(Noch) kein Ende in Sicht

Lunchtime Lecture zur Euro-Krise.

Forschung & Fakultät |

Man liest es zwar nicht mehr jeden Tag in der Zeitung – aber das heißt nicht, dass das Problem verschwunden ist: Griechenland und die anderen Euro-Mitgliedsstaaten kämpfen weiterhin gegen die Folgen der Finanzkrise. Aus diesem Anlass beleuchteten Professor Dr. Jörn Axel Kämmerer, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht, und der Ökonom und Professor Dr. Hans-Bernd Schäfer auf Initiative von Maike Lorenz, Jahrgang 2011, in einer Lunch-Time Lecture am 5. November 2015 die juristischen und wirtschaftlichen Perspektiven der Euro-Krise. Eine Bestandsaufnahme und Analyse.

Zunächst beschäftigten sich die Professoren damit, wie es zu dieser Krise kommen konnte und warum Griechenland so viele Schulden anhäufen konnte. Schäfer erklärte dies mit dem großen Ungleichgewicht zwischen Griechenlands maroden Staatstrukturen, die eher einem Entwicklungsland glichen, und dessen gute Bewertung auf dem Finanzmarkt als Euro-Mitgliedsstaat. Perfekte Konditionen für das Land, sich weiter Geld zu leihen, bis sein aufgeblähter Haushalt ans Tageslicht kam. Aber wie konnte aus der Griechenland-Krise eine Euro-Krise werden? Dies erklärte Kämmerer unter anderem mit dem Ungleichgewicht in der Union, indem die Währungspolitik in den Händen der EZB liege, aber die Wirtschaftspolitik weiterhin Aufgabe der Mitgliedsstaaten bleibe – während solche Länder wie Griechenland von den Vorzügen einer gemeinsamen Geldpolitik profitierten, unterläge die Wirtschaftspolitik einer nur mangelhaften Kontrolle.

Die ersten Kredite zur Rettung Griechenlands wurden 2010 ausgezahlt – die rechtlichen Bedenken, insbesondere das Verbot des "bail out", sind groß. Fünf Jahre und einige Hilfsprogramme später sind wir laut Kämmerer allerdings wieder auf dem Stand von vor zwei Jahren. Und jetzt? Schäfer und Kämmerer skizzierten ein paar Lösungswege und zeigten deren Probleme auf – zum Beispiel würde ein Austritt Griechenlands aus juristischer Perspektive weder zeitnach möglich sein noch würde dies zur Erholung der griechischen Wirtschaft führen. Der Lösungsvorschlag der Professoren lautete die Gründung einer Bankenunion, in der Banken unter supranationaler – und nicht nationaler – Aufsicht stehen.

Ein spannender Vortrag von zwei Experten, die das Thema "Eurokrise" sehr anschaulich und leicht nachvollziehbar erklärten.

Text

Isabella Naujoks, Studentin

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