Am Montag, den 5. Juni 2023 fand die Sportarbeitsrechtliche Tagung zum Thema „Mitbestimmung im Profifußball“ statt. Der Einladung folgten 70 Gäste, darunter Studierende, Praktikerinnen und Praktiker im Sport- und Arbeitsrecht und andere Sportrechtsinteressierte. Zu Beginn verschafften Prof. Dr. Philipp Fischinger mit seinem Vortrag zum Tarifrecht im Profifußball und Colin Blumauer, der in seinem Vortrag auf die Frage einging, ob Bundesligisten denn nun Betriebsräte bräuchten, einen Überblick. Die kurzweiligen und informativen Beiträge leiteten die darauffolgende Podiumsdiskussion optimal ein.
Unter der Moderation von Lisa Gerlach, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Matthias Jacobs, diskutierten Nationalspielerin Almuth Schult, Rechtsanwältin Jana Spack, Justiziar der Spielergewerkschaft VdV Dr. Frank Rybak und der ehemalige Vorsitzende des Bundesarbeitsgerichts Dr. Mario Eylert über kollektivarbeitsrechtliche Möglichkeiten im Profisport sowie deren Chancen und Risiken.
Brauchen Bundesligisten Betriebsräte?
Wie so oft im sportrechtlichen Kontext wurde zunächst überlegt, ob kollektivrechtliche Regelungen überhaupt zur Fußballbranche passen würden. Zu berücksichtigen sind hier die Besonderheiten des Sports und vor allem die Schnelllebigkeit des Profigeschäfts. Deshalb halten sich die wenigen Betriebsräte, die es bisher bei Clubs im Profifußball gibt und die jedenfalls theoretisch auch für die Belange der Lizenzspielerabteilungen zuständig sind, aus deren Angelegenheiten raus. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass ein Fußballclub ein Wirtschaftsunternehmen ist und eine Arbeitnehmervertretung insbesondere für die „normalen“ Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen förderlich wäre.
Tarifverträge zur Förderung von Fußballspielerinnen
Ein Tarifvertrag ist insbesondere zur Förderung von Fußballspielerinnen denkbar. Almuth Schult konnte bildhaft darstellen, wie viel schlechter die Behandlung im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen aussieht. Vor dem Hintergrund scheint ein Tarifvertrag, der ein Mindestgehalt und Regelungen zum Mutterschutz enthält, wünschenswert. Es bleibt abzuwarten, ob sich zuständige Tarifvertragsparteien finden und eine entsprechende Regelung treffen wollen.
Entgeltgleichheit im Profifußball?
Am Ende der Diskussion wurde in dem Zusammenhang das jüngste Urteil des Bundesarbeitsgerichts zur Entgeltgleichheit ins Spiel gebracht: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit auch im Profifußball? Ein Thema über das es sich lohnt nachzudenken.
Der Abend wurde abgerundet mit einem gemeinsamen Abendessen und Public Viewing des HSV-Relegationsspiels. Ein großer Dank gilt dem Hamburger Verein für Arbeitsrecht e. V., der die Veranstaltung finanziell unterstützt hat.