Ein Volkskanzler - von einer Demokratie zur Dikatur

Ein Gedankenexperiment, wie die deutsche Demokratie in nur wenigen Schritten zu einer Diktatur umgebaut werden kann. Und das unter den Augen aller.

Lehre & Studium |

Die Filmversion des Theaterstücks „Ein Volkskanzler“ wurde am Mittwoch, 26. Januar 2022, mit anschließender Diskussion in einer Online-Veranstaltung des Studium generale präsentiert. Diskutiert wurde unter der Moderation von Svenja Länder mit dem Autor des Stücks Maximilian Steinbeis, dem Regisseur Helge Schmidt und der Schauspielerin Ruth Marie Kröger.

Schritt für Schritt zur Diktatur

Das Theaterstück „Ein Volkskanzler“ basiert auf dem gleichnamigen Essay des Journalisten und Verfassungsexperten Maximilian Steinbeis. Ausgehend von politischen Ereignissen in den Ländern Polen, Ungarn und Russland und übertrug Steinbeis erkannte Muster von Umwandlungsprozessen politischer Systeme in seinem Essay auf Deutschland.

„Jetzt mal angenommen, es käme einer. Mal angenommen, da wäre plötzlich einer, der die Menschen begeistert und mit Hoffnung erfüllt.“ (aus: verfassungsblog.de/ein-volkskanzler/) Mal angenommen es käme ein Bundeskanzler mir absoluter Mehrheit. Ein Kanzler, der keine Koalition braucht.

Ein solcher Kanzler, ein Volkskanzler, ist die Grundannahme des Gedankenexperiments von Steinbeis. Von dort wendet sich Deutschland Schritt für Schritt durch augenscheinlich verfassungskonforme und demokratische Maßnahmen der Diktatur zu. Das Ausmaß dieser Maßnahmen wird erst im Nachhinein sichtbar.

Im Gespräch mit dem Autor, Regisseur und der Schauspielerin

Nachdem sich die Studierende auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung, die das Projekt unterstützt haben, die Theaterversion des Essays angeschaut hatten, wurde im Anschluss per Zoom gemeinsam diskutiert. Während der Diskussion stellte Maximilian Steinbeis klar, dass es als Journalist seine Aufgabe sei, ein Bewusstsein für Risiken wie diese zu schaffen. Sorgen, dass er dabei „die falschen Leute“ auf die Idee bringe das System auszunutzen, mache er sich keine. Wer ein solches Ziel verfolge, fände auch ohne den Essay einen Weg.

Dem Theater komme bei der Behandlung solcher kritischen Fragen eine besondere Rolle zu. Es spricht nicht nur eine andere Zielgruppe an, sondern bietet auch die Möglichkeit, Geschichten anders zu erzählen. Das Theater muss nicht neutral berichten, sondern kann auch eine Haltung dazu einnehmen.

Speziell bei „Ein Volkskanzler“ sieht Regisseur Helge Schmidt den Vorteil in der Dramaturgie. Als Zuschauer*in wolle man den Aussagen der Figur des Volkskanzlers, verkörpert durch die Schauspielerin Ruth Marie Kröger, Glauben schenken. Das Publikum reagiere zunächst positiv auf die Ideen der Umstrukturierung, um das politische System zu vereinfachen. Umso stärker sei der Effekt der beim Zuschauer*in eintritt, wenn die Auswirkungen am Ende klar würden.

Sowohl rechtlich, politisch und künstlerisch bot der Abend eine spannende, eingängliche Darstellung eines, in Anbetracht der aktuellen Situationen in einigen osteuropäischen und asiatischen Ländern, brisanten Themas.

Text

ZSP

NEWSLETTER

Der "Newsletter der Bucerius Law School" informiert ca. zweimonatlich über Neuigkeiten aus der Bucerius Law School und Termine.