Für das vierte Modul des OIL tauschte das Bucerius Open Innovation Lab (OIL) in der vergangenen Woche den Campus und traf sich statt an der Bucerius Law School in dem beeindruckenden Neubau des Otto Group Campus in Hamburg.
Die menschliche Seite der Transformation
Nachdem im Verlauf der ersten drei Module insbesondere die technologischen Treiber von Veränderungen im Rechtsmarkt sowie die „Produktifizierung“ von Rechtsdienstleistungen mitsamt ihren Auswirkungen auf das Selbstverständnis von Jurist:innen Gegenstand lebhafter Diskussionen war, widmete sich der Teilnehmendenkreis diesmal der Frage, wie sich die kulturellen Implikationen struktureller Veränderungen umsetzen lassen und damit der menschlichen Seite der Transformation.
Strukturelle Veränderungen vorzunehmen fällt Jurist:innen vergleichsweise leicht: Sie engagieren sich im Umbau von Strategieplänen, Geschäftsmodellen, Vergütungsstrukturen und Rechtsformen. Aber wie werden die Betroffenen mitgenommen und wie geht man mit Widerstand um? Gastgeber Gerrit Herlyn, Legal Innovation Lead bei der Otto Group, freute sich auf das Thema: „Wir beschäftigen uns seit geraumer Zeit sehr intensiv mit dem Thema und ich bin gespannt zu hören, was meine OIL-Kolleg:innen für Erfahrungen gemacht haben.“ Unter der Moderation von Felix Wendenburg erprobten und diskutierten die Teilnehmenden insbesondere konkrete Ansätze im Umgang mit den Engführungen, die jeder Wandelprozess mit sich bringt.
Wandel in der Praxis
Einen Einblick ins Nähkästchen gelungener und auch gescheiterter Change-Impulse gewährten Svenja Reinecke und Felix Gausmann, die bei der Otto Group mit der Begleitung eines umfassenden Kulturwandels betraut sind. Change-Prozesse, so die zentrale Botschaft, müssen partizipativ ausgestaltet sein und funktionieren nur dann, wenn der Rückhalt des Top-Managements gesichert sei. Annette Höher-Bäuerle, die als Managing Director/COO bei A&O Shearman nicht nur den Merger von zwei Großkanzleien betreut hat, sondern auch für die Umsetzung von umfassenden lokalen Change-Projekten zuständig ist, berichtete aus Kanzleiperspektive von ihren Erfahrungen: „Einige unserer Maßnahmen wurden zudem während der Pandemie umgesetzt – Krisenzeiten haben sich oft als gutes Momentum erwiesen, um bestehende Strukturen und Verhaltensweisen zu hinterfragen und Veränderungen zu etablieren.“
Umgang mit Widerständen und Stillstand im Wandelprozess
Markus Troja und Felix Wendenburg (Bucerius Center on the Legal Profession) illustrierten anhand eines Praxisfalls, wie in kollektiven Entscheidungsprozessen konstruktiv mit Widerständen umgegangen werden kann, indem diese verbalisiert und damit besprechbar gemacht werden. Mit einem Workshop zum Konzept der versteckten Zielkonkurrenzen, die der Grund dafür sein können, warum in Organisationen trotz mitunter bester Absichten Stillstand statt Wandel herrscht, bot Madeleine Bernhardt (Bucerius Center on the Legal Profession) den Teilnehmenden zum Abschluss des Tages Gelegenheit zur Selbstreflexion.
Die mittlerweile sehr vertraute Runde bereitet sich nun auf das fünfte und damit letzte Modul des Bucerius Open Innovation Lab im Januar 2025 vor, das Gelegenheit bieten wird, die Zukunft des Rechtsmarkts fokussiert in den Blick zu nehmen.
Das Open Innovation Lab (OIL) des Bucerius Center on the Legal Profession ist eine gemeinsame Forschungs-, Entwicklungs- und Austauschplattform für Kanzleien, Rechtsabteilungen und Technologieanbietern zur Zukunft des Rechtsmarktes, um die eigene strategische Position(ierung) zu stärken und Chancen für Geschäftsmodelle frühzeitig zu erkennen. Im Sommer 2025 startet eine neue Runde des OIL - weitere Informationen dazu finden Sie hier.