Faculty and Staff Media Recommendations 2023
Das fünfte Jahr in Folge empfehlen Professor:innen und Abteilungsleiter:innen der Bucerius Law School ihre Lieblingslektüre oder ihre Lieblingsserie des Jahres.
Viel Freude beim Lesen oder Streamen!
Mitglieder der Bucerius Law School haben in der Vergangenheit regelmäßig eine anregende Bücherliste für den Jahreswechsel zusammengestellt. Daran haben wir auch in diesem Jahr festgehalten – und zugleich reagieren wir auf den sich ändernden Medienkonsum: aus einer "Faculty Reading List" wird eine "Faculty Medienempfehlung". Dort geben Professor:innen und Mitarbeiter:innen ihre ganz persönlichen Literatur-, Serien- oder Filmempfehlungen.
Wir hoffen, dass Sie das besonders kuratierte Format dabei unterstützen kann, die Bücher, Filme, Serien oder Podcasts zu finden, die auch Sie interessieren und begeistern können!
Viel Freude damit!
Machen Sie mit bei unserer Verlosung!
Succession (4 Staffeln)
von Jesse Armstrong
Worum geht es in der Serie?
Die Serie dreht sich um Logan Roy, seinen Medienkonzern, die Nachfolgeregelung unter seinen Kindern und den Einfluss den Geld und Medien auf Politik haben.
Warum empfehlen Sie diese Serie? Oder wem wollen Sie es besonders ans Herz legen?
Die Serie zeigt, was sich alles hinter "Familienunternehmen" verbirgt; sie spielt mit familiären und unternehmensinternen Machtdynamiken; sie beleuchtet das schwierige Verhältnis von Geld, Aufmerksamkeitsökonomie und Politik; sie ist für Unternehmensrechtler:innen spannend, weil sie die Narrative hervorhebt, die tatsächlich hinter so manchem Deal stecken, wo wir Jurist:innen an der Sideline stehen und sie wirft einen sehr ernüchternden Blick darauf, wer sich am Ende durchsetzt. Vor allem aber ist sie schauspielerisch und handwerklich exzellent gemacht – und das in allen vier Staffeln!
Diese Serie empfiehlt Ihnen
Prof. Michael Grünberger
Präsident der Bucerius Law School und Claussen-Simon-Stiftungsprofessor für Privatrecht und responsive Rechtswissenschaft
Unbelievable
von Susannah Grant u.a.
Worum geht es in dieser Serie?
Triggerwarnung sexualisierte Gewalt: Die Serie handelt von einem jungen Mädchen, welches behauptet, vergewaltigt worden zu sein. Es geht im Weiteren um die strukturellen Probleme bei der Aufklärung entsprechender Fälle. So muss die Hauptdarstellerin den Vorfall (retraumatisiert) mehrmals wiederholen und verstrickt sich dabei in (vermeintliche) Widersprüche, was Ihr anschließend zum Vorwurf gemacht wird.
Warum empfehlen Sie diese Serie? Oder wem wollen Sie es besonders ans Herz legen?
Eine immer wieder nicht leicht zu schauende Serie, die auf eindrückliche Weise zeigt, wie schwierig die Aufklärung solcher Vorwürfe ist und wie oft die (Beweis-)Last allein die potentiellen Opfer zu tragen haben, die sich sogar dem Vorwurf der Lüge aussetzen müssen. Eine Serie, die es schafft, das Dilemma zwischen notwendiger Wahrheitssuche und Opferschutz in seiner Schwierigkeit auf den Bildschirm zu bringen – auch dank großartiger Schauspieler:innen.
Diese Serie empfiehlt Ihnen
Jonathan Schramm, LL.B.
Referent der Geschäftsführung und Pressesprecher
The Grapes of Wrath
von John Steinbeck
Worum geht es in dem Buch?
USA, Mitte der 1930er: Nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 und einer schweren Dürre in Oklahoma und Arkansas verlassen viele Familien ihre Heimat. Im Mittelpunkt steht Familie Joad, die sich über die Route 66 auf den Weg nach Kalifornien machen, um dort als Wanderarbeiter zu überleben.
Warum empfehlen Sie dieses Werk? Oder wem wollen Sie es besonders ans Herz legen?
Die etwas andere Lektüre für den Roadtrip durch die USA. Interessant auch für alle, die historische Romane mögen.
Dieses Buch empfiehlt Ihnen
Prof. Olivia Czerny
Leitung des ZJL / Studienleitung Zivilrecht am Zentrum für Juristisches Lernen
Girl, Women, Other
von Bernardine Evaristo
Worum geht es in dem Buch?
