Am 16. November 2022 waren die Juristin Diana Sanabria, Mitglied des Bundesvorstandes für Saubere Kleidung und Dr. Constanze Klotz, Mitgründerin des Hamburger Fair-Fashion-Unternehmens Bridge&Tunnel, im Studium generale der Bucerius Law School zu Gast. Mit einem besonderen Blick auf Nachhaltigkeit diskutierten Sie über Zukunftschancen und Dilemmata der Textilindustrie. Durch den Abend führte JProf. Dr. Nicole Gottschalck, abgesandte Juniorprofessorin der WHU an der Law School.
Der Status Quo in der Textilindustrie
Kleidung und andere Textilprodukte werden in großen Mengen konsumiert. Der meist günstige Preis und gutes Marketing regen die Menschen an, immer mehr zu kaufen. Dieses Verhalten geht auf Kosten der Menschen und der Umwelt. Zum einen hat die Textilproduktionen direkte Auswirkung auf die Gesundheit der Arbeitnehmer*innen, zum anderen auch auf die gesamte Menschheit. Die Textilindustrie gehört zu den größten Treibern der Klimakrise, da viele Kleidungsstücke aus energetisch sehr intensiven Kunststoffasern hergestellt werden. Auch Textilabfälle werden größtenteils verbrannt und dadurch Schadstoffe ausgestoßen. Allein Europa produziert jährlich etwa sechs Millionen Tonnen Textilabfall.
Mit steigendem Bewusstsein für den Klimawandel auf Konsumentenseite steige der Druck auf die Industrie, nachhaltiger zu werden. Dr. Constanze Klotz sieht ein großes Problem darin, dass Nachhaltigkeit juristisch kaum definiert sei. Dadurch werde Greenwashing erst möglich gemacht, und nur auf Bio-Baumwolle zu setzen, wie viele Firmen es machen, reiche ihrer Meinung nach nicht aus.
Zukunftsperspektiven
Laut Diana Sanabria sei vor allem das neue Lieferkettengesetz ein Schritt in die richtige Richtung, um die Textilindustrie sozial und ökologisch vertretbar zu machen. Sie erhoffe sich davon große Veränderungen in den Unternehmen, dass diese das Gesetz als Chance sehen, nachhaltiger zu werden. Vor allem, sobald eine europäische Richtlinie komme.
Für Dr. Constanze Klotz liegt eine große Chance im Bereich der nachhaltigen Mode, die Produkte menschlicher zu machen, das heißt, die Menschen hinter den Produkten mehr in den Vordergrund zu rücken. Beispielsweise werde bei ihrem Unternehmen jedes Kleidungsstück mit dem Namen der*s Schneider*in versehen. Das Unternehmen, dass gebrauchte Jeans in Wilhelmsburg upcycelt, funktioniere auch deshalb so gut, da im Fokus die Menschen stehen und dadurch die Konsument*innen zusätzlich eine andere Verbindung zu den Produkten aufbauen. Einig waren sich die Referentinnen darin, dass Fair Fashion kein Luxusgut ist und sein solle.
Die Frage um die Zukunft der (fairen) Textilproduktion stieß auf großes Interesse im Publikum und regte im Anschluss an den Vortrag zu vielen Fragen und einer angeregten Diskussion bei Brezeln und Wein an.