Am 8. Oktober 2020 fand im Rahmen des Studium Professionale der Bucerius Law School ein Vortrag über die Rolle der Medien und die Aufgabe von PR-Beratern bei großen Prozessen statt.
Die Referenten waren Ralf Kunkel, Managing Director der Bernstein Group, einer strategischen Kommunikationsberatung, und Hans-Peter Huber, Rechtsanwalt der auf Wirtschaftsstrafrecht und Compliance spezialisierten Kanzlei Tsambikakis & Partner.
Justiz interessiert Legalität – Presse interessiert Legitimität
Sie betonten zunächst, dass die mediale Berichterstattung über gerichtliche Prozesse anderen, eigenen Regeln folge als denen der Justiz. Während Richter sich um Legalität kümmerten, interessiere die Presse viel mehr die Legimität bestimmten Handelns in der Gesellschaft. Auch käme es für Medien mehr auf Schnelligkeit an als für die Justiz.
Court of public opinion
Insofern sei auch zu beachten, dass im Gerichtssaal eine andere Wahrheit als außerhalb gelten könne. Es seien zwei Felder zu bestellen: der Gerichtssaal und die öffentliche Meinung, der sogenannte „court of public opinion“. Bleibe dieses zweite Feld unbearbeitet, so sei die Gefahr, dass für die Reputation einer Person etwas hängen bleibe. An dieser Stelle seien Kommunikationsberater gefordert – sie unterstützen Personen dabei, ihre Anliegen der Öffentlichkeit über die Medien zur Kenntnis zu bringen.
Bei dieser Kommunikation müsste aber beachtet werden, dass beide Felder unterschiedlichen Logiken folgten: Während eine Aussageverweigerung im Gerichtssaal ein legitimes Mittel sei, komme sie im öffentlichen Diskurs einem Schuldeingeständnis gleich.
Beschuldigter benötigt auch Kommunikationsberatung
Die Referenten wussten auch einiges über die verschiedenen Beteiligten an einem Strafverfahren zu berichten: Der Beschuldigte zum Beispiel sei die Situation nicht gewohnt und darüber hinaus ausschließlich von „Profis“ umgeben. Er befinde sich daher in einer absoluten Krisensituation, in der er Beratung benötige. Neben der rechtlichen Beratung durch den Verteidiger sei auch Kommunikationsberatung vonnöten. Denn die öffentliche Berichterstattung sei regelmäßig eher kritisch und wirke auf den Beschuldigten enorm. Falschmeldungen oder einer allzu negativen Berichterstattung müsse daher schnell entgegengewirkt werden.
Auch andere Beteiligte wie die Ermittlungsbehörden, die Staatsanwaltschaft und der Richter würden selbstverständlich Zeitung lesen, sodass Medien auch dort eine Rolle spielten.
Zum Schluss nahmen die Referenten sich Zeit für die Fragen der Teilnehmer. Auch dort gab es Interessantes zu erfahren, zum Beispiel, was den Umgang mit Führungskräften angeht oder ob die Vortragenden schon Mandate aus moralischen Gründen abgelehnt haben.