Prof. Dr. Paulina Starski lehrt jetzt in Graz

Sydney und New York, jetzt lehrt Paulina Starski in Graz, angefangen hat sie an der Bucerius Law School - Forschungsheft 2021/22: Artikel #9

Forschung & Fakultät |

Neuer Anfang in Graz

Ende 2020 habe ich als Universitätsprofessorin für Öffentliches Recht und Global Governance an der Universität Graz angefangen und nun plane ich, mit meinem Mann und meinem vierjährigen Sohn Emil nach Graz zu ziehen. Obwohl ich eher ein Metropolen-Mensch bin und meine Stationen in Melbourne, New York und Sydney genossen habe, fühle ich mich doch in Graz sehr wohl.

Die Fakultät ist großartig, dort wird eine sehr fortschrittliche Rechtswissenschaft betrieben und man hat freie Hand, um zu forschen und kreativ zu sein. Die Altstadt ist ein kleines Juwel: Wenn Restaurants, Museen und Theater geöffnet sind, kommt ein bisschen Dolce Vita-Feeling auf, als wäre man in einem kleinen Florenz.

Verwurzelt an der Bucerius Law School

Nach Stationen in Heidelberg, Köln, Berlin und Freiburg geht es jetzt also nach Österreich. Die Wurzeln meiner wissenschaftlichen Laufbahn liegen aber in Hamburg – an der Bucerius Law School, die mich seit dem Beginn meines Studiums im Jahr 2001 stark geprägt hat. Ihre Philosophie und internationale Ausrichtung haben mich begeistert.

Zudem entsprach ein Studium dort ganz meinem Naturell: Ich probiere gerne Neues aus. Meine Verbindungen zur Bucerius sind nach wie vor stark, viele meiner Freund*innen haben hier studiert oder geforscht. Ich durfte auch nach meinem Wechsel an das fantastische MPI in Heidelberg regelmäßig Lehraufträge wahrnehmen. Man kann sich nicht wirklich von der Bucerius loslösen – aber das will ich auch gar nicht!

Juristisches Vorbild aus der Familie

Durch meine Dissertation habe ich zudem meine Leidenschaft für Wissenschaft und Forschung entdeckt. In dieser Hinsicht hat mich mein Großvater stark geprägt: Ich komme ursprünglich aus Polen und er, der aus einfachsten Verhältnissen stammte, wurde ein erfolgreicher Jurist in Łódź. Er hatte einen sehr wissenschaftlichen Zugang zum Recht und hat mich früh hierfür begeistern können.

Ich habe auch schon in der anwaltlichen Praxis gearbeitet und auch diese Dimension der Juristerei reizt mich. Genuine Leidenschaft empfinde ich aber für die Wissenschaft – in erster Linie die grundlegenden Fragen. Wie funktioniert die Welt? Was ist der Staat, was sind Grundrechte, wie funktionieren die UN, wie sind Rechtsordnungsebenen miteinander verschränkt, wie werden Normkonflikte ausgelöst? Ich habe den Drang, alles zu hinterfragen, was als gegeben hingenommen wird.

Klimarecht für die Studierenden in Graz

In Graz konzipiere ich gerade ein neues Projekt, in dessen Zentrum Klimaschutzklagen stehen. Wir wissen alle, welche katastrophalen Entwicklungen und gesellschaftlichen Umwälzungen uns angesichts der Klimaerwärmung drohen – in meinem Forschungsbereich einen kleinen Beitrag zur Problemlösung zu leisten, finde ich wichtig, gerade als Mutter eines kleinen Sohnes. Ich werde also unterschiedliche Formen der Climate Change Litigation vergleichen und verfassungsrechtliche Dogmatik aufdröseln.

Der Staat hat eine Schutzpflicht für seine Bürger*innen, aber es ist schwer, den Staat zu verklagen mit dem Ziel, ihm Vorgaben zu machen, wie er das Klima schützen soll. Mitten in der Konzipierungsphase wurde ich von dem wissenschaftlich extrem spannenden Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz überrascht, der uns mit der Idee intertemporaler Freiheitssicherung konfrontiert. Dies liefert mir enorm viel wissenschaftliches Futter.

Pauline Starski in der Tagesschau

Außerdem finde ich es zentral, dass die Wissenschaft ihre Erkenntnisse nach außen trägt. Ein sehr großes Forum hierzu boten mir meine Auftritte in der Tagesschau24, in die ich mehr oder weniger zufällig stolperte. Aber über einen Kontakt an der Bucerius Law School kam die Tagesschau24 auf mich zu und ich war dort ein paarmal als Expertin zum US-amerikanischen Verfassungsrecht in der Trump-Zeit zu sehen.

Demokratie und Recht

Für mich stand dann wiederum der Rücktransfer in die Wissenschaft und Lehre im Mittelpunkt und ich habe für meine Studierenden in Graz basierend auf meinen neuen Erkenntnissen ein Seminar gemacht: ‚US-Verfassungsrecht in Zeiten von Trump‘. Lehre, Wissenschaft und Kommunikation miteinander kombinieren zu können, ist großartig, denn letztendlich erfüllt unsere Wissenschaft ja einen gesellschaftlichen Zweck: Impulsgeberin im demokratischen Diskurs zu sein.

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momentum,

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