Ob Roboterhersteller, Flughäfen oder Maschinenbauer – die Übernahme deutscher Unternehmen durch chinesische Investoren beschäftigt derzeit Politik und Medien. Zu diesem hochaktuellen Thema empfing die Greater China Regionalgruppe des Bucerius Alumni e.V. am 9. Juni 2016 Frau Dr. Cora Jungbluth zu einem spannenden Vortrag und lebhaften Diskussion. Die Referentin, Project Manager im Programm Nachhaltig Wirtschaften der Bertelsmann Stiftung, ordnete in ihrem Vortrag „Aufbruch nach Westen – Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland“ die aktuellen Entwicklungen in den historischen Kontext ein.
Seit einigen Jahren machen Übernahmen deutscher High-Tech-Unternehmen durch chinesische Firmen Schlagzeilen. Während China seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik Ende der 1970er Jahre hauptsächlich Zielland für ausländische Direktinvestitionen war, gewinnen seit Einführung der „Going-Global-Strategie“ 2001 die Investitionen chinesischer Unternehmen im Ausland stark an Bedeutung.
Die Referentin reflektierte über die Motive der chinesischen Investoren und die Befürchtungen in Deutschland. Sie betonte, dass chinesische Investoren in der Regel um den langfristigen Erfolg der Unternehmen bemüht seien. Dabei seien entgegen der öffentlichen Wahrnehmung die Erfahrungen mit chinesischen Investoren häufig überraschend positiv, insbesondere im Vergleich zu Investoren aus den USA. Nicht selten äußern sich die Stakeholder lobend über das chinesische Management. Beispielhaft nannte sie die Übernahme des Maschinenbauers Schiess in Sachsen-Anhalt sowie den Einstieg chinesischer Investoren bei Krauss-Maffei, einem weiteren Maschinenbauer mit Sitz in München.
Das kontroverse Thema wurde von Frau Jungbluth anschaulich erörtert und im Anschluss mit dem Publikum lebhaft diskutiert. Die Diskussion setzte sich bei „Brezeln und Wein“ noch lange fort.