Dieser faszinierende Roman erzählt die Geschichte von zwölf Charakteren und behandelt Themen wie Identität, Rasse, Geschlecht und die Realitäten des modernen Großbritanniens. Die Handlung erstreckt sich über verschiedene Generationen und Schauplätze, darunter Afrika, die Karibik und Europa. Im Mittelpunkt des Buches steht nicht nur der erlebte Rassismus, der die Biografien der Frauen verbindet, sondern auch Familie, Freundschaften und die Entfaltung ihrer sexuellen Identität spielen eine entscheidende Rolle.
Diese Form des Schreibens, bekannt als "Fusion Fiction", ist kunstvoll gestaltet und ermöglicht es dem Leser, die Welt der Hauptfiguren sowohl aus einer äußeren als auch aus einer inneren Perspektive zu erkunden. Es gibt diese "Aha"-Momente, in denen der Leser die Verbindungen zwischen den Charakteren entdeckt, was sowohl befriedigend als auch tiefgründig ist.
Warum empfehlen Sie dieses Werk? Oder wem wollen Sie es besonders ans Herz legen?
Dieses Buch bietet eine ausgewogene Mischung aus Komplexität und Zugänglichkeit und wurde mit dem Booker-Preis 2019 ausgezeichnet. Für alle, die gesellschaftliche Themen in packender Erzählung erleben möchten.
Dieses Buch empfiehlt Ihnen
Lezel Roddeck
Director Foreign language communications am Fremdsprachenprogramm
Über Israel reden
von Meron Mendel
Worum geht es in dem Buch?
Der Autor präsentiert Überlegungen zum Diskurs in Deutschland über Israel und Antisemitismus und spricht komplexe und schwierige Themen an wie etwa das Verhältnis zwischen Israel und Deutschland und die Folgen für die deutsche Politik, die BDS-Bewegun (Boycott, Divestment and Sanction) oder auch die Debatten um die Singularität des Holocaust.
Warum empfehlen Sie dieses Werk? Oder wem wollen Sie es besonders ans Herz legen?
Das Buch zeigt auf, wie man differenziert und sachlich über kontroverse Themen im Zusammenhang mit Israel und Palästina (wie z.B. die BDS-Bewegung bzw. den angemessenen Umgang damit) sprechen und diskutieren kann. Es ist ein Plädoyer dafür, die Komplexität gesellschaftlicher und politischer Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, anzuerkennen und auszuhalten. Es zeigt eindrücklich auf, dass sich differenzierte Beurteilung und klare Positionierung in der Sache nicht ausschließen: So kann man etwa der BDS-Bewegung kritisch gegenüberstehen, gleichzeitig aber den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit ihr sowie reflexhafte Antisemitismus-Vorwürfe ebenfalls skeptisch sehen.
Auch über das konkrete Thema hinaus ist das Buch ein lesenswertes Plädoyer dafür, in kontroversen gesellschaftlichen Fragen nicht vorschnell in Kategorien wie "gut" oder "schlecht" sowie "richtig" oder "falsch" zu verfallen. Ein wichtiges Buch in Zeiten zunehmender Polarisierung und Komplexitätsaversion sowie der vielfach anzutreffenden Gewissheit nicht nur hinsichtlich der Richtigkeit, sondern auch der moralischen Überlegenheit der eigenen Position.
Dieses Buch empfiehlt Ihnen
Prof. Mehrdad Payandeh
Lehrstuhlinhaber Öffentliches Recht II – Internationales Recht, Europarecht und Öffentliches Recht
Paradise Garden
von Elena Fischer
Worum geht es in dem Buch?
Es geht um die vierzehnjährige Billie, die ihren Vater nicht kennt. Sie lebt mit ihrer großartigen Mutter Marika in einer Hochhaussiedlung. Nie reicht das Geld. Gleichwohl sind beide glücklich. Sie schlagen sich mit Fantasie und großen Herzen durchs Leben. Dann ändert sich alles: Die Großmutter aus Ungarn taucht auf und stellt Billies Leben auf den Kopf. Billie verliert alles, nimmt ihr Leben selbst in die Hand und macht sich in einem alten Nissan auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater.
Warum empfehlen Sie dieses Werk? Oder wem wollen Sie es besonders ans Herz legen?
