Im Rahmen der Triennale der Fotographie Hamburg eröffnete Fotografin und Regisseurin J. Jackie Baier im Rahmen einer feierlichen Vernissage am 7. Oktober die Ausstellung ihrer Fotosammlung Das Royal – Portfolio im Foyer der Bucerius Law School. Doch statt Bildern der Queen und königlich-steifem Zeremoniell zeigte diese Ausstellung Szenen aus dem Leben transsexueller Prostituierte aus der Berliner Royal Bar.
Die Künstlerin war selbst eine von ihnen: Als Barfrau, die dort auch "Freier machte", durfte sie die Mitarbeiterinnen der Bar fotografieren. Die Prostituierten bekamen dafür im Gegenzug einen Erinnerungsabzug und damit für sie einen "Beweis, dass sie schön waren - für die Ewigkeit!"
Royal entwickelte Baier mit Unterstützung des VGBK Kulturwerk als Langzeitdokumentation, um das Leben und die Geheimnisse der abgebildeten Mädchen und Frauen zu erforschen. Die Künstlerin schuf dabei die Fotosammlung nicht nur als Dokumentation einzelner Schicksale, sondern gleichsam als „Archiv unserer Sehnsüchte“.
Eine der Frauen, die Baier in der Royal Bar kennenlernte, ist Julia, eine junge Transsexuelle aus Litauen, deren Lebensweg die Künstlerin in ihrer preisgekrönten Dokumentation Julia verfilmte.
Genau diese Verbindung zwischen Fotos und Dokumentation reizte auch zwei Studierende der Bucerius Law School, Anna Faure und Vincent Möller, in Kooperation mit der ZEIT-Stiftung und mit Unterstützung der Hochschule eine Ausstellung zum Thema Royal Bar zu organisieren. Nachdem sie Jackie Baier bei einer Portfolio-Show in den Deichtorhallen kennengelernt hatten, wollten sie die faszinierenden und provokanten Bilder der Künstlerin unbedingt auch in die Räume der Hochschule bringen. Die Spannung zwischen Dargestelltem und Ausstellungsort sollte dabei den Diskurs anregen und zugleich dazu einladen, sich mit dem Gesehenen direkt auseinanderzusetzten. Denn schließlich zeigen die Fotos eine „unfassbare Parallelwelt“, in die die meisten Zuschauer wohl keinerlei Einblick haben. Auch die Vorführung des Dokumentarfilms Julia an der Hochschule sollte deswegen die Besucher in diese fremden Lebenswelten mitnehmen und zum Nachdenken einladen.
Genau wie die Royal Bar schloss jedoch auch die Ausstellung am 18. November wieder ihre Türen – jedenfalls bis zum nächsten Mal, wenn wieder neue Kunstwerke das Foyer der Bucerius Law School schmücken werden.