„Internet Governance“ definiert sich laut Wikipedia als „die Entwicklung und Anwendung durch Regierungen, den Privatsektor und die Zivilgesellschaft, in ihren jeweiligen Rollen, von gemeinsamen Prinzipien, Normen, Regeln, Vorgehensweisen zur Entscheidungsfindung und Programmen, die die Weiterentwicklung und die Nutzung des Internets beeinflussen“.
Unter dieser eher abstrakten Formulierung vermag nicht jeder sich unbedingt Konkretes vorzustellen. In Zusammenarbeit mit dem Studium generale und der ZEIT-Stiftung fand daher am 30.11.2016 eine Bucerius # Lab Lecture zum Thema „Internet Governance“ statt. Als Redner war Professor Dr. Wolfgang Kleinwächter von der Universität Aarhus eingeladen, einer der führenden deutschen Internet Governance-Experten.
Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte des Internets, das ursprünglich eine Erfindung des US-Militärs war, stellte Kleinwächter das „Eco-System“ der Internet Governance vor. Dieses bestehe aus unzähligen Akteuren aus Regierungen, Zivilgesellschaft und Wirtschaft, die wiederum alle verschiedene Interessen verfolgten.
Die Gesellschaften hätten sich, so Kleinwächter, vom Feudalismus (Land) über den Kapitalismus (Kapital) hin zum Datalismus (Daten) entwickelt. Die größte Macht habe nicht mehr der mit dem größten Land oder Kapital, sondern derjenige, der im Besitz der meisten Daten ist. Diese sogenannte Informationsgesellschaft würde Hierarchien zunehmend zugunsten von Netzwerken abschaffen, die Regulierung bliebe dabei hingegen immer mehr auf der Strecke. Die Technik sei schließlich weit schneller als der Gesetzgeber. Kleinwächter unterstrich in diesem Zusammenhang, dass die Ressource Daten unerschöpflich sei, nicht verbrauchbar und insbesondere auch territorial unbegrenzt.
Die repräsentative Demokratie, so Kleinwächter, müsse im Hinblick darauf, durch neue Formen der Partizipation ergänzt werden. Auch müssten die Menschen endlich anfangen, ein Bewusstsein für ihre Daten und deren Wert zu entwickeln. In diesem Zusammenhang wies Kleinwächter auch auf die am gleichen Tag erschienene Charta für digitale Grundrechte hin, die in Zusammenarbeit mit der ZEIT-Stiftung entstanden ist und zu dessen Unterzeichnern er gehört.
Im Anschluss an seinen Vortrag beantwortete Kleinwächter die Fragen des Publikums auf dem Podium. Diese zielten insbesondere auf Formen der zivilgesellschaftlichen Teilnahme, einen internationalen Minimalkonsens sowie auf die Befürchtung ab, Deutschland hinke zumindest im europäischen Vergleich beim Thema Internet generell weit hinterher.