verwaltungsrechtliche Kenntnisse seien ebenso relevant wie das Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge – hervorgehoben, bevor die eigentliche Gruppenarbeit beginnen konnte. Die Studierenden wurden den Parteien Microsoft, XING, und der Europäische Kommission zugeordnet und bekamen jeweils einen Anwalt an die Seite gestellt. Dabei konnten sie schnell ein gutes Gespür für die einschlägigen Argumentationsstrategien entwickeln. So argumentierten die „Anwälte“ von Microsoft, dass durch die geplante Übernahme von LinkedIn keine kartellrechtlichen Probleme entstünden, weil der Markt für soziale Netzwerke von Facebook beherrscht werde, sodass keine Gefahr einer Monopolbildung bestehe; über die Integration von LinkedIn und Windows bestehe auch kein Anlass zur Sorge, da es im ureigenen Interesse des Betriebssystems liege, mit Software von Drittanbietern – auch XING – kompatibel zu sein. Die Vertreter von XING hielten dagegen, dass Facebook nicht auf dem Markt für Karrierenetzwerke anzusiedeln sei, weshalb LinkedIn dort als Monopolist anzusehen sei; durch die Integration mit Windows, etwa mittels einer Vorinstallation von LinkedIn, könne die Nutzerzahl und somit der Netzwerkeeffekt drastisch gesteigert werden, was den Wettbewerb erheblich beeinträchtige. „Die Kommission“ zeigte sich davon allerdings unbeeindruckt und genehmigte die Fusion ohne Auflagen.

Die hitzige Debatte konnte dann bei kühlen Getränken auf der Dachterrasse bei spektakulärem Blick auf die Elbphilharmonie ausklingen.

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