Dismantling DEI – Trumps Angriff auf Vielfalt und Gleichberechtigung

Podiumsdiskussion im Studium generale

Lehre & Studium |

Was bedeutet es für den juristischen Berufsstand, wenn Begriffe wie Gleichstellung, Repräsentation und Inklusion plötzlich politisch umkämpft sind? Dieser Frage widmete sich am 30. April 2025 eine Podiumsdiskussion im Rahmen des Studium generale an der Bucerius Law School.

Unter dem Titel „Dismantling DEI – Donald Trump's Angriff auf Vielfalt und Gleichberechtigung“ diskutierten Jurist:innen aus den USA und Deutschland über die politischen Entwicklungen unter der zweiten Trump-Administration, und deren Auswirkungen auf die internationale Rechts- und Unternehmenspraxis. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Diversity-Hochschulgruppe der Bucerius Law School organisiert.

 

EIN ABEND VOLLER REFLEXION UND DISKURS

Die Moderation übernahmen Nora Hecht und Tom Ponzlet, beide Studierende der Bucerius Law School des Jahrgangs 2023. Auf dem Podium diskutierten Maureen Edobor, Assistant Professor of Law an der Washington and Lee University, Prof. Russell Miller, Professor of Law an der Washington and Lee University, Prof. Dr. Michael Grünberger, LL.M. (NYU), Präsident der Bucerius Law School und Prof. Dr. Klaus-Stefan Hohenstatt, Partner bei Freshfields, Hamburg.

 

ERÖFFNUNG MIT NACHDRUCK

Den Abend eröffnete Andrea Leuck-Baumanns, Gleichstellungsperson an der Bucerius Law School. Vor der Podiumsdiskussion sprach Amon Schmieder, Student des Jahrgangs 2023, in seiner Keynote eindringlich über die Bedeutung von DEI für eine demokratische Gesellschaft und die juristische Profession:

„As young lawyers-in-the-making, we are preparing to enter a profession that prides itself on justice, logic, and integrity — and yet, those very values are being questioned in places we once saw as pillars of progress.“

Er erinnerte an den tragischen Hubschrauberabsturz Anfang des Jahres in Washington, D.C., bei dem 67 Menschen ums Leben kamen – und den Präsident Trump gezielt zum politischen Angriff auf Minderheiten in Bundesbehörden nutzte.

 

DAS ENDE VON DEI-PROGRAMMEN IN DEN USA

Mit Amtsantritt im Januar 2025 hat die Trump-Regierung begonnen, eine Reihe von Executive Orders umzusetzen, die explizit auf die Abschaffung von DEI-Initiativen (Diversity, Equity, Inclusion) in staatlichen Institutionen und bei Regierungsauftragnehmern zielen. Es wurden Abteilungen geschlossen, Fördermittel gestrichen und Kanzleien unter Druck gesetzt, die sich öffentlich für Inklusion einsetzen.

„People are profoundly disgusted and disturbed by this. This is not the Constitution’s design“, so Maureen Edobor und verwies auf die resultierende wachsende gesellschaftliche Spaltung.

Prof. Russell Miller betonte in diesem Zusammenhang die politische Strategie hinter der gezielten Delegitimierung von Vielfaltspolitiken: „These programs and diversity values are essentially a dog whistle from the Trump administration.“ Dahinter stehe, so Miller, ein narratives Framing, das DEI-Initiativen als Symbol für angeblich „unqualifizierte Einstellungen“ oder ideologisch motivierte Bevormundung diskreditiere – mit dem Ziel, Ängste zu mobilisieren und den öffentlichen Diskurs zu vergiften.

GESELLSCHAFTLICH TIEF GREIFEND

In der Diskussion wurde deutlich: Zwar lassen sich viele der Maßnahmen auf rechtlicher Ebene leicht rückgängig machen – Executive Orders können von nachfolgenden Präsidenten durch Neue überschrieben werden –, doch der gesellschaftliche Schaden ist enorm.

„It’s a tragic trend we are seeing“, kommentierte Prof. Dr. Stefan Hohenstatt. Die Polarisierung sei nicht nur in den USA sichtbar, sondern beeinflusse auch internationale Unternehmen und Anwaltskanzleien, die mit US-Institutionen zusammenarbeiten.

 

EIN BLICK ÜBER DEN ATLANTIK

Ob sich ein solcher Trend auch in Europa durchsetzen könnte, wurde auf dem Podium kritisch hinterfragt. Prof. Dr. Michael Grünberger, Präsident der Bucerius Law School, machte klar, dass die Europäische Union bislang wirksame Schutzmechanismen biete: „EU-directives provide protections“, so Grünberger. Dennoch warnte er davor, sich in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Werte wie Gleichstellung und Vielfalt müssten aktiv verteidigt werden – gerade von der kommenden Jurist:innengeneration.

Das Publikum stellte im Anschluss an das Gespräch viele Fragen an die Podiumsgäste und es wurde auch nach der Veranstaltung bei Brezeln und Wein rege weiter diskutiert.

Text

Amon Schmieder/ZSP

NEWSLETTER

Der "Newsletter der Bucerius Law School" informiert ca. zweimonatlich über Neuigkeiten aus der Bucerius Law School und Termine.