Sie haben bereits alles ausprobiert, haben digital labs eingerichtet, big data benutzt und chief digital officers eingestellt – und dennoch scheint die digitale Revolution in vielen Industrieunternehmen noch auf sich warten zu lassen.
Warum das so ist und welche Hilfe Start-ups dabei bieten können, das beschäftigte auch die rund 30 Teilnehmer des diesjährigen CFO Circle, zu dem Kristian Ludwig und Jan-Menko Grummer, Partner bei EY, und der Geschäftsführer der Bucerius Law School, Meinhard Weizmann, am 29. November geladen hatten.
Als Auftakt berichtete Martin Ostermayer, selbst zweimaliger Gründer und nun CFO bei shortcut ventures, was Start-up-Unternehmen den etablierten Großkonzernen beim Thema Digitalisierung häufig voraushaben: Dynamik. Denn Gründer seien „kreativ, schnell, jung, offener für neue Trends und trauen sich an die ganz großen Dinge“.
Nils Seebach, Mitgründer und CFO bei Spryker Systems, machte darüber hinaus deutlich, dass der Grund, warum Start-ups sich besser an die neuen Anforderungen der digitalen Welt anpassen könnten als Industriekonzerne, strukturbedingte Ursachen habe. Das Kernstück eines Start-up Unternehmens läge im Bereich Code & Data. Große Corporates hingegen wären zwar auf einmalige Produkte und Services spezialisiert, die sie über ihre Website nach draußen bringen wollen, damit wäre ihr Geschäftsmodell allerdings in Zeiten der Globalisierung um einen „falschen Kern“ herum aufgebaut – denn die früher gültige Erfolgsgleichung Idee+Produkt+Team+Ausführung habe ihre Gültigkeit verloren.
Anschließend diskutierten Seebach und Ostermayer gemeinsam mit Dirk Weipert, CFO bei Facelift brand building technologies, wie die digitalen Kompetenzen eines Start-up in große Industrieunternehmen eingebunden werden können. Die Referenten waren sich einig, dass es vielen Großunternehmen guttun würde, etwas von der Schnelligkeit und Entschlussfreudigkeit der Gründermentalität zu übernehmen. Dafür sei es gleichzeitig wichtig, bei der Akquise nicht direkt das eigene starre Corporate-Geschäftsmodell über Start-up – Strukturen zu stülpen. So würde es zu einer Win-win Situation kommen: während das Start-up von den finanziellen Investitionen des Unternehmens profitiere, würde der Großkonzern auf den Weg in ein neues digitales Zeitalter mitgenommen.
Anschließend wurde die Diskussion beim traditionellen Flying Dinner in der Südlounge der Hochschule weitergeführt.