Am 15. Mai 2019 luden die Alumni-Gruppe „Greater China“ und das Studium generale der Bucerius Law School zum Bucerius Greater China Talk, diesmal zum Gespräch über die Entwicklungszusammenarbeit Chinas mit Afrika. Zu Gast war Marina Rudyak, Sinologin, Rechtswissenschaftlerin und Autorin. Aktuell promoviert Rudyak an der Universität Heidelberg zu Chinas Entwicklungszusammenarbeit.
Die Kommunistische Partei Chinas, so Rudyak, habe drei Kerninteressen: Die Sicherung des politischen Regimes, die Sicherung des nationalen Territoriums und die Erhaltung eines internationalen Umfeldes, das Chinas Wachstum ermögliche. Primäres Ziel chinesischer Entwicklungshilfe sei daher, ein internationales Umfeld zu schaffen, in dem die chinesische Wirtschaft wachsen könne. Chinesisches Engagement sei insofern nicht altruistisch, sondern diene vielmehr dem wirtschaftlichen Interesse sowohl Chinas, als auch dem der Partnerländer.
China, so Rudyak weiter, sei inzwischen nicht nur Afrikas wichtigster Handelspartner, sondern stünde auch als Finanzier von Infrastruktur und Quelle ausländischer Direktinvestitionen in Afrika an Platz 1. Im Gegensatz zur vorherrschenden Wahrnehmung in Deutschland seien die meisten chinesischen Unternehmen in Afrika nicht staatlich, beschäftigten überwiegend lokale Mitarbeiter und schafften in Relation zu anderen Ländern am meisten Arbeitsplätze durch ausländische Direktinvestitionen. Auch wenn es sicherlich viele Problem gebe, lägen die dominanten Bilder des chinesischen Engagements in Afrika fern der Realität. Chinesisches Investment in afrikanische Telekommunikationsinfrastruktur habe etwa einem großen Teil der afrikanischen Jugend die Teilhabe am digitalen Zeitalter überhaupt erst ermöglicht.
Rudyak schloss mit dem Fazit, Chinas Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika sei vieles: Individuelles Engagement Einzelner Unternehmer, Investitionen in Infrastruktur und Telekommunikation, die Errichtung neuer Arbeitsplätze, vor allem aber divers! Sie könne daher aus westlicher Sicht weiter als Konkurrenz betrachtet werden, allerdings ebenso als Chance. So sei internationale gemeinsame Entwicklungszusammenarbeit mit, anstatt gegen China, ein Weg um zukünftig noch effektivere Arbeit mit afrikanischen Partnern zu ermöglichen.