Nachruf auf Jürgen Büring

Jürgen Büring gehört zu den Vätern der Bucerius Law School. Am 26. März 2024 verstarb er im Alter von 85 Jahren. Ein Nachruf von Michael Göring.

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Jürgen Büring gehört zu den Vätern der Bucerius Law School. Er war von 1999 bis 2002 der Gründungsgeschäftsführer der Hochschule und bereits in der Vorbereitungsphase ein wichtiger, kenntnisreicher Ratgeber. Herr Büring verstarb am 26. März 2024 im Alter von 85 Jahren.

Im Winter 1998 saß ich ihm erstmals gegenüber in seinem Dienstzimmer an der WHU, der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung in Vallendar, deren Geschäftsführer er seit Gründung war: ein Gentleman im dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und Fliege, überzeugt von der zentralen Aufgabe privater Hochschulen für die Entwicklung der Hochschullandschaft in Deutschland. „Wenn du etwas verändern willst, erzeuge Wettbewerb“, war sein Credo.

Herr Büring zeigte sich bei meinen Fragen zur Administration einer privaten Hochschule als erfreulich auskunftsbereit: Finanzplanung, Personalgewinnung, Marketing, Werbung, Förderung durch Dritte und vieles mehr waren unsere Themen. Schon beim zweiten Treffen konnte ich heraushören, dass Jürgen Büring zu mehr als Erfahrungsaustausch bereit war, nämlich zu einem Wechsel nach Hamburg, seiner Heimatstadt, und zur Übernahme der administrativen Aufbauarbeit bei unserem Großprojekt Bucerius Law School.

1999 hatten wir das Leitungsteam der Law School beisammen: der international renommierte Professor Dr. Hein Kötz als Gründungspräsident und der erfahrene Jürgen Büring als Gründungsgeschäftsführer. Die ZEIT-Stiftung erwarb das ehemalige Botanische Institut der Universität mit dem Gelände des heutigen Campus als Sitz der Law School. Jürgen Büring saß mit einem kleinen Team zunächst in der Zentrale der ZEIT-Stiftung und lenkte von dort gemeinsam mit mir die notwendigen Renovierungen und Innenausbauten am gerade erworbenen Gebäude, wozu vor allem der Einbau der Bibliothek gehörte, die zunächst noch mit ein paar Seminarräumen in einem Provisorium auf dem Campus untergebracht war, der berühmten Baracke.

Wenn ich bei all den Wirren und Unsicherheiten nervös wurde, blieb Herr Büring ruhig und gelassen. Er strahlte aus, dass zum Start des ersten Jahrgangs am 4. Oktober 2000 alles unbedingt Nötige bereit sein würde, und versicherte, dass die ersten zwei oder drei Studierendenjahrgänge den Pionierstatus und das Unfertige durchaus genießen würden. Er hat recht behalten. Wenn ich Alumni und Alumnae der ersten Stunde treffe, bestätigen sie regelmäßig Herrn Bürings Vorhersage.

Die ersten Jahre der Law School erforderten von den Lehrenden, den Studierenden und der Verwaltung ein erhebliches Maß an Flexibilität, Mut zu Neuem, Bereitschaft zu Einschränkungen, Lust an Aufbruch. So gab es den Mittagstisch im Café Seeterrassen, in dem auch schon mal Übungen und Kleingruppen stattfanden, da war die Einflechtung der wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagen ins Curriculum zu planen, das Studium generale auszurichten, das obligatorische Auslandsstudium und die Praktika zu organisieren, Klausurtreffen in der Zündholzfabrik in Lauenburg durchzuführen, den Personalaufbau rasch und richtig zu meistern, und schon bald gab es wieder Baulärm, als das Auditorium Maximum, der heutige Helmut Schmidt Hörsaal errichtet wurde. Herr Büring hat hart gearbeitet, und war dabei doch stets Ansprechpartner der Lehrenden und der Studierenden, stand ihnen Rede und Antwort, auch wenn Unmut laut wurde.

Wenn heute immer wieder der besondere Geist an der Law School zitiert wird, das Aufeinanderzugehen, der freundschaftliche, von gegenseitigem Interesse geprägte Umgang mit den Studierenden, die Bereitschaft zu Leistung und die gegenseitige Freude am Erfolg, so hat Herr Büring in der Frühzeit der Law School diese Keime mitgesät. Und dass die Law School sehr bald zwei Ruderboote erwarb, einen Gerd und eine Ebelin, zwei Vierer, war unumgänglich: Jürgen Büring machte auch im Achter auf der Alster immer eine gute Figur.

Herr Büring konnte bei Erreichen des Ruhestandes auf eine große Aufbauleistung blicken. Er blieb der Law School in den Gremien der Förderstiftung erhalten. ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Bucerius Law School und ich persönlich werden immer gern und voller Dankbarkeit an die gemeinsame Arbeit mit Jürgen Büring zurückdenken.
 

Ein Nachruf von Prof. Dr. Michael Göring (Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius von 1997-2021)

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