Die Region Berg-Karabach im Südkaukasus ist seit dem Zerfall der Sowjetunion Gegenstand eines bis heute ungelösten Territorialkonflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan. Zahlreiche offizielle Vermittlungsversuche der Vereinten Nationen scheiterten; Fortschritte im Bereich der Friedensentwicklung sind häufig vor allem dem Einsatz einzelner engagierter Bürger zu verdanken.
Zu ihnen gehört auch Georgij Vanyan. Der armenische Filmemacher und Friedensaktivist, der in seinem eigenen Land als „Volksverräter“ beschimpft wird, lebt und arbeitet heute dank der Hamburger Stiftung für politische Verfolgte für ein Jahr in Hamburg. Auf Einladung der Amnesty International Hochschulgruppe kam er am 12. Oktober 2016 auch an die Bucerius Law School, um seine Ideen für eine friedliche Beilegung des Armenien-Aserbaidschan-Konflikts vorzustellen.
Vanyan zufolge ist die Voreingenommenheit auf beiden Seiten der Grenze das größte Problem dabei, den Friedensprozess voranzutreiben. Jahrzehntelang gehegte Feindbilder und medienpropagierte Falschinformationen würden ein solches Misstrauen schaffen, dass es vielerorts an Verständnis für die andere Seite fehlen würde. Auch vom Konflikt völlig losgelöste Probleme wie zB. der Defekt einer transnationalen Wasser-Pipeline würden dabei instrumentalisiert, um die Fronten zu verhärten.
Doch genau dagegen will Vanyan vorgehen. Er möchte die Menschen beider Länder miteinander ins Gespräch bringen, denn Friede und gute nachbarschaftliche Beziehungen werden in der Krisenregion im Süd-Kaukasus dringend gebraucht. In Tekali, einem kleinen Ort im Dreiländereck von Armenien, Aserbaidschan und Georgien, startete Vanyan deswegen einen Versöhnungsprozess, bei dem Journalisten, Aktivisten und Künstler beider Nationalitäten in verschiedenen Veranstaltungsreihen gemeinsam für den Frieden arbeiten.
Vanyans Arbeit stößt jedoch auch auf Kritik, besonders bei armenischen Nationalisten. In Tekali, dem „Brüssel des Süd-Kaukasus“, werden er und andere Friedenskonferenzteilnehmer Opfer von illegalen Hausdurchsuchungen, schweren Beleidigungen und gewalttätigen Übergriffen.
Doch Georgij Vanyan lässt sich davon nicht einschüchtern. In einem Jahr wird er in seine Heimat zurückkehren und er hat auch schon einen neuen Plan: Er will eine grenzübergreifende Anlage errichten, wo Armenier, Aserbaidschaner und Georgier gemeinsam Landwirtschaft und Handel betreiben können, um so seinem großen Traum vom Frieden für die Region ein kleines Stück näher zu kommen.
Die Amnesty International Hochschulgruppe sucht noch Mitglieder! Wöchentliche Treffen jeden Montag, 13:00 Uhr bis 14:00 Uhr. Kontakt: amnesty-team(at)law-school.de.