Gäste waren Andrea de Luna, Gründerin von DeinTopf und Dominik Bloh, ehemaliger Obdachloser und Gründer von GoBanyo. Moderiert wurde die Veranstaltung von Leonie Kühl, Studentin der Bucerius Law School und Gründerin der Hochschulgruppe Augen auf Kiez!.
Gründerin von DeinTopf
Andrea de Luna begann in einem zehnminütigen Spotlight von ihrer Arbeit und den dadurch gewonnenen Eindrücken und Missständen im Zusammenhang mit Obdachlosigkeit zu erzählen. Sie berichtete, wie sie seit 2015 bei Hanseatic Help tätig war und 2018 Teil des Kältebus-Teams wurde, das in den kalten Monaten Obdachlose mit Essen, Schlafsäcken oder einem Platz in der Notunterkunft unterstützt. Andrea de Luna erzählte, wie hart der Beginn der Corona-Pandemie für Obdachlose war. Von einen Tag auf den anderen waren kaum noch Menschen auf den Straßen, die Geld und Essen gaben oder Pfandflaschen liegen ließen. Auch viele soziale Einrichtungen und Essensausgaben mussten schließen. Aus dieser prekären Situation heraus gründete Andrea de Luna mit anderen Helfer*innen die soziale Lebensmittelverteilung und Essensausgabe DeinTopf. Viele obdachlose und auf Hilfe angewiesene Menschen konnten dort zum ersten Mal seit Wochen wieder eine warme Mahlzeit erhalten. Sie beschrieb, wie bewegend dieser Moment war und wie dankbar die Menschen waren. Mittlerweile ist die Organisation gut vernetzt und bietet neben der Essensausgabe auch Beratungen für Unterbringungen in Hamburg an.
Andrea de Luna führte weiter aus, wie Menschen aus unterschiedlichsten Gründen obdachlos werden und dass es im Grunde jede*n treffen kann. Meist sind Schicksalsschläge die Ursache. Auch nehme sie wahr, dass sich der allgemeine Zustand von Menschen auf der Straße verschlechtere und dass vor allem Frauen sehr leiden.
Vom Hilfebedürftigen zum Helfer
Anschließend übernahm Dominik Bloh das Wort. Er erzählte wie er mit 16 Jahren auf der Straße landete. Seine Mutter war alleinerziehend und erlitt ein Burnout. Der psychische Zustand der Mutter wurde immer schlimmer, sodass sie eines Tages die Vormundschaft für ihren Sohn abgab und ihn mitten in der Nacht aus der Wohnung warf. Von da an war er zehn Jahre lang obdachlos. Was er aus dieser Phase vor allem mitgenommen hat, ist das Phänomen des Weiterschiebens von Verantwortung. Bis auf die Unterstützung einiger Klassenkameraden fühlte sich niemand zuständig und war bereit ihm zu helfen. Seiner Meinung nach kann nur eine bessere Finanzierung und mehr Personal im sozialen Bereich und den zuständigen Ämtern dieses Problem beheben.
Unter dem Motto „Waschen ist Würde“ gründete Dominik Bloh 2019 GoBanyo, einen kostenlosen Duschbus mit Hygiene- und Sanitärangeboten für obdachlose Menschen. Seit Gründung duschten dort schon an die 13.000 Menschen.
Augen auf!
Anschließend konnten neben direkten Fragen aus dem Publikum, auch Fragen anonym über ein Online-Tool gestellt werden. Dabei ging es vor allem um das Leben, den Alltag und die Sicherheit auf der Straße. Viele wollten auch wissen, wie sie sich am besten verhalten sollten, wenn sie auf der Straße nach Geld gefragt werden. Auf diese Frage gab Dominik Bloh eine ganz klare Antwort: „Hilfe muss von Herzen kommen. Redet mit den Menschen, wenn ihr nicht sicher seid, ob und was ihr geben sollt.“ Nur mit Mut und Ehrlichkeit erreiche man einen respektvollen Umgang.