Paradise Garden ist eine spannende und anrührende Road Novel, die mich an Tschick erinnert hat. Elena Fischer gelingt es in ihrem literarischen Debüt mit großer Leichtigkeit, schwierige Themen wie Diskriminierung, Generationenkonflikte und Verlust miteinander zu verknüpfen. Die Geschichte ist vom grandiosen Lebenswillen von Billie und Marika durchzogen, ihrem Erfindungsreichtum, ihrer Selbstachtung und ihrem bewundernswerten Beharrungsvermögen gegen alle Widrigkeiten des Lebens, das ohne jede Verbitterung noch in den größten Tiefen des Lebens Witz versprüht.
Dieses Buch empfiehlt Ihnen
Prof. Matthias Jacobs
Lehrstuhlinhaber Privatrecht III – Bürgerliches Recht, Arbeitsrecht und Zivilprozessrecht
Gentleman über Bord
von Herbert Clyde Lewis
Worum geht es in dem Buch?
Was geht einem durch den Kopf, wenn man auf einer Schiffsreise durch ein Missgeschick über Bord fällt, nachdem man ein erfolgreiches, aber schrecklich ödes Leben geführt hat? Das erfährt man, wenn man das Büchlein von H. C. Lewis liest. Es beginnt mit: „Als Henry Preston Standish kopfüber in den Pazifischen Ozean fiel, ging am östlichen Horizont gerade die Sonne auf“. Wer diesen Satz liest, hört nicht mehr auf.
Warum empfehlen Sie dieses Werk? Oder wem wollen Sie es besonders ans Herz legen?
Zu empfehlen ist die Lektüre allen, die sich für sich selbst interessieren. Dass der Mare Verlag das Buch auch noch besonders schön gestaltet hat, sei nur am Rande erwähnt.
Dieses Buch empfiehlt Ihnen
Prof. Hermann Pünder
Lehrstuhlinhaber Öffentliches Recht IV - Öffentliches Recht, Verwaltungswissenschaft und Rechtsvergleichung
Crossing: A Memoir
von Deirdre McCloskey
Worum geht es in dem Buch?
Die in ganz unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen (Ökonomie, Geschichte, Rhetorik, Feminismus, Kulturwissenschaften und Philosophie) arbeitende, hochangesehene amerikanische Wissenschaftlerin Deirdre McCloskey kannte man 52 Jahre ihres Lebens als Donald McCloskey - akademisch hochreputiert an der University of Illinois at Chicago tätig, privat glücklich verheiratet und Vater zweier Kinder.
Dann entschied sie sich, als die Frau zu leben, die sie war – und zwar nicht nur heimlich, sondern auch öffentlich. Welche Herausforderungen und Ängste, welche glücklichen und zutiefst schmerzlichen Erfahrungen dieser Weg mit sich brachte, beschreibt sie in ihrer fesselnden Autobiographie mit gnadenloser Offenheit – und auch, warum dieser Weg für sie als Trans-Mensch alternativlos war: „It’s not about benefits and costs, it’s about identity.“
Warum empfehlen Sie dieses Werk? Oder wem wollen Sie es besonders ans Herz legen?
Selten hat mich eine Lektüre fachlich – als Ökonomin, die sich natürlich auch mit Genderfragen und Diversity in Unternehmen beschäftigt – bereichert und gleichzeitig menschlich tief berührt. Die Autobiographie von Deirdre McCloskey gehört deshalb für mich unbedingt auf die Bucket List der „100 books to read before you die“.
Dieses Buch empfiehlt Ihnen
Prof. Barbara Weißenberger
Affiliate Professorin - Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Accounting
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Parlament
Worum geht es in der Serie?
Es geht um die Irrungen und Wirrungen eines jungen Praktikanten, der im Europäischen Parlament eine Stelle antritt und vom blutigen Anfänger zum gewieften Strippenzieher wird.
Nebenbei erfährt man sehr viel über das Gesetzgebungsverfahren der EU einschließlich der politischen Intrigen – Insider haben mir bestätigt, dass die Serie authentisch ist. Für jeden, der wissen möchte, was in Brüssel so abgeht, ein herrlicher, witziger Spaß!
Diese Serie empfiehlt Ihnen
Prof. Birgit Weitemeyer
Lehrstuhl für Steuerrecht
Weißensee (24-teilige Serie)
Worum geht es in der Serie?
Die Serie spielt in den Jahren 1980 bis 1990 in Ost-Berlin. Sie schildert das Leben von Hans Falk, einem hohen Stasi-Offizier, und seinen beiden erwachsenen Söhnen, von denen einer sich in Julia Hausmann verliebt, deren Mutter eine Regime-Gegnerin ist.
Warum empfehlen Sie diese Serie? Oder wem wollen Sie diese besonders ans Herz legen?
