On the crime of being a human rights defender

Philippinische Journalistin berichtet vom Leben unter Rodrigo Duterte

Am 21. Oktober 2020 fand  im Rahmen des Studium generale im Auditorium der Bucerius Law School eine Veranstaltung der Amnesty International-Hochschulgruppe und der „Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte“ statt. Die Stiftung gibt politisch Verfolgten einen sicheren Ort, um in Hamburg ihrer Arbeit nachzukommen. Die Stipendiaten kehren nach einem Jahr in ihr Land zurück, wo die in Hamburg geknüpften Kontakte sie auch weiterhin schützen sollen.

Stipendiatin in diesem Jahr ist auch Ellen Tordesillas, eine Journalistin  aus den Philippinen. Sie berichtete den anwesenden Studierenden von der politischen Geschichte der Philippinen, dem dortigen Drogenkrieg und der Verzerrung des politischen Diskurses durch massive „Fake News“. Moderiert wurde die Veranstaltung von Charlotte Gehl und Timon Weiler, Studierenden der Bucerius Law School aus dem Jahrgang 2019.  

Von Marcos zu Duterte
 

Als ehemalige spanische und US-amerikanische Kolonie sei das politische System der Philippinen stark dem US-amerikanischen nachempfunden. Aus diesem Grund seien Demokratie und Menschenrechte stets als wichtig empfunden worden. Aber nachdem der Diktator Ferdinand Marcos – dessen Regierung Tordesillas als „dunkelste Periode der philippinischen Geschichte“ bezeichnet – in einer Bürgerrevolution gestürzt wurde, habe es wenig strukturellen Wandel gegeben. Insbesondere habe sich in den Augen der Bevölkerung die neugewonnene Freiheit nicht in wirtschaftlichen Wohlstand übersetzt. Daher sei 2016 Rodrigo Duterte gewählt worden.

Abbau des Rechtsstaats im Drogenkrieg
 

Duterte habe versprochen, alle Kriminellen und insbesondere alle Drogenabhängigen und -dealer zu töten. So hätten bereits nach einem Jahr über 20.000 Menschen ihr Leben verloren. Die Tötungen würden hauptsächlich durch Milizen durchgeführt und es bestehe keine gerichtliche Kontrolle oder Legitimation. So würden oft auch Zeugen dieser illegitimen Morde getötet, um eine Aufarbeitung zu erschweren. Auch abseits des Drogenkriegs nutze Duterte jede Möglichkeit, Bürgerrechte einzuschränken. Das Land befinde sich aufgrund der Corona-Pandemie seit Monaten in einem harten „Lockdown“, was Demonstrationen unmöglich mache. Kritischen Medien würden nötige Sendelizenzen verweigert.

Kampf gegen Fake News
 

Die Journalistin Tordesillas habe daher die Fact-Checking-Plattform „VERA Files“ gegründet, um gegen Falschinformationen vorzugehen. Auch für diese sei hauptsächlich das Regime verantwortlich. So würden regelmäßig völlig überhöhte Zahlen von Drogenabhängigen genannt und das Militär veröffentliche auf Facebook massive Propaganda.

Sie selbst musste jederzeit damit rechnen, verhaftet zu werden und trug daher immer eine Tasche mit Zahnbürste und Kleidung zum Wechseln für zwei Tage bei sich. Tordesillas‘ Fazit: “The human rights situation in our country is not good”.

Zum Abschluss stand die Journalistin bei Brezeln und Getränken im Foyer des Auditoriums für Fragen bereit.

 

Text

Arne Lemke

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