BERUFSBILD Völkerrechtler*in

Völkerrechtler*innen aus verschiedenen Praxisbereichen berichten von ihren Erfahrungen

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Am 11. Februar 2021 fand im Rahmen des Studium professionale an der Bucerius Law School eine weitere Veranstaltung aus der Reihe „Berufsbild“ statt. Dort berichten erfahrene Praktiker – viele von ihnen Alumni der Bucerius Law School – aus den verschiedensten Berufen von ihrem Arbeitsalltag. Die Studierenden erhalten dabei einen Eindruck davon, wie vielfältig die Berufsbilder von Jurist*innen sind und in wie vielen Bereichen juristische Tätigkeiten gefragt sind.

Diesmal ging es um die Tätigkeit im Völkerrecht, das sich mit dem Handeln von Staaten auf internationaler Ebene auseinandersetzt. Obwohl es nicht zum Kanon der klassischen Juristenausbildung gehört, ist es relevant für Bereiche wie Außenpolitik, Menschenrechte oder Investitionen im Ausland.

Organisiert wurde die Veranstaltung im Studium professionale vom Bucerius Alumni e.V. und dem Studierendenforum Tönissteiner Kreis,. Die Moderation übernahm Dunja Nahif, Studentin aus dem Schwerpunktbereich „Internationales und Europäisches Recht“ 2020.

Handelskonflikte von neutraler Seite aus…

Dr. Christian Melischek, JG 2002- kam nach einer Station bei der Europäischen Kommission über eine Großkanzlei zur World Trade Organization (WTO) nach Genf. Dort arbeitet er im Bereich Streitbeilegung bei Handelskonflikten. Das sei viel „juristische Arbeit“, für die er sich als deutscher Jurist auch gut ausgebildet sieht. Er warnt aber: „Bei der WTO gibt es ein schweres Auswahlverfahren. Dabei konkurriert man mit sehr vielen Leuten, auch sehr jungen, die sich frühzeitig spezialisiert haben.“ Eine Karriere im Völkerrecht sei daher schwer planbar. Ihm habe es geholfen, sich breit aufzustellen und zu wissen, dass es noch andere Optionen gibt.

… und im Mandateninteresse

Dr. Maximilian Pika, JG 2008.  promovierte nach dem zweiten Staatsexamen in Heidelberg und ließ sich in London als Barrister zulassen. Aktuell arbeitet er bei Morgan, Lewis & Bockius in Frankfurt und betreibt Schiedsverfahren vor dem Schiedsgericht der Weltbank (ICSID). Dabei handelt es sich meist um Konflikte zwischen einem Investor und einem Staat, zu ungefähr einem Viertel aber auch um solche zwischen mehreren Staaten. Im Gegensatz zu Christian Melischek arbeite er strikt im Mandateninteresse. Der besondere Reiz an seinem Job bestehe darin, dass man sehr international arbeite.

Arbeiten für die Weltbank

Hanna Jang aus dem Jahrgang 2002 hingegen arbeitet in Washington, D.C., für die Weltbank. Nach dem Abschluss an der Bucerius Law School arbeitete sie in Kambodscha für die GIZ und erlangte einen Abschluss in Internationalen Beziehungen in Boston. Auch sie betonte, wie schwer planbar eine Karriere bei internationalen Organisationen sei. Dennoch solle es probieren, wer Spaß daran habe. Denn: „Das ist ein Job, mit dem man die ganze Welt sehen kann“.

Völkerrecht im Auftrag des Staats

Für das Auswärtige Amt war Dr. Wiebke Rückert eingeladen. Nach einem LL.M. in New York und einer Promotion in Berlin arbeitete sie am Internationalen Gerichtshof und schließlich beim Auswärtigen Amt, aktuell im Referat für Menschenrechte. Besonders reizvoll sei die Arbeit „im Interesse der Öffentlichkeit.“ Ihre Aufgabe sei es, völkerrechtliche Verträge – wie z. B. Abrüstungsverträge – zu verhandeln, auszulegen und anzuwenden. Dabei müsse man entwerfen, wo man politisch hinwolle und sich dann dort „hinverhandeln“.

Die Veranstaltung, welche aufgrund der Coronavirus-Pandemie über Zoom stattfand, schloss mit Fragen der Studierenden.

Text

Arne Lemke

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