Die erfolgreiche Annäherung und Verständigung zwischen der Volksrepublik China und der Bundesrepublik Deutschland wird ganz wesentlich von den Menschen geprägt, die als Mittler zwischen den beiden Kulturen wirken. Mit dem Film „China Pioniere – Was vom Fremden übrig blieb“ hat der Bucerius Greater China Talk am 20. September 2018 diese Menschen in den Vordergrund gerückt.
Der Film eröffnete den Zuschauern im voll besetzten Moot Court der Bucerius Law School sehr persönliche Einblicke in die spannenden Lebensgeschichten von jeweils fünf deutschen und chinesischen Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, die schon früh im jeweils anderen Land gewirkt haben. Der vom deutschen Generalkonsulat in Shanghai produzierte Film ermöglichte damit eine einzigartige Perspektive auf die Ursprünge der deutsch-chinesischen Beziehungen vor über 40 Jahren.
Die anschließende Podiumsdiskussion schlug eine Brücke in die Gegenwart. Professor Dr. Hinrich Julius, Fakultät für Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg, hat sieben Jahre lang das Rechtskooperationsbüro der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Peking geleitet. Nachhaltig begeistert habe ihn die Flexibilität und der Pragmatismus, die in der chinesischen Kultur verankert sind. Diese ermöglichen es schnell auf Probleme zu reagieren und mitunter unkonventionelle Lösungen zu finden. Inzwischen koordiniert Julius das EU-Projekt „China-EU School of Law“. Dabei handelt es sich um die erste und einzige Rechtshochschule, die durch das chinesische Bildungsministerium als Kooperation zwischen einer chinesischen und einer ausländischen Universität lizenziert wurde. Dadurch erfährt Julius unmittelbar, wie Studierende den Austausch zwischen unseren Ländern heute erleben. Besonders erfreulich sei, dass sich die Studierenden heute viel offener und ohne Vorurteile begegnen.
Dr. Song Cheng, Siemens Gamesa Renewable Energy, hat in Aachen promoviert und im Anschluss als Ingenieur und Manager in einem deutschen Konzern Karriere gemacht. Sein Lebensmittelpunkt wechselte dabei mehrmals zwischen Deutschland und China. Dabei sei er so intensiv in die deutsche Kultur eingetaucht, dass ihm häufig bescheinigt würde in mancher Hinsicht „deutscher zu sein als die Deutschen“. Gleichwohl sei es ihm wichtig auch seine chinesischen Wurzeln zu wahren und so als Brückenbauer zwischen den Kulturen zu wirken. Julius und Cheng betonen beide die Wichtigkeit, der jeweils anderen Kultur mit der Offenheit und Bereitschaft zu begegnen, sich auf etwas völlig Fremdes einzulassen. Diese Grundhaltung ermögliche es den Austausch mit der fremden Kultur als große persönliche Bereicherung zu erleben.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung bei Brezeln und Wein ihre Eindrücke und persönlichen Erfahrungen zum Austausch zwischen China und Deutschland vertiefen.