Kriege der Zukunft

Vortrag über autonome Waffensystemem im Völkerrecht

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Bereits jetzt ist das traditionelle Verständnis von Krieg verändert: Statt vor Ort anwesend sein zu müssen, können Soldaten ferngesteuert durch den Einsatz von Drohnen über Leben und Tod entscheiden. Diese Entwicklung treiben autonome Waffensysteme (AWS) auf die Spitze, indem die letztendliche Entscheidung über das Schießen von der Maschine selbst getroffen wird. Nicht nur aus völkerrechtlicher Sicht äußerst problematisch, wie Professor Markus Wagner von der University of Miami School of Law bei seinem Vortrag am 18. Juni 2015 auf Einladung der Fachgruppe Völker- und Europarecht und des Zentrums für Sicherheit und Recht an der Bucerius Law School erklärte.

Nach der Einführung durch Dr. Jasper Finke, Professor für Völkerrecht, beschrieb Wagner die technische Entwicklung hin zu mehr maschineller Autonomie, die nicht nur in der Kriegsführung, sondern auch im privaten Sektor zunehmend an Bedeutung gewonnen habe –Stichwort selbstfahrende Autos. Doch insbesondere im militärischen Bereich bezeichnete er diese Entwicklung als moralisch und juristisch äußerst schwierig.

Juristische Probleme würden insbesondere dadurch aufgeworfen, dass die Einhaltung der Genfer Konventionen durch die Einführung von AWS nicht automatisch gesichert ist. An anschaulichen Beispielen führte er ferner auf, wie schwierig die Begründung rechtlicher Verantwortung ist, wenn eine Maschine entscheidet, ob sie schießt oder nicht. Aus moralischer Sicht sei problematisch, dass die derzeitigen Entwicklungen zu einer immer stärkeren Dehumanisierung des Krieges führten. Fragen aus dem Publikum, ob man bald mit einem futuristisch anmutenden "Krieg der Maschinen" rechnen könne, beantwortete er zwar negativ. Doch dass die Gefahr besteht, dass durch den Einsatz von AWS die Hemmschwelle zum Töten sinkt, leuchtete den Studierenden auch ohne weitere Erklärung ein – auch wenn Befürworter der Konzepte argumentieren, dass mit Einsatz von AWS weniger Menschen sterben würden.

Ein Einblick in äußerst interessante, kontroverse und befremdliche Entwicklungen, die anschließend bei Brezeln und Wein lebhaft diskutiert wurden.

Text

Isabella Naujoks, Studentin

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