„Der Westen geht über Europa hinaus, Europa geht aber auch über den Westen hinaus“; mit diesem Zitat begann der bekannte Historiker Professor Dr. Heinrich August Winkler seine Darstellung der Geschichte westlicher und europäischer Werte. Am 18. November 2015 referierte Winkler im Rahmen einer vom Studium generale in Kooperation mit der ZEIT-Stiftung organisierten Veranstaltung über die Geschichte des Westens mit Bezug auf aktuelle Geschehnisse in Europa.
Nach einer Einführung durch Professor Dr. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung, stellte Winkler zunächst fest, dass die Geschichte des Westens eng mit jener der römischen Westkirche verknüpft sei. Die Besonderheit des Westens gegenüber dem Osten sei die frühe Gewaltenteilung zwischen Kirche und Staat gewesen – der „dualistische Geist des Abendlandes“.
In seiner Geschichte und auch heute noch sei der Westen ein uneiniges Gebilde, wobei diese Uneinigkeit laut Winkler in der unterschiedlichen Auslegung gemeinsamer Werte wurzele.
In dem anschließenden Gespräch mit Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, wurde die Historikerperspektive auf aktuelle Ereignisse wie die Anschläge in Paris herausgearbeitet. Winkler zeigte sich selbst schwer geschockt von den Geschehnissen in Paris. Dabei gibt er aber nicht dem Westen allein die Schuld, da dieser nicht für innerislamistische Kulturkämpfe verantwortlich gemacht werden könne. Im Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingssituation plädierte Winkler für eine europäische Lösung. Dafür müsse Deutschland aber auf die anderen europäischen Staaten zugehen und dürfe nicht weiter eine Sondermoral verfolgen.