Diesen Fragen ging die vierte und letzte Veranstaltung der diesjährigen Philosophiereihe der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und des Studium generale der Bucerius Law School nach. Zu Gast aus dem sonnigen Süddeutschland war Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig, Inhaberin der Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Passau. Im Gespräch mit den zwei Philosophiedozenten der Bucerius Law School, Prof. Dr. Dr. Kai-Michael Hingst, Partner bei White & Case LLP, und Dr. Sven Murmann, geschäftsführender Gesellschafter der Murmann Verlagsgruppe, gab sie einen Einblick in das grundlegende Verhältnis von Philosophie und Politik.
Denn Entscheidungen von PolitikerInnen erscheinen uns Bürgern schließlich nicht immer vernünftig. Doch wie könnte man es besser machen? Bereits in der Antike, so referierte Zehnpfennig, beschäftigten sich Philosophen mit der Kunst des guten Regierens. Platon schließlich fand darauf die bekannte Antwort: Ein Philosophenkönig sollte die Kluft zwischen Politik und Philosophie überbrücken, denn der ideale Politiker sei schließlich nur jemand, der außerhalb der üblichen Bahnen denkt und sein Handeln tatsächlich dem Gemeinwohl anpasst.
Dabei lasse sich, so Zehnpfennig, gute Politik mit dem Streben nach Wahrheit gleichsetzen. Obwohl das Konzept der Wahrheit jedem menschlichen Denken vorausgesetzt sei, beobachte man doch allzu häufig, dass PolitikerInnen ihr Handeln nicht am Wahren und Guten, sondern an den Partikularinteressen und Meinungen anderer ausrichten. Da Meinungen jedoch unbegründet und eventuell sogar falsch sein können, müsse der ideale Staatsmann laut Zehnpfenning die Begründungen dieser Meinungen hinterfragen und die Prämissen mit den Folgen abgleichen. Daraus ergäben sich häufig Widersprüche, die zur Maßstabsbildung dienen. Insgesamt liege die Kunst des guten Regierens nach Platon darin, die Wahrheit durch dialektische Prüfung der Bürgermeinungen zu suchen.
In Zeiten von Populismus, fake news und politischen Lügen scheint solch ein philosophischer Staatschef wünschenswerter denn je, doch ein Blick in verschiedene Regionen der Welt würde wohl auch Platon davon überzeugen, dass die Zeit der Philosophenkönige scheinbar schon lange vorbei ist.