"Alte Bäume verpflanzt man nicht…"

Interview mit Michael Buchholz, ehemaliger Leiter der IT-Abteilung, über 20 Jahre Arbeit an der Bucerius Law School

Im letzten Jahr ist Michael Buchholz, ehemals Leiter der IT-Abteilung, offiziell in den „Unruhestand“ getreten. Da er jedoch nach wie vor im Hintergrund von zu Hause aus das Auswahlverfahren betreut, zählt auch er zu den Mitarbeiter*innen, die in 2020 auf 20 Jahre Tätigkeit für die Bucerius Law School zurückblicken können.

Warum er, je nach Blickwinkel, als endemische Art oder exotische Pflanze der Hochschule gesehen werden kann, klärt er im Interview auf.


Ihr Weg an die Bucerius Law School war ja nicht weit. Genau genommen kam die Bucerius Law School zu Ihnen...

Das stimmt. Ich habe bereits im Gebäude gearbeitet, was vorher Teil des Botanischen Instituts war. Meine Abteilung der Angewandten Botanik wurde seinerzeit stark verkleinert und nach Klein Flottbek verlagert – für mich als Ahrensburger ein weiter Arbeitsweg!

Mein großes Glück war, dass die ZEIT-Stiftung das Gebäude gekauft, die Bucerius Law School gegründet und entsprechend Mitarbeiter*innen gesucht hat. Ich hatte zwar keine Ahnung, was „private Hochschule” und „Rechtswissenschaft” im Einzelnen bedeuten sollten, aber ich war flexibel und Neuem nicht abgeneigt.


Wie war es in der Anfangszeit?

Die Bucerius Law School war von der Atmosphäre her so wie man sich heute ein klassisches Start-up vorstellt: hohe Motivation, großer Zusammenhalt und erinnerungswürdige Partys. Einige Tage vor Weihnachten im ersten Jahr zum Beispiel war die Geschäftsleitung der Meinung, dass wir genug gearbeitet hätten und zum Italiener gehen sollten. Natürlich bei voller Kostenübernahme! Das war für mich als schüchternes Kind des Öffentlichen Dienstes eine ganz neue Erfahrung.


Ein ausgebildeter Gartenbauingenieur in der IT, das ist doch sehr exotisch…

So kann man es aus heutiger Sicht sehen. Ich habe in den 1980er Jahren damit begonnen, als Quereinsteiger die IT zu betreuen. Dabei bin ich geblieben: Schon zu Beginn der Law School war mein Aufgabenbereich die EDV und Medientechnik. Im Laufe des ersten Jahres kam dann noch die technische Betreuung des Auswahlverfahrens hinzu.

Zuerst war ich allein; nach einem Jahr kam der erste Kollege zur IT. Später, mit den Kollegen Nummer drei und vier wurde eine Abteilung daraus – und ich Abteilungsleiter. Besonders toll fand ich immer die Möglichkeit zur Mitgestaltung, die Entscheidungsfreiheit, die einem eingeräumt wurde und schlussendlich die Geschwindigkeit der Umsetzung. Ebenso erwähnenswert ist die gute Zusammenarbeit über die einzelnen Abteilungen hinaus.


Die Bucerius Law School damals und heute: Was ist anders, was ist gleich geblieben?

Zu Beginn mussten in der Start-up-Phase viele Prozesse erst erfunden und gestaltet werden. Alles war neu, alles war flexibel.

Heute gibt es feste Strukturen und Abläufe, wie z. B. Beschaffungsregeln, es wird um eine Arbeitszeiterfassung gerungen und wir haben mittlerweile einen Betriebsrat. Trotzdem ist noch immer der Geist der ersten Stunde spürbar – das ist für mich der vielbeschworene Bucerius Spirit.


Hatten Sie nie das Bedürfnis doch noch einmal ein anderes Gebäude von innen zu sehen?

Naja, die Jahre gingen so ins Land und die Hochschule wurde erweitert. Es wurde immer irgendwo gebaut, so dass mir keine Zeit blieb darüber nachzudenken.

Als dann etwas Ruhe einkehrte, hatte ich ein Alter erreicht, in dem ein Wechsel fast nicht mehr möglich war. Wie heißt es so schön: Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Dann war mir klar, dass ich bis zur Rente an der Hochschule bleiben würde… das war ja auch nicht die schlechteste Entscheidung.


Das Interview führte Lena Johannes.

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