Die Serie zeichnet ein packendes Bild der DDR und hat uns durch ihre differenzierte Personendarstellung überzeugt - niemand von den Hauptfiguren ist ausschließlich gut oder böse. Spannende Unterhaltung auf hohem Niveau!
Diese Serie empfiehlt Ihnen
Prof. Florian Faust
Lehrstuhlinhaber Privatrecht IV - Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung
Hast Du uns endlich gefunden
von Edgar Selge
Worum geht es in dem Buch?
Das literarische Debüt von Edgar Selge: Ein Zwölfjähriger erzählt seine Geschichte zwischen Gefängnismauer und klassischer Musik. Eine Kindheit um 1960, in einer Stadt, nicht groß, nicht klein. Ein bürgerlicher Haushalt, in dem viel Musik gemacht wird. Der Vater ist Gefängnisdirektor. Der Krieg ist noch nicht lange her, und die Eltern versuchen, durch Hingabe an klassische Musik und Literatur nachzuholen, was sie ihre verlorenen Jahre nennen.
Überall spürt der Junge Risse in dieser geordneten Welt. Gebannt verfolgt er die politischen Auseinandersetzungen, die seine älteren Brüder mit Vater und Mutter am Esstisch führen. Aber er bleibt Zuschauer. Immer häufiger flüchtet er sich in die Welt der Phantasie. Dieser Junge, den der Autor als fernen Bruder seiner selbst betrachtet, erzählt uns sein Leben und entdeckt dabei den eigenen Blick auf die Welt. Wenn sich der dreiundsiebzigjährige Edgar Selge gelegentlich selbst einschaltet, wird klar: Die Schatten der Kriegsgeneration reichen bis in die Gegenwart hinein. Wie eine zweite Erzählung legt sich die Musik über die Geschichte und begleitet den unbeirrbaren Drang nach Freiheit. (Klappentext)
Warum empfehlen Sie dieses Werk? Oder wem wollen Sie es besonders ans Herz legen?
Das Buch hat mich sehr berührt. Es ist unglaublich gut geschrieben und zeigt ein Leben zwischen den Extremen: Auf der einen Seite sind da die Prügelattacken des strengen Vaters, die beim Lesen fast körperlich spürbar werden. Auf der anderen Seite fliegt man mit dem Protagonisten hoch hinaus und weit weg in die wunderbaren Welten der Fantasie und der klassischen Musik, die als Flucht aus dem Alltag gut funktionieren. Auch ein Buch über die Freiheit des Geistes und Resilienz in der Kindheit.
Dieses Buch empfiehlt Ihnen
Dr. Alexa Meyer-Hamme
Leiterin des Zentrums für Studium generale und Persönlichkeitsentwicklung
ANTHROPOLIS: Ungeheuer. Stadt. Theben
von Roland Schimmelpfennig, Karin Beier
Worum geht es in dem Buch?
Das Buch liefert den Text zu der ANTHROPOLIS-Serie im Deutschen Schauspielhaus, die man nicht verpassen sollte: Karin Beier inszeniert an fünf Abenden (oder auch an einem Wochenende) die großen Klassiker der Antike. Dionysos, Laios, Ödipus, Iokaste, Antigone. Roland Schimmelpfennig hat die alten Texte von Aischylos, Sophokles und Euripides neu bearbeitet. Ein großartiger Stoff. Und bestes Theater.
Warum empfehlen Sie dieses Werk? Oder wem wollen Sie es besonders ans Herz legen?
Hier werden die Gündungsmythen der europäischen Zivilisationsgeschichte neu erzählt. „Es gab einmal eine Zeit, da hatten wir alle noch Hoffnung auf Zukunft“, heißt es bei Iokaste. Aber es herrscht Krieg, und am Ende sind ihre Söhne Eteokles und Polyneikes tot. „Euch beide treibt nichts als der Wahn der blinden Wut“. Erschreckende Aktualität. Der Krieg ist zurück in Europa und in Israel.
Diese Inszenierung von Karin Beier hätte keinen besseren Zeitpunkt finden können, und keine bessere Regisseurin, keine besseren Schauspielerinnen und Schauspieler, kein besseres Bühnenbild, keinen besseren antiken Chor. Die Inszenierung ist in vielen Teilen düster, beklemmend, aber auch immer wieder unterhaltsam, man kann sich dem Text und dem Theater nicht entziehen. Und sollte es auch nicht. Denn besser, relevanter, berührender kann Theater wohl kaum sein. Dringende Empfehlung: Hingehen! www.schauspielhaus.de/anthropolis.
Dieses Buch empfiehlt Ihnen