Politisch engagieren – aber wie?

Podiumsdiskussion mit Ria Schröder und Damian Boeselager

Einen Tag nach dem Anschlag in Hanau ist die Stimmung im Auditorium der Bucerius Law School am 20. Februar 2020 aufgewühlt, als Ria Schröder, Alumna der Hochschule, Vorsitzende der Jungen Liberalen und Kandidatin für die Hamburger Bürgerschaftswahl, und Damian Boeselager, Gründungsmitglied von Volt und Mitglied des Europäischen Parlaments, das Podium betreten. Beide wurden eingeladen, um im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Zukunftsdialog“ der ZEIT-Stiftung über das Thema „Politisch engagieren – aber wie? Unterschiede und Parallelen zwischen jungen politischen Bewegungen und Parteien“ unter Moderation von Stefan Endeward zu diskutieren.

In Anbetracht der aktuellen Ereignisse stellte Schröder, die gerade von einer Demo gegen rechtsextreme Gewalt kam, ihre Hauptbotschaft direkt an den Anfang: „Engagement startet und endet nicht mit der Mitgliedschaft in einer Partei, für zivilgesellschaftliches Engagement sind keinerlei Qualifikationen nötig, also engagiert euch!“

Engagierte Menschen müssen den Weg ins Parlament finden

Dass sei aber noch nicht alles, fügte Boeselager hinzu, engagierte Menschen müssten auch den Weg ins Parlament finden, denn um konstruktiv etwas verändern zu können, müsste man auch zum Kern des Problems vordringen. Dies sei zumindest der Grund gewesen, warum er gemeinsam mit Andrea Venzon und Colombe Cahen-Salvador Volt als Bürgerbewegung gegründet habe, aber dann auch den Schritt ins Europaparlament gewagt habe.

Auch Schröder betonte, dass der Eintritt in etablierte Parteien für junge Menschen auch neben Bewegungen wie Fridays for Future oder Pulse of Europe eine echte Chance darstellen würden: Denn dadurch, dass die Parteien Mitglieder verloren hätten, würden sich für junge Interessierte neue Türen öffnen. Es brauche junge Menschen, die Veränderungen fordern und neue Ideen bringen, um die Rolle der Parteien in der Gesellschaft zu stärken und die Demokratie zu schützen. Gerade in den Jugendverbänden der Parteien gebe es die Möglichkeit, Gedanken zu äußern, die in der Realpolitik vielleicht absurd erscheinen mögen, so z.B. die Forderung der Hamburger Jungen Liberalen zur Abschaffung der Wahlaltersbeschränkung.

Volt – politische Bewegung mit den Vorteilen einer Partei

Boeselager knüpfte daran an und erklärte, was Volt besonders mache: Da Volt als Bürgerbewegung gestartet und nun als Partei in 16 Europäischen Ländern vertreten sei, verbinde Volt viele Charakteristiken einer politischen Bewegung, wie z.B. die sehr niedrigschwellige Beteiligung durch sogenannte listening tours, mit den Vorteilen einer Partei, also insbesondere mit der Möglichkeit ins Europaparlament oder in die Hamburger Bürgerschaft gewählt zu werden.

Nach dieser Einführung wurde das Podium für Fragen aus dem Publikum geöffnet, die vom Umgang mit der AfD oder dem „alten weißen Mann“ hin zu der Frustration junger Menschen mit der Tagespolitik reichten.

Insbesondere diesen letzten Punkt wollten Schröder und Boeselager aber nicht so stehen lassen: Denn Engagement in politischen Parteien und Bewegungen oder anderswo sei nie umsonst und auf keinen Fall sinnlos. Konfrontiert mit Ereignissen wie in Hanau sei es stattdessen die einzig mögliche Antwort auf die gegenwärtige politische Situation.

 

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Charlotte von Fallois

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