Die Wissenschaftsministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Birgit Hesse (SPD), hat in den vergangenen Wochen eine "Kommission Universitätsmedizin 2020" gegründet und für die rechtliche Expertise einen Forscher des Instituts für Medizinrecht (IMR) der Bucerius Law School berufen. Professor Dr. iur. Karsten Gaede, einer der beiden geschäftsführenden Direktoren des IMR und Inhaber eines strafrechtlichen Lehrstuhls, wird in den kommenden eineinhalb Jahren gemeinsam mit fünf weiteren Experten aus Medizin, Forschung, Pflege und Wirtschaft untersuchen, wie die Universitätskliniken in Greifswald und Rostock den Spagat zwischen einer wirtschaftlichen und zugleich leistungsstarken und patientenwohlorientierten Behandlung und Forschung in Zukunft bewältigen können.
Konkret soll die Regierungskommission unter der Leitung des früheren Bundestagsabgeordneten Dr. med. Harald Terpe (Grüne) die Strukturen und Vorgänge an den beiden Universitätskliniken des Landes untersuchen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern will präziser klären lassen, wie sich der hohe medizinethische Anspruch der Einrichtungen im Krankenhausbetrieb generell und insbesondere bei moderner Hochleistungsmedizin auch in einem weitgehend ökonomisierten Gesundheitswesen sichern lässt. Hintergrund sind öffentliche Debatten um eine möglicherweise zu ökonomische Prägung der Universitätsmedizin Rostock. Die Empfehlungen, die von der Kommission erarbeitet werden, sollen die zukünftige strategische Ausrichtung der universitären Medizin in Mecklenburg-Vorpommern vorbereiten und zum Beispiel die Ausgestaltung des Landeshochschulgesetzes, die Erarbeitung der Zielvereinbarungen mit den Universitäten, die Unternehmenskultur oder Verbesserungen für das Compliance-Management betreffen.
"Wir alle erwarten sehr viel von unseren Universitätskliniken", betont Gaede. "Sie sollen dem Patientenwohl optimal durch Behandlung und Forschung dienen, ethischen und rechtlichen Maßstäben gerecht werden und zugleich bezahlbar bleiben. Wenn die Kommission nun die zeitlose und wieder dringliche Frage von neuem stellt, wie diese Ziele unter den aktuellen Bedingungen in ein Gleichgewicht gebracht werden können, ist dies eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Sie ist aber auch enorm reizvoll und entspricht dem Forschungsanspruch des Instituts für Medizinrecht an der Bucerius Law School." Gaede will dabei "vor allem die Möglichkeiten und Grenzen einer rechtlichen Steuerung und eine verlässliche Anleitung der Mitarbeiter der Kliniken in den Blick nehmen."