Wie intelligente IT-Lösungen die juristische Kerntätigkeit beschleunigen - 4 Fragen an Emilio Matthaei

Arbeitsintensives Beiwerk werde in Zukunft fast ausschließlich maschinell erledigt werden. Die rechtliche Würdigung und das Abwägen von Risiken im Einzelfall wird Software allerdings in absehbarer Zeit nicht ersetzen können, meint Dr. Emilio Matthaei, CEO Leverton GmbH.

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Frage: Weshalb beschäftigen Sie sich mit dem Thema "Vertragsmanagement durch intelligente IT-Lösungen"?

Matthaei: Als Investment Banker habe ich selbst miterleben müssen, wie mühsam und kostspielig die Due Diligence beim An- und Verkauf von Assets ist. Ich fand es sehr spannend, eine intelligente, auf Computerlinguistik basierende IT-Lösung zu realisieren, die eine transparente und zeitsparende Vertragsüberprüfung ermöglicht. Wir haben das Ziel mit der Technologie von LEVERTON erreicht und verändern schon heute die Arbeitsprozesse von Mitarbeitern in mehr als 15 Ländern.

Frage: Warum brauchen Wirtschaftsjuristen mehr Technologie?

Matthaei: Die Kernkompetenz eines Juristen liegt in der rechtlichen Bewertung eines Sachverhalts. Mit unserer Software tragen wir dazu bei, dass diese Kernkompetenz – auch und gerade bei einer umfangreichen Due Diligence – nicht aus den Augen verloren wird. Die intelligente Datenextraktion verhilft zur schnelleren Evaluierung der vertragsrelevanten Daten. Dies schafft überdies ganz klar auch einen Wettbewerbsvorteil für den Juristen, der sich einer solchen Technologie bedient.

Frage: Gibt es Grenzen dieser Industrialisierung?

Matthaei: Die vorgenannte Kernkompetenz eines Juristen erfordert eine rechtliche Würdigung unter Einbeziehung mannigfaltiger Gesichtspunkte, wie z.B. dem Gesetz, der Rechtsprechung und Branchenstandards, und der Abwägung von Risiken. Diese Kerntätigkeit kann auch durch eine hocheffiziente Software wie die unsrige nicht ersetzt werden.

Frage: Wie sieht der Rechtsberatungsmarkt in zehn Jahren aus?

Matthaei: Prozesse, die nicht die juristische Kernkompetenz betreffen, sondern ihren Zweck gleichsam in der "administrativen Zuarbeit" haben, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit weitestgehend im Wege intelligenter IT-Lösungen "outgesourced" worden sein. Der bereits heute äußerst kompetitive Rechtsberatungsmarkt wird ohne derartige – insbesondere kostensparende – Wettbewerbsvorteile nicht mehr in der heute vorhandenen Breite bestehen können.

Dr. Emilio Matthaei ist CEO bei Leverton und Referent der 5. Herbsttagung des Bucerius CLP.

Das Interview führte Pia Lorenz, LTO